Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Gespräche im Ministerium

Vertreter der deutschen Minderheit kamen heute im Bildungsministerium mit Staatssekretären mehrerer Ressorts zusammen, um über das Problem der Kürzung des Deutschunterrichts als Minderheitensprache zu diskutieren. Ein klares Signal zum Richtungswechsel gab es allerdings nicht.

 

Da die Kürzung der Deutschstunden von drei auf eine in der Woche durch das Bildungsministerium eingeführt wurde, weil PiS-Politiker betonen, dass die Bundesrepublik den Polnischunterricht in Deutschland nicht finanziere, nahmen an diesem Treffen nun neben Vertretern des Bildungs- und Innenministeriums auch die des Außenministeriums teil. Anwesend war auch der Gesandte der deutschen Botschaft Martin Kremer, was die Diskussion streckenweisen auf die deutsch-polnische politische Ebene führte.

 

Erpressung?

„Wir steckten in einem Gespräch, das polnischerseits vom Symmetriegedanken geleitet war“, sagt VdG-Vorsitzender Bernard Gaida. Die polnische Regierung signalisierte zwar Bereitschaft zu konkreten Schritten, zunächst müsse sich aber Deutschland auf die dort lebenden Polen zubewegen. „Deswegen war es für mich besonders wichtig, dass der Gesandte Kremer betont hat, die Bundesregierung versuche politische Probleme konkret zu definieren und Lösungen zu finden. Auch für die Polen in Deutschland werden Lösungen gesucht, aber die Voraussetzung für weiteren Dialog ist die Beseitigung der erst jetzt eingeführten Diskriminierung der deutschen Minderheit in Polen“, sagt Bernard Gaida.

Łukasz Jastrzembski, der bei dem Treffen den Schlesischen Selbstverwaltungsverein vertreten hatte, zeichnet für diese  aktuelle Situation das Bild einer Familie:

 

„Wir haben eine deutsche Mutter und einen polnischen Vater, beide haben ein Kind – die deutsche Minderheit. Der Vater sagt nun aber zu der Mutter, er werde das Kind so lange schlagen, bis sie das tue, was er von ihr verlange. So sieht das für mich hier leider aus und die Opfer sind natürlich die Kinder in den Schulen, die viel weniger Deutschunterricht erhalten sollen“.

 

Praktische Probleme

Auf die praktische Seite der aktuellen Situation wies Katarzyna Król, Deutschlehrerin und Direktorin der Grundschule Nr. 1 in Kandrzin-Cosel hin. „Das eine ist die große deutsch-polnische Politik. Das andere ist der Umgang mit der Situation hier und heute. Wir in den Gemeinden und Schulen müssen uns darauf einstellen, dass wir ganz konkrete Schritte unternehmen müssen, sollte es kein Umdenken in der nächsten Zeit geben. Die Organisationsbögen für das kommende Schuljahr sind fällig und nach derzeitiger Lage wird aufgrund der Kürzungen bis Ende Mai einem Teil der Lehrer die Kündigung ausgesprochen werden müssen. Neben den Kindern, die einen beträchtlichen Teil an Deutschstunden verlieren, sind es die Lehrer, die unmittelbar betroffen sind“, sagt Katarzyna Król.

 

(v.l.) Rafał Bartek, Katarzyna Król, Bernard Gaida, Łukasz Jastrzembski und Ryszard Galla.
Foto: facebook.com/Rafał Bartek

 

Polnisches Recht

Auf diese dringenden Probleme, so die Minderheitenvertreter, sei die polnische Regierungsseite aber nicht eingegangen. Sie poche weiterhin auf den deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrag, der deutscherseits nicht eingehalten werde.

 

„Ich habe deshalb appelliert, dass beide Seiten ihre gegenseitigen Probleme anderweitig lösen sollten. Im Fall des Deutschunterrichts geht es ja konkret um polnisches Recht, das sich seit der Unterzeichnung des Nachbarschaftsvertrages weiterentwickelt hat. Und eben dieses Recht, das wir als Bürger Polens genießen sollten, wurde uns jetzt genommen. Wir wollen ja nichts mehr, als das Gleiche, was die anderen Minderheiten in Polen haben“,

 

sagt Bernard Gaida.

Einen konkreten Schritt nach Vorne gab es also nicht. Die Schuldirektorin aus Kandrzin-Cosel Katarzyna Król meint sogar, die Minderheit und ihre Anliegen stehen in Warschau gar nicht wirklich zur Debatte: „Es ist ein rein politisches Problem und wir, vor allem aber die Kinder, sind Geiseln dieser Politik. Ich hoffe nur, die angekündigten weiteren Gespräche bringen schnell eine akzeptable Lösung des Problems“.

Die polnische Regierungsseite signalisierte Gesprächsbereitschaft in einer Arbeitsgruppe. Diese soll im Mai tagen, auch wenn nicht ganz klar ist, wer daran teilnehmen soll. Für die deutsche Minderheit ist es letztendlich wichtig, dass die Kürzung des Deutschunterrichts noch lange vor Beginn des kommenden Schuljahres zurückgenommen wird.

An dem Treffen nahmen neben Bernard Gaida, Łukasz Jastrzembski und Katarzyna Król, auch der Abgeordnete der deutschen Minderheit Ryszard Galla und der Chef der Oppelner deutschen Minderheit Rafał Bartek teil.

Rudolf Urban

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