Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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„Hier fanden sie ihren Platz“

Präsident Andrzej Duda traf nun zum fünften Mal mit Vertretern von Minderheiten, Kirchen und Religionsgemeinschaften zusammen.
Foto: Grzegorz Jakubowski/KPRP

 

Zum fünften Mal kamen am vergangenen Dienstag (14. Januar) Polens Staatspräsident Andrzej Duda und Vertreter von nationalen und ethnischen Minderheiten sowie Kirchen und Konfessionsverbänden zu einem Neujahrstreffen zusammen.

 

„Dieses Treffen erinnert an die historische Dimension unseres Heimatlandes und daran, dass in Polen im Laufe der Jahrhunderte Menschen vieler Nationalitäten, Konfessionen und Kulturen lebten. Hier fanden sie ihren Platz, ließen sich nieder und brachten dabei ihre Traditionen mit. Damit wurden sie zu einem Teil dessen, was wir heute als polnische Kultur bezeichnen“, sagte Andrzej Duda beim Neujahrstreffen und hob hervor, dass in der heutigen schwierigen Welt mit ihren verschiedenen Spaltungen – ob zwischen Nationen, Religionsgemeinschaften oder Ethnien – in Polen der Frieden herrsche unter den Menschen, die hier als Nachbarn zusammenleben leben.

 

„Dadurch leben wir in einem so ruhigen und schönen Land. Das ist heute unsere große Errungenschaft vor der Welt und Europa“, so der Präsident.

 

Schwierige Geschichte
Nicht vergessen werden dürfen dabei allerdings, wie Andrzej Duda sagte, auch verschiedene Probleme und Diskussionen über schwierige Themen, wie sie in den gegenseitigen Beziehungen stattfinden. Das habe durchaus seine Daseinsberechtigung in der 1050-jähriger Geschichte des Staates Polen und seiner Menschen. „Natürlich müssen wir aus all diesen schwierigsten Momenten, aus den Beziehungen zwischen koexistierenden Nationen, Ethnien und Konfessionen sowie aus den Problemen, die es damals mitunter zuhauf gab, heute die richtigen Schlüsse ziehen“, so der Präsident.

 

Grzegorz Kuprianowicz, Covorsitzender des Gemeinsamen Ausschusses der Minderheiten und der Regierung
Foto:facebook.com/Strona Mniejszościowa Komisji Wspólnej

An schwierige Geschichtskapitel knüpfte in seiner Ansprache auch Dr. Grzegorz Kuprianowicz, Mitvorsitzender der Gemeinsamen Kommission der Regierung und der nationalen und ethnischen Minderheiten, an. Er nahm dabei insbesondere auf den 100. Jahrestag des Ausbruchs des polnisch-bolschewistischen Krieges Bezug. „Lassen Sie es mich hier bitte verdeutlichen: Es war kein polnisch-russischer Krieg. Es war ein Krieg zwischen denjenigen, die an eine totalitäre Ideologie glaubten, und denjenigen, die traditionelle Werte und die Zukunft ihrer Heimatländer verteidigen wollten. Hierzu sein daran erinnert, dass vor 100 Jahren gegen die Rote Armee gemeinsam mit den Polnischen Streitkräften auch die Armee der Ukrainischen Volksrepublik, sowie weißrussische und russische Truppen kämpften. Und in den Polnischen Streitkräften haben damals auch Angehörige nationaler und ethnischer Minderheiten gedient. Ich möchte uns allen eine tiefe geschichtliche Reflexion wünschen, die wir in der heutigen schwierigen Zeit ganz besonders brauchen“, sagte Kuprianowicz.

 

15 Jahre Minderheitengesetz
Das Jahr 2020 ist für die Minderheiten in Polen auch insoweit ein besonderes, als genau vor 15 Jahren, im Jahr 2005, der polnische Sejm ein Gesetz über nationale und ethnische Minderheiten verabschiede hat – den ersten Rechtsakt, der sich ganz und gar der rechtlichen Situation dieser Gemeinschaften widmete.

 

„Dieses Jubiläum bietet nicht nur die Gelegenheit, darüber nachzudenken, welche Bestimmungen des Minderheitengesetzes sich bewährt haben und welche präzisiert werden müssen. Es ist vor allem eine ausgezeichnete Gelegenheit zu einer umfassenderen Reflexion über den Platz derjenigen Bürger der Republik Polen, die eine sich von der Mehrheitsbevölkerung unterscheidende Tradition, Kultur, Sprache, Religion sowie nationale bzw. ethnische Identität haben, in der gesamten Bürgergemeinschaft des Staates“,

sagte Kuprianowicz und betonte, dass die Verantwortung für die Bewahrung und Weiterentwicklung der Minderheitenkulturen von staatlichen Behörden bewusst gemacht werden sollte. Denn ein Verschwinden lokaler Kulturen und Minderheitensprachen verarme die gesamte kulturelle Hinterlassenschaft der Republik Polen. „Um das zu vermeiden, ist ein entsprechende institutionelle und finanzielle Absicherung nötig, vor allem aber ein Bewusstsein dafür, wie wertvoll diese kleinen Mikrokosmen der Minderheitenkulturen für die Gesellschaft sind“, so Grzegorz Kuprianowicz.
Die deutsche Minderheit in Polen wurde beim Neujahrstreffen durch Peter Jeske aus Köslin vertreten.

 

Rudolf Urban

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