Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Ich bin nicht ängstlich

Anfang September dieses Jahres hat der ehemalige Vorsitzende der Oppelner SKGD, Norbert Rasch, das Amt des Beauftragten des Vorstands der Woiwodschaft Oppeln für Multikulturalität angetreten. Über seine Pläne, Prioritäten und die Bedeutung dieses Amtes sprach er mit Krzysztof Świerc.

Welche Aufgaben werden Sie als Beauftragter des Vorstands der Woiwodschaft Oppeln für Multikulturalität wahrnehmen?

Zu meinen Aufgaben wird es gehören, den ständigen Kontakt zu den Minderheiten, den fremdsprachigen und fremdkulturellen Gemeinschaften in der Woiwodschaft Oppeln aufrechtzuerhalten und sie über Finanzierungsmöglichkeiten, Treffen, Schulungen und Konferenzen zu informieren. Kurz gesagt, ich stehe vor neuen, sehr wichtigen Aufgaben und der Pflicht, nationale und ethnische Minderheiten in verschiedenen Angelegenheiten und auf vielen Ebenen zu unterstützen. Ich bin mir der Verantwortung bewusst, die auf mir lastet, und ich kann versichern, dass ich mich bemühen werde, so zu handeln, dass die Minderheitengemeinschaften reibungslos und ohne Probleme funktionieren können. Denn ich möchte, dass sie gedeihen, denn nicht alle sind so stark und so effizient wie zum Beispiel die Sozial-Kulturelle Gesellschaft der Deutschen.

Bei Ihrem Amtsantritt haben Sie erklärt, dass Sie fest an sich selbst und an die Erfüllung der mit diesem Amt verbundenen Hoffnungen glauben. Worauf gründet sich Ihr Selbstvertrauen?

Vor allem darauf, dass man mir ein Thema anvertraut hat, das ich sehr gut kenne, das mich schon immer stark interessiert hat und für das ich mich nach wie vor begeistere. Außerdem verfüge ich über einen großen Erfahrungsschatz aus der Arbeit für die deutsche Minderheit. Ich bin daher froh, dass ich diese Erfahrungen nun auch zum Wohle anderer Minderheiten einsetzen und deren Erwartungen erfüllen kann.

Welche Erfahrungen aus der Arbeit für die deutsche Minderheit sind jetzt am nützlichsten?

Ich denke, alle, denn alle Minderheiten in Polen haben ähnliche Probleme. Dazu gehört die Demografie, denn die Minderheiten verschwinden. Auch die Identifikation und die Finanzierung sind ein Problem. Deshalb glaube ich, dass es in diesem Fall keine Besseren oder Schlechteren gibt. Das gilt für die deutsche Minderheit, die weißrussische Minderheit, die Roma-Minderheit oder jede andere Minderheit. Da ich aber weiß, wie eine große, effiziente und sehr gut organisierte Minderheit wie die deutsche funktioniert, kann ich jetzt effektiv arbeiten und zum Wohle aller anderen Minderheiten in der Woiwodschaft Oppeln handeln. Ich bin überzeugt, dass ich mit sehr nützlichem Wissen gewappnet bin, das ich nun weitergeben kann.

Welche Minderheiten können Ihrer Meinung nach am meisten Arbeit und Energie aufbringen?

Ich bin erst seit Kurzem im Amt. Erst seit dem 2. September bin ich als Multikulturalitäts-Beauftragter des Oppelner Woiwodschaftsvorstands tätig. Ich bin daher noch dabei, die einzelnen Probleme zu identifizieren. Dennoch habe ich bereits festgestellt, dass die Multiautorität und die Zersplitterung einiger Minderheitenorganisationen, ihrer Zentren, Probleme verursacht. Wo dies der Fall ist, ist es auch schwieriger, sie zu erreichen, und es müssen die richtigen Taktiken entwickelt werden, um dem positiv und effektiv zu begegnen.

Norbert Rasch: „Ich bin mit einem Thema betraut worden, das ich sehr gut kenne, das mich schon immer stark interessiert hat und das mich nach wie vor begeistert. Außerdem verfüge ich über einen großen Erfahrungsschatz, den ich während meiner Tätigkeit für die deutsche Minderheit sammeln konnte.“

Was befürchten Sie am meisten?

