Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Im Kirchenchor angefangen

Aneta Lissy-Kluczny und Norbert Rasch stehen seit 2006 gemeinsam auf der Bühne als das Duo Aneta und Norbert. Manuela Leibig befragte die beiden Sänger über ihr Abenteuer mit dem Singen.

Seit wann singen Sie?

A: Wir sind eine sehr musikalische Familie, jemand hat immer ein Instrument gespielt. Also habe ich schon bei allen Familienfeiern das mitgeträllert, was die Erwachsenen gesungen haben – meistens waren es Volkslieder – obwohl ich sie damals noch nicht verstanden habe. Im Kindergarten dann kamen Kinderlieder dazu. In der ersten Klasse habe ich angefangen, im Kirchenchor in Chrzumczütz zu singen, in dem auch meine Eltern gesungen haben. Da habe ich die ersten Noten gesehen und gelernt, mit anderen mehrstimmig zu singen. Später kam die Musikschule in Oppeln, da habe ich klassischen Gesang gelernt.

N: Ich war immer Solist in den Schulchören. Der Lehrer sagte immer, allen sollen beim Singen den Mund so aufmachen wie ich. Und diese Liebe zur Musik habe ich ihm zu verdanken. Natürlich wurde bei uns zu Hause auch musiziert. Als ich Stimmbruch hatte, in der 7. Klasse, wurde mir das Mikrofon im Kirchenchor weggenommen. Aber unser Pfarrer bestand darauf, dass ich im Chor bleiben soll. Nach zwei Jahren war alles vorbei und ich konnte wieder mit dem Mikrofon singen.

Das Duo Aneta und Norbert steht seit 2006 gemeinsam auf der Bühne.
Foto: Katarzyna Gierszewska

Wie ging es für Sie weiter mit der Musik?
A: Ich bin nach Deutschland gegangen. An der Wiesbadener Musik- und Kunstakademie habe ich mit einer Gesangslehrerin aus Dänemark gearbeitet. Hier war es auch klassischer Gesang. Wir haben bis heute guten Kontakt, denn die Musik verbindet uns.

N: In der Mittelschule habe ich mit Edyta Górniak gemeinsam in einem Chor gesungen. Sie war Solistin und ich war der Solist. Unser Kirchenchor Genesaret wiederum wurde nach Deutschland eingeladen, um Deutsch zu singen. Als wir damals in der Proskauer Kirche die ersten Male auf Deutsch gesungen haben, haben unsere Omas geweint. Mit meinen Kollegen aus dem Kirchenchor in Proskau gründeten wir damals das Proskauer Echo.

Soweit ich mich erinnern kann, war das Proskauer Echo so ziemlich die erste Band, die in den 1990er-Jahren auf Deutsch gesungen hat?

N: Wir hatten damals nicht die Möglichkeiten, aus dem Internet etwas herunterzuladen. Das waren Disketten, die wir besorgen mussten. Und noch davor war alles live. Mit der Zeit wurde es immer moderner, wir konnten auch etwas vom Computer herunterladen. Aber es dauerte die ganze Nacht, ein Lied herunterzuladen. Kein Witz! Und wir haben es für den nächsten Tag gebraucht, und da hat es sich herausgestellt, dass es doch nicht geklappt hat, der Prozess war aus irgendeinem Grund unterbrochen worden. Das Lied war für den Auftritt nicht mehr zu retten. Aber irgendwie haben wir das Publikum doch mitreißen können, die Leute standen Schlange, um kurz mit uns zu sprechen und eine neue Kassette zu erwerben. Im Vergleich zu heute ist das gar nicht mehr so.

