Mit Karolina Slusarenka, ifa-Regionalkoordinatorin für Polen und Tschechen, sprach Anna Durecka über über das neue Projekt „Identitätslabor”
Was verbirgt sich unter der Namen „Identitätslabor”?
In dem Projekt wollen wir uns mit der Thematik der Identität und Identitätsbildung auseinandersetzen. Wir wollen keine richtigen oder falschen Antworten auf die Frage finden, was ist unsere Identität, sondern sich tatsächlich eher untereinander austauschen mit Anleitung, mithilfe verschiedener Methoden, über unser Identitätsverständnis. Wir wollen sehen wie diese Identitätsbilder, die wir im Kopf haben, entstehen, welche Mechanismen dazu führen, wie werden wir dazu, was wir sind, wie wir über uns selbst denken und dann später auch wie denken wir über unsere Gruppe und wie sieht uns die Mehrheitsgesellschaft.
Auf welche Weise wollt ihr das alles feststellen?
Natürlich über bestimmte Methoden. Die Referentin, die das führt, kommt aus dem Bereich Antidiskriminierungsarbeit und kennt sich in modernen Methoden der interkulturellen Arbeit aus. Sie selbst hat schlesische Wurzel, ihre Großeltern kommen aus Beuthen und wurden vertrieben. Sie selbst ist in Deutschland geboren und sagte, sie hatte sich, bis ich sie wegen des Projekts angefragt habe, nicht viel für die Region interessiert. Das Thema der Vertreibung oder der schlesischen Wurzeln war nie ein großes Thema in der Familie. Erst dann, nach der Anfrage, hat sie begonnen sich mit der Familiengeschichte auseinanderzusetzten, auch für sie ist das also sehr spannend jetzt über das Thema Identität zu sprechen, sich mit den Leuten hier zu treffen und für uns ihre Sichtweise auf das Geschichtliche und auf das Aktuelle zu erfahren. Als eine Deutsche mit schlesischen Wurzeln hat sie eine andere Perspektive auf Deutschland, als die Menschen hier. Wir wollen also einen Austausch, eine offene Diskussion, methodisch angeleitet, vielleicht auch künstlerisch.
Sollen sich vor allem junge Teilnehmer melden?
Eben nicht, ich würde mich sehr freuen, wenn Vertreter aller Generationen mitmachen, auch die ältere und mittlere, so das es wirklich zu einem Austausch kommt. Ich gehe davon auch, dass verschiedene Generationen auch verschiedene Selbstbilder haben. Sie sehen wahrscheinlich auch anders ihre Rolle innerhalb der deutschen Minderheit und ihre Zukunft. Denn darüber wollen wir auch sprechen: Wie sieht die Minderheit in 20 Jahren aus und wie funktionieren wir als Minderheit in der Mehrheitsgesellschaft ohne unsere Identität aufzugeben.