Ich bin kein ängstlicher Mensch. Tatsache ist allerdings, und dessen bin ich mir bewusst, dass ich in gewisser Weise vereinsamt bin. Ich habe kein Sekretariat, keine Mitarbeiter und so weiter. Folglich sind meine Möglichkeiten die einer einzelnen Person, und in diesem Fall bin ich ein wenig besorgt, dass ich von bestimmten Leuten kritisiert werden könnte, die behaupten könnten, dass ich ihren Erwartungen nicht gerecht geworden bin. Ich versuche jedoch, einer solchen Situation vorzubeugen, indem ich aufseiten der Minderheiten und Volksgruppen, die keine Minderheiten sind (z. B. Ukrainer), nach Organisationen und sympathisierenden Personen suche, um meine Handlungs- und Umsetzungskraft zu vervielfachen.

Woher nehmen Sie die Mittel, um einer Minderheit zu helfen, denn als Beauftragter verfügen Sie über ein recht bescheidenes Budget.

Wir sind gerade dabei, den Haushalt für die Woiwodschaft Oppeln aufzustellen. Ich werde ihn zusammen mit der Abteilung für Bildung und Arbeitsmarkt vorbereiten. Vieles wird auch von Ausschreibungsfragen abhängen. Ich spreche von Ausschreibungen des Marschallamtes der Woiwodschaft Oppeln oder von anderen externen Ausschreibungen. Ich glaube aber, dass nicht immer alles an der Finanzierung hängen muss. Nicht am Geld also. Substanzielle oder moralische Unterstützung ist ebenfalls wichtig. Manchmal genügt zum Beispiel eine Schirmherrschaft des Marschalls der Woiwodschaft Oppeln und so weiter. Als Beauftragter habe ich leichteren Zugang zu bestimmten Institutionen, Personen oder den Medien als kleine und verstreute Organisationen, die manchmal nicht wissen, wo sie anfangen sollen, wenn es darum geht, ein Thema zu erledigen.

Was sind Ihre Prioritäten für die ersten Wochen als Beauftragter?

Ich bin gerade dabei, die Unterlagen durchzusehen, die meine Vorgänger hinterlassen haben. Es handelt sich um etwa ein Dutzend Aktenordner mit verschiedenen Anliegen, die ich durchsehe, damit ich weiß, was darin steht. Außerdem muss ich, wie ich bereits erwähnt habe, einen Haushaltsplan aufstellen und mich mit Minderheitenorganisationen treffen. Von den sehr wichtigen und konkreten Angelegenheiten habe ich nicht zuletzt ein Treffen mit dem Minderheitenbeauftragten des Woiwoden, Marek Mazurkiewicz, vor mir.

Norbert Rasch ist nicht nur mit nationalen und ethnischen Minderheiten vertraut, er reist auch häufig in deren Herkunftsländern und vertieft so sein Wissen.
foto: N. R.

Das Ziel?

Wir arbeiten gemeinsam an seiner Idee, im nächsten Jahr eine große Konferenz über nationale und ethnische Minderheiten zu veranstalten. Das ist ein sehr ernsthaftes und umfangreiches Unterfangen, für das ein großes Budget und die Beteiligung vieler wichtiger Institutionen erforderlich sein werden. Wir möchten, dass die Woiwodschaft Oppeln einige Jahre nach dieser Konferenz zu einer Art Modell für ganz Polen in Bezug auf Minderheitenfragen wird. Wir möchten als Spezialisten auf diesem Gebiet, das uns seit vielen Jahren sehr am Herzen liegt, wahrgenommen werden.

Ich weiß, dass Ihnen auch Sprachen am Herzen liegen, darunter Deutsch.

Ja. Ich möchte, dass Deutsch in der Region Oppeln erkennbar, respektiert und auf höchstem Niveau unterrichtet wird. Ich möchte auch eine Erkundung von Einrichtungen in der Woiwodschaft Oppeln, wie dem Museum des Oppelner Dorfes, dem Museum des Oppelner Schlesiens oder der Philharmonie, durchführen, um herauszufinden, ob neben dem Englischen auch andere Sprachen – zum Beispiel Deutsch, Ukrainisch oder Tschechisch – im öffentlichen Raum ausreichend zugänglich sind. Auch das ist und bleibt mir wichtig und gehört zu den Aufgaben, die ich in nächster Zeit angehen werde.

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