Aneta, Sie sind aus Deutschland nach Schlesien zurückgekehrt, wollten aber das Singen nicht aufgeben.
A: Genauso. Ich habe am Anfang mit meiner Mama gesungen, weil sie früher sehr viel gesungen hat. Und irgendwann haben wir mit Norbert gesagt, dass wir mal probieren sollten, ob unsere Stimmen zueinander passen und ob wir etwas zusammen singen können. Das war 2006 beim Holunderblütenfest des DFK Proskau. Ich habe davor noch nie im Duo mit einem Mann gesungen, es war für mich Premiere. Auch vom Klang her war es interessant. Deswegen sind wir immer öfter zusammen aufgetreten, wir suchten uns immer mehr Lieder aus, die wir gesungen haben. Auch unsere Persönlichkeiten haben zusammengepasst, weil wir wahrscheinlich den gleichen Humor haben. Bei Auftritten scherzen wir gegenseitig über uns, wir hatten von Anfang an Spaß auf der Bühne.

N: Wir haben damals im DFK Proskau große Feste gefeiert. Unser erstes gemeinsames Lied war „Babicka“ von Karel Gott. Die Leute hatten geklatscht und ein zweites Lied hatten wir auch noch vorbereitet. Ich habe es anfangs zweigleisig gemacht, nämlich noch mit Proskauer Echo, aber auch schon mit Aneta zusammen.

Woher kennen Sie sich eigentlich?
A: Ich bin mit der Ehefrau von Norbert seit der Grundschule befreundet. Und so habe ich den Norbert kennengelernt, noch lange bevor wir gemeinsam gesungen haben.

Wie entwickelte sich das Duo weiter?
A: Mit der Zeit haben wir ein eigenes Repertoire entwickelt und auch Lieder im Studio aufgenommen. Wir singen auf Deutsch, Polnisch und Schlesisch. Wir möchten unsere Fans mit unseren eigenen Liedern überraschen, unsere eigenen Songs haben.

Beide haben in Kirchenchören ihre ersten Erfahrungen mit dem Singen gemacht.
Foto: privat

Was singen Sie im Duo am liebsten?
N: Wir sind eher so Schlagerleute. Aber es ist nicht nur der klassische Schlager, Polka und Walzer. Jetzt gerade bereiten wir etwas im Reggae Stil vor. Wir sind auf jeden Fall offen für Neues, deswegen arbeiten wir mit verschiedenen Spezialisten zusammen. Wir nehmen unsere Lieder in Studios in Oppeln, Königshütte und im österreichischen Graz auf und haben auch schon Kontakt mit einem Studio in Deutschland aufgenommen. Wir haben uns vorgenommen, dass, wenn wir ein deutsches Lied aufnehmen, dann machen wir das im deutschen Sprachraum, und wenn ein polnisches, dann in Polen. Denn das macht sprachlich einen großen Unterschied aus. So wissen die Techniker, die uns im Studio aufnehmen, ob wir es richtig, ohne Akzent gesungen haben oder nicht, und lassen uns so viele Male ein Lied erneut singen, bis es endlich nicht nur musikalisch, sondern eben auch sprachlich „sitzt“.

A: Norbert hat im Moment so eine Phase, in der er sehr viele Texte für unsere Lieder schreibt. Die Musik fehlt uns noch, deswegen sind wir selbst gespannt, wohin uns die kommenden Monate und Jahre musikalisch bringen werden.

Was sind Ihre Ziele im Moment?
A: Wir wünschen uns viel mehr Fernsehauftritte. Letztens gab es einige Interviews in Fernsehstudios.
N: Auch bei den Sendern, die in der Woiwodschaft Schlesien ihren Sitz haben, waren wir vor Kurzem zu Besuch, das freut uns.

Gleich ist Weihnachten – und da haben Sie dieses Jahr etwas Spezielles vorbereitet.
A: Genau, wir haben unsere Weihnachts-CD neu aufgenommen. Wir können immer noch nicht wirklich fassen, dass die erste Auflage tatsächlich vergriffen ist. Dieses Mal gibt es auf der CD auch ein bisschen Jazz.
N: Wir bieten auch Weihnachtskonzerte an, wir passen unser Programm an die Kirche oder an Treffen im Deutschen Freundschaftskreis an. Sowohl im Advent als