Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Hohe Ehre für eine beeindruckende Frau

Bereits am 6. August erhielt in der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Passenheim (Pasym) Ilse Masuch von der Kreisgemeinschaft Ortelsburg in der Landsmannschaft Ostpreußen den „Prinzessin Anna Wasa Kirchenpreis“. Diesen vergibt die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen an Organisationen und Personen, die sich besonders für eben jene Kirche engagiert haben. Den Preis überreichte das Oberhaupt der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, Bischof Jerzy Samiec.

Ein sonniger Nachmittag in Passenheim. Normalerweise treffen samstags langsam die Gäste für das abendliche Konzert in der örtlichen Evangelisch-Augsburgischen Kirche ein. An diesem Tag gab es im Garten zwischen Pfarrhaus und Kirche aber noch Kaffee und Kuchen – und es waren erstaunlich viele Gäste aus Deutschland sowie evangelische Pfarrer anwesend.

Ilse Masuch mit den Geistlichen Adrian Lazar, Adam Malina, Jerzy Samiec, Paweł Hause und Witold Twardzik (v. l.) in der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Passenheim
Foto: Uwe Hahnkamp

Ausgezeichnetes Engagement
Sie alle waren zu Ehren von Ilse Masuch gekommen, die in einer Feierstunde von der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen geehrt wurde. Der Preis, den sie erhielt, ist nach Prinzessin Anna Wasa (1568 – 1625), der Schwester des schwedischen Königs Sigismund III. Wasa von Polen (1566 – 1632), benannt. „Sie war vielseitig gebildet und setzte sich trotz eigenen Leidens für die Bedürftigen ein“, so der Ortelsburger Pfarrer Adrian Lazar, einer der Antragsteller für die Auszeichnung. „Mit ihrem Preis zeichnen wir Menschen oder Organisationen aus, die sich in schweren Zeiten für unsere Kirche eingesetzt haben.“

Gleich zweimal die Heimat verlassen
Den schweren Lebensweg von Ilse Masuch griff dann der Vorsitzende der polnischen Synode, Pfarrer Adam Malina, auf: „Als Kind vertrieben, kehrte Ilse Masuch 1947 in ihren Geburtsort Rheinswein (Rańsk, Anm. d. Red.) zurück, engagierte sich als Organistin, leitete den Kirchenchor und gab Religionsunterricht. Nach der Emigration 1970 organisierte sie finanzielle Hilfe, schrieb Anträge für öffentliche Gelder und sammelte Mittel bei den ehemaligen Einwohnern, für die sie sich stets einsetzte.“ Für die Pfarrgemeinden Ortelsburg (Szczytno) und Passenheim gewann sie dabei als „Managerin“ Mittel, die den Kirchenbauten in Rheinswein, Ortelsburg, Mensguth (Dźwierzuty) und Passenheim zugutekamen. Die Ehrung selbst nahm das Oberhaupt der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, Bischof Jerzy Samiec, persönlich vor, der Ilse Masuch die Urkunde und die zum Preis gehörende Statuette überreichte.

Wiktor Marek Leyk und Sylwia Jaskulska, Vorstandsmitglied der Woiwodschaft Ermland-Masuren, übergeben Ilse Masuch (rechts) den Reprint des Gesangbuchs.
Foto: Uwe Hahnkamp

Zum Abschied gekommen
Ilse Masuch war bei ihrer Dankesrede doppelt gerührt. Zum einen von der Ehrung für den, wie sie sagte, „selbstverständlichen Einsatz“ für die Kirchen ihrer Gemeinde. Zum anderen war es vermutlich ihre letzte Reise nach Masuren. „Mein Mann und ich kommen beide aus Rheinswein und fahren mit der Familie noch einmal dorthin, um uns zu verabschieden“, äußerte sie wehmütig.

Der Bevollmächtigte für Minderheitenfragen des Marschalls der Woiwodschaft Ermland-Masuren, Wiktor Marek Leyk, selbst Masure und Protestant, schenkte ihr aus diesem Anlass einen Reprint des ersten polnischen evangelischen Gesangbuchs, der zur 500-Jahr-Feier der Reformation gedruckt wurde. „Das ist für den Heimweg. Denn dieses Buch haben alle Masuren bis an ihr Lebensende bei sich“, erklärte er dazu in seiner Ansprache.

Uwe Hahnkamp

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