Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Geschichte ans Licht bringen (+Audio)

 

Jugendliche aus der Gemeinde Zülz haben zwei Tage lang einen in Haselvorwerk (Laskowiec) abseits gelegenen Friedhof sauber gemacht. Einen Friedhof, von dem kaum jemand wusste. Bis Montagmorgen war es mehr eine Ansammlung von Bäumen zwischen Feldern. Nun wurde er im Rahmen des VdG-Projekts „Vor dem Vergessen bewahren” gründlich aufgeräumt.

 

Bu: Jugendliche aus der Gemeinde Zülz entdecken vergessene Geschichte in Haselvorwerk.
Foto: Manuela Leibig

 

 

 

So sah der Friedhof vor der Aktion der Jugendlichen aus.
Foto: Marek Dziony

 

 

Foto: Marek Dziony

 

 

Diakon Marek Dziony aus Zülz nahm das Projekt des Verbandes deutscher Gesellschaften „Vor Vergessenheit bewahren“ als erster in Angriff. „Als ich klein war, hieß es: Hier spukt es. Ich glaube, es war die Angst der Menschen davor, dass der Friedhof deutsch und evangelisch war. Das Dorf Haselvorwerk wurde erst in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts gegründet. Damals kamen wahrscheinlich sehr viele Evangelische aus dem Westen Deutschlands zugezogen“, erzählt Marek Dziony. Der Friedhof wurde nicht vernichtet, aber die Natur hat das gemacht, was sie halt macht, alles war zugewachsen und verwildert. „Aus Gesprächen mit älteren Bewohnern der Dörfer hier weiß ich, dass es noch vor ca. 30 Jahren hier ganz viele Grabsteine gab. Aber viele mussten von einem Steinmetz geraubt worden sein. Der hat sie bearbeitet und weiterverkauft. Seit einigen Jahren wollte ich etwas mit dem Friedhof machen. Da kam das Projekt des VdG wie gerufen“ freut sich Marek Dziony.

 

Unterstützung bekam der Ideengeber von Jugendlichen. Julia Otte aus Zülz (Biała) war letztes Jahr in Rowe, wo sie auch mit anderen Jugendlichen aus der Woiwodschaft Oppeln einen alten Friedhof gerettet hat. Das Projekt am Meer, das der Verband der deutschen Gesellschaften organisiert hat, hat ihr sehr gefallen und als sie Marek Dziony aus Zülz angesprochen hat mit der Idee, in ihrer Gemeinde was ähnliches zu tun, hat sie gleich „Ja“ gesagt. „Ich habe ein paar andere Jugendliche gefragt, einige Geräte organisiert und so haben wir am Montag hier angefangen. Wir haben schon elf Grabsteine und ein Kreuz gefunden. Das ist sehr spannend“, so die 17-Jährige.

 

 

Michał Puzio kommt aus Haselvorwerk und wusste, dass sich in den Gebüschen ein Friedhof befindet. Letztes Jahr hat er diesen Ort fotografiert. Sein Foto ist im Bildband über die Gemeinde Zülz zu sehen. An den Arbeiten nimmt er teil, weil er sehr neugierig war: „Gestern war es noch ein Riesengebüsch, wir haben hier alles sauber gemacht und heute putzen wir die Grabsteine. Es ist toll, dass wir die Geschichte hier ans Licht bringen“, so der 17-Jährige.

Die Konsulin der Bundesrepublik Deutschland in Oppeln, Birgit Fisel-Rösle, besuchte die Jugendlichen vor Ort: „Die Initiative begeistert mich. Junge Menschen nutzen ihre Sommerferien, um das Erbe der Region zu erhalten, das ist klasse“, so die Konsulin, die Handschuhe mitgebracht und mit angepackt hat.

 

Mit dem Projekt des VdG „Vor dem Vergessen bewahren“ können noch 14 solche Friedhöfe polenweit gerettet werden. Interessierte sollten sich bei der Jugendbeauftragten des VdG, Beata Sordon, melden.

 

Manuela Leibig

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