Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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“Ich habe meine Fans doch nicht vergessen”

Der Countdown läuft. Am 16. August steht Heino auf der Bühne des Oppelner Amphitheaters und singt hier unter anderen das Schlesierlied. Mit Till Scholtz-Knobloch sprach der Künstler über seine „Sehnsucht nach Schlesien“ und den kommenden Auftritt. Seine Band muss viele Volkslieder erst noch einüben.

 

 

Wochenblatt.pl: Erinnern Sie sich? 1997 hatte sich der Männerchor im brandenburgischen Falkensee bei Berlin geweigert, mit Ihnen aufzutreten, weil Sie auf einem dortigen Konzert das Schlesierlied singen wollten…

 

Heino: Ja, es wurde immer wieder deutlich, dass das „Schlesierlied“ mehr als nur ein wunderschönes Lied ist. Eigentlich sollte dieses Volkslied vor allem die Schönheit Schlesiens preisen. Es ist wirklich einer meiner Herzenswünsche, einmal in meiner langjährigen Laufbahn dieses Lied in Oberschlesien zu singen. Am 16. August wird dieser Wunsch wahr.

 

2015 kommen Sie quasi mitten ins Herz des Wohngebiets der deutschen Schlesier in Oppeln. Da ist das Schlesierlied doch bestimmt für das Finale als krönender Abschluss geplant, oder?

 

Neben all meinen anderen bekannten Volksliedern, wie „Blau blüht der Enzian“ oder „Schwarzbraun ist die Haselnuss“, wird natürlich das „Schlesierlied“ einen ganz besonderen Platz in meinem Programm erhalten. Ich freue mich darauf, dieses Lied im Oppelner Amphitheater anzustimmen und mit einem Riesen-Chor der Deutschen Minderheit zum Klingen zu bringen. Auf den meisten Eintrittskarten soll auf der Rückseite sogar der Text gedruckt sein, damit wirklich jeder von vorne bis hinten lautstark einstimmen kann. Das wird gewiss ein emotionaler Höhepunkt und vielleicht eines der schönsten Erlebnisse meiner 50jährigen Musikerkarriere.

 

Sie sind für viele Deutsche in Polen der Inbegriff für deutsche Volksmusik. Der ein oder andere macht sich nun aber Sorgen, bei Ihrem Auftritt könnte Ihr Ausflug in die Rockmusik zu sehr im Mittelpunkt stehen. Entwarnung?

 

Einmal im Herzen der Deutschen Minderheit in Oppeln ein großes Konzert zu geben, war mein Wunsch und meine Idee. Mein Freund Toby hilft mir dankenswerterweise als Veranstalter vor Ort. Für die jahrzehntelange Treue der Deutschen Minderheit möchte ich mich mit diesem Konzert herzlichst bedanken. Ich weiß, welche meiner Lieder die Deutsche Minderheit auch durch ganz dunkle Zeiten begleitet haben und wie sie ein Halt an die Heimat waren: es sind die schönen deutschen Volkslieder. Mein Dankeschön möchte ich mit all meinen schönsten Volksliedern zum Ausdruck bringen und auch wieder wahre Volkslieder-Perlen wie „Teure Heimat“ oder „Ännchen von Tharau“ aufführen.

 

Wieso aber überhaupt Rockmusik? Und das ausgerechnet im Jahr des 50. Bühnenjubiläums.

 

Über die Jahre hat es in Deutschland die Volksmusik immer schwerer gehabt. Und ich wollte mich nach so vielen Jahren auch noch einmal neu erfinden. Als Juror bei Dieter Bohlens „Deutschland sucht den Superstar“ lernten mich auch viele neue und junge Leute kennen. In Deutschland habe ich mit rockigen Klängen mein Publikum erweitern können und es ist wirklich sehr erfolgreich, überraschend erfolgreich. Nach Schlesien komme ich aber als „der alte Heino“. Für das Konzert im Amphitheater übt meine Band nun extra alle alten Volkslieder ein und wir proben für dieses eine Konzert ganz fleißig. In Oppeln werden wir kein Rockkonzert geben – ich habe meine Fans doch nicht vergessen, die mich zu dem gemacht haben, was ich bin.

Beim Kulturfestival der Deutschen Minderheit in der Breslauer Jahrhunderthalle 2012 strömten bereits Fans aus ganz Schlesien herbei. Bildquelle: Till Scholtz-Knobloch
Zu Heinos Auftritt beim Kulturfestival der Deutschen Minderheit in der Breslauer Jahrhunderthalle 2012 strömten bereits Fans aus ganz Schlesien herbei.
Bildquelle: Till Scholtz-Knobloch

 

Worauf dürfen sich Ihre Fans in Oppeln sonst freuen?

 

Es wird ein einzigartiges Konzert werden. Ich glaube, so etwas gab es noch nie, und wird es vielleicht auch nie wieder geben. Sogar aus Deutschland reisen Fans an, weil sie noch einmal Heino mit all seinen Volksliedern live erleben möchten. Und ich bringe extra meine Band mit, dass es ein besonders großer und wertiger Abend wird. Alles auf der Bühne ist live, von den Instrumenten bis zum Gesang. Gerade bei einem singfreudigen und textsicheren Publikum ermöglicht dies unglaublich schöne Momente. Und für einen Kurzauftritt habe ich auch TOBY aus München eingeladen. Sein „Sehnsucht nach Schlesien“ ist ja irgendwie das Schlesierlied der Neuzeit.

 

Als Sie zwei Jahre alt waren, starb Ihr Vater im Krieg. Haben sie noch Erinnerungen an die Zeit der langen Evakuierung oder persönliche Erinnerungen an 1945 und danach?

 

Familie ist das wertvollste auf der Welt, die Wurzeln prägen das ganze Leben. Durch meine eigene Familiengeschichte kann ich mich in viele Schicksale der Deutschen Minderheit gut einfühlen und fühle mich ihr sehr verbunden. Gestern wie heute ist Vertreibung ein Verbrechen. Und ich bin glücklich, dass die eine oder andere Heino-Melodie ein bisschen Licht in ganz dunkle Zeiten vieler gezaubert hat. Vielleicht ist dies auch der innere Antrieb, dass ich mich mit 77 Jahren nochmal in den Proberaum begebe, mit meiner Band ein zweistündiges Volksliederprogramm über Wochen einstudiere und mir dieser Abend in Oppeln so ausgesprochen wichtig ist.

 

2018 werden Sie 80 Jahre alt. Andere denken da ans Aufhören. Aber doch nicht Heino?

 

So lange der liebe Gott mir Gesundheit schenkt werde ich singen. Und meine Hannelore ist außerdem mein großer Antrieb und bester Motivator. Hannelore kommt übrigens auch mit nach Oppeln. Ich habe gehört, das das „Venedig an der Oder“ für verliebte Pärchen besonders romantisch sein soll. Ein weiterer Grund, sich auf Oberschlesien zu freuen.

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