Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Gottesdienst muss attraktiver werden

Die Messen in der Sprache des Herzens sind ein Teil der Identität dieser Menschen.

Vor Jahrzehnten noch undenkbar, heute für viele unabsehbar: Die deutschsprachigen Messen wurden im demokratischen Polen ein essentieller Teil des schlesischen Daseins als Christ. Doch in Zeiten, in denen die Menschen sich immer mehr dem Glauben entfremden, wird auch die Frage rund um diese Gottesdienste gestellt.

 

Einen Grund, um sich Gedanken über die deutschen Messen zu machen, findet man etwa in Hindenburg. Dort wird am zweiten Juniwochenende das 25-jährige Jubiläum der deutschen Messen gefeiert. Viele Mitglieder der deutschen Minderheit werden sich jedoch noch viel früher an die erste deutsche Messe in Schlesien auf Deutsch erinnern. 1989 versammelten sich tausende Menschen auf dem Sankt Annaberg, um den schon legendären deutschen Gottesdienst mitzuerleben, den sogar der polnische Papst Johannes Paul II. befürwortet hat. Seitdem wurden Dutzende deutschsprachige Messen in kleineren und größeren Orten Schlesiens gehalten, meistens in den Morgenstunden, nicht überall aber jeden Sonntag.

 

In der Sprache des Herzens

 

Der Gedanke hinter den deutschen Messen, die natürlich vor allem für die schlesische deutsche Minderheit gehalten werden, ist für die Gläubigen, wie auch für die meisten Geistlichen klar: „Die Messen in der Sprache des Herzens sind ein Teil der Identität dieser Menschen. Der Mensch betet in der Sprache, die er als erste erlernt hat und wir können das bezeugen, dass die Menschen, die sich noch an die deutschen Zeiten Schlesiens erinnern, diese beichten sogar immer noch auf Deutsch“, sagt Pfarrer Joachim Kobienia aus der Oppelner Kurie. Für die Kirche sind die deutschsprachigen Messen aber nicht nur das Entsprechen einem Bereuens, sondern auch Aufgabe: „Wenn es Menschen gibt, die sich als nationale Minderheit fühlen, dann ist die Kirche auch dabei und will auch mithelfen“, so Prof. Marcin Wrobs vom Theologischen Institut der Universität Oppeln. Worbs erklärt, dass die Kirche „für alle da sei“ und diesbezüglich sich auch bemühen sollte, den Erwartungen der deutschen Minderheit zu entsprechen.

 

Immer noch gebraucht?

 

Doch im Laufe der Jahre werden diese Bemühungen immer wieder in Frage gestellt: „Bei uns gibt es seit längerem ein Problem mit der deutschen Messe. Der Pfarrer wollte sie einstellen, weil er meinte, dass zu wenig Menschen zu der Messe kommen. Er wolle für eine Handvoll keine halten. Manchmal müssen wir um die Messe richtig kämpfen“, sagt Herr Peter aus der Region um Beuthen, der anonym bleiben will. Immer wieder werden in vielen Pfarreien Schlesiens Stimmen über die geringe Frequenz bei den deutschen Messen laut, 60-70 Menschen (hauptsächlich ältere) bei der Messe sei das Maximum, geben selbst die optimistischen Mitglieder zu. Dabei sei auch die Unmöglichkeit einen Kompromiss zu schließen ein Faktor. Vielen Mitgliedern ist eine frühe Morgenstunde für die deutsche Messe ungelegen, die Seelsorger hingegen, wollen eine gelegene Uhrzeit für den deutschsprachigen Gottesdienst nicht preisgeben, wo doch „nur eine Handvoll daran interessiert sei“.

 

Gottesdienst muss angepasst werden

 

Der schwindenden Teilnehmerzahl an deutschen Messen ist sich auch dem Seelsorger der deutschen Minderheit Peter Tarliński bewusst. Für ihn sei dies jedoch darauf zurückzuführen, „dass sich die Wirklichkeit verändert hat“, die „Älteren seien von uns gegangen und viele der Jungen ausgewandert“, dies sei jedoch „ein natürlicher Prozess“. Trotzdem sieht Tarliński eine Zukunft für die deutschsprachigen Messen. Dafür müsse man aber „den Gottesdienst auf solche Wege gestalteten, dass die Menschen auch dazu kommen“, dies tue man zum Beispiel durch die entsprechende Auswahl von Lektoren oder der Musik, die Atmosphäre des Gottesdienstes müsse besonders sein. Diesen Fragen müsse die Kirche versuchen nachzugehen, denn „es sei die Aufgabe der Kirche, den Glauben der Menschen zu festigen“, so Tarliński. Die von ihm angesprochenen Aufgaben sollten jedenfalls mit hoher Priorität angegangen werden, sonst werden Jubiläen wie das in Hindenburg in Zukunft seltener.

 

Łukasz Biły

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