Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Heimat bewahren

Die Österreich-Bibliothek in Oppeln lud im Rahmen des „Österreichischen Frühlings“ zum Autorentreffen mit Utz Rachowski ein. Seinen ersten kritischen Aufsatz, der Aufsehen bei den Lehrern erregte, schrieb er mit 13 Jahren.

„Zwei Jahre später sagte zu einem anderem Aufsatz von mir einer dieser Parteimenschen an der Schule, es wäre in der 11. Klasse ein Fall für den Staatsanwalt“, erinnert sich der 1953 in Plauen im Vogtland (DDR) geborene Utz Rachowski. 1979 wurde er wegen der Verbreitung literarischer Werke (unter anderem von Reiner Kunze und Wolf Biermann) unter dem Vorwurf „staatsfeindlicher Hetze“ inhaftiert. Proteste befreundeter Autoren führten 1980 zu seiner Entlassung in die Bundesrepublik. „Ich war wie Czesław Miłosz 30 Jahre lang darauf eingestellt, nie mehr in meine Heimat zurückkehren zu können. In der Fremde schrieb ich viel über meine Heimat, ich wollte sie mir bewahren. Das war keine rationale Entscheidung, die Natur hat gedrängt, das aufzuschreiben. Der Fall der Berliner Mauer und die Wiedervereinigung waren überhaupt nicht abzusehen. Ich bin sehr mit meiner Heimat, dem Vogtland, dem südlichen Teil von Sachsen verbunden, da lebe ich sehr gern“, so der Autor.

Utz Rachowski beim Autorentreffen in Oppeln
Foto: M. Leibig

Im Vorfeld beschäftigten sich die Studenten der Oppelner Germanistik mit Texten von Utz Rachowski: „Wir haben versucht, einiges ins Polnische zu übersetzen, sodass wir in die Erzählperspektive und in die ästhetische Welt des Autoren eintauchen konnten“, sagt Gabriela Jelitto-Piechulik von der Oppelner Universität, die mit ihren Studentinnen und Studenten zu dem Treffen gekommen ist. „Ich denke, aus dem heutigen Treffen, aus dem, was gelesen wurde, was der Autor uns erzählte, geht hervor, dass man immer die Geschichte hinterfragen muss. Also, dass es keine objektive und einmal geschriebene Geschichte gibt, sondern dass wir die Pflicht haben, weiter zu forschen, nachzufragen und nie eine andere Meinung oder These als unsere eigene anzunehmen“ folgert Gabriela-Jelitto Piechulik.

Manuela Leibig

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