Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Geschichte erwacht zum Leben

In den letzten Wochen sind im Zentrum des Dorfes Friedersdorf, im Landkreis Neustadt, neue Wandgemälde entstanden, inspiriert von alten Fotografien der Dorfbewohner. Die Initiatorin des Projekts ist Róża Zgorzelska, die sich seit Jahren für die Bewahrung des lokalen Erbes engagiert.


Róża Zgorzelska ist die Hüterin der Pfarrscheune, in der neben einer Sammlung schlesischen Porzellans und typischer schlesischer Einrichtungselemente auch eine umfangreiche Fotosammlung zu finden ist.

Foto: Grupa Murki

„Unsere ältesten Fotografien reichen bis ins Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Wir haben auch viele Fotos aus der Zeit vor und nach dem Krieg, die das Leben der Menschen in Friedersdorf darstellen“, erzählt Frau Zgorzelska. „Zum Glück sind viele dieser Bilder in Papierform erhalten geblieben. Früher hatten Fotografien eine tiefere Bedeutung, sie bewahrten Momente und verbanden Menschen, die sie gemeinsam bewunderten. Heute machen junge Leute oft Fotos, aber sie entwickeln sie nicht, dabei wäre es wichtig, sie auch in traditioneller, gedruckter Form zu bewahren. Bilder sagen mehr als tausend Worte.“

Die offizielle Präsentation der Wandgemälde ist für den 20. Oktober geplant.

Tradition und Moderne verbunden

Inspiriert von diesem Gedanken initiierte Róża Zgorzelska bereits im letzten Jahr das Projekt des Mural-Wegs in Friedersdorf im Rahmen des Wettbewerbs „Opolska Wieś Przyszłości – Wieś Malowana“ des Oppelner Marschallamtes. Der Verein der Dorferneuerung Friedersdorf führt das Projekt „Mural-Weg: von der Vergangenheit in die Zukunft“ durch. Im Jahr 2023 entstanden vier Wandgemälde, die unter anderem einen Schäfer aus einer Dorflegende, einen Bauern bei der Feldarbeit und die Schutzpatronin der Schule, Schwester Anna Kaworek, darstellen. Im Jahr 2024 sollen weitere vier Murale entstehen, von denen drei bereits realisiert wurden, das vierte wird im August fertiggestellt. Alle Murale beziehen sich auf die Tradition und Geschichte des Dorfes. Für deren Ausführung ist die Gruppe „Murki“ verantwortlich, die sich aus Studierenden und Absolventen der Kunstfakultät der Universität Oppeln und der Kunstakademie Breslau zusammensetzt.

Foto: Grupa Murki

Zwei der Murale befinden sich an der neuen Bushaltestelle. Eines zeigt eine junge Frau in traditioneller schlesischer Tracht mit einem Fahrrad. Das historische, hundertjährige Foto wurde im Atelier der Familie Dietrich in Oberglogau aufgenommen. Die Frau trägt eine Jacke, genannt „Jupka“, einen Rock mit Schürze („keca z fortuchym“) und unter den Ärmeln blitzen „Kaniczki“ (spezielle Spitzen) hervor. Das zweite Mural ist für Róża Zgorzelska besonders wichtig und emotional, da es sie selbst im Alter von fünf Jahren zusammen mit ihrer Freundin Lucyna zeigt, ebenfalls auf Fahrrädern.

Foto: Grupa Murki

Einwohner sind begeistert
„Wir bemühen uns, dass die Murale und ihre Motive zu den Orten passen, an denen sie sich befinden. Deshalb haben wir die Fahrradbilder an der Bushaltestelle angebracht, einem wichtigen Ort für die Fortbewegung der Dorfbewohner. Das dritte Mural, das Dorfbewohner, Großeltern mit ihrer Enkelin zeigt, befindet sich bei uns in der Pfarrscheune, als Treffpunkt und Ort der Integration. Das letzte, vierte Mural, das erst jetzt im August entstehen wird, zeigt eine Gruppe von Erstklässlern, die mit Einschulungstüten – ‚tyty‘ genannt – zur Schule gehen. Das Mural wird sich an der Giebelwand des Schulgebäudes befinden“, erklärt Róża Zgorzelska.

Die Murale erfreuen sich bereits jetzt großer Beliebtheit. Während ihrer Entstehung hielten viele Menschen an, um mit den Künstlern zu sprechen und den Entstehungsprozess dieser großformatigen Kunstwerke zu bewundern.
Die offizielle Präsentation der Murale ist für den 20. Oktober geplant. Im Rahmen der Veranstaltung wird ein Spaziergang entlang des Mural-Wegs stattfinden, außerdem werden zweisprachige Beschreibungen der einzelnen Werke angebracht.

Andrea Polański

 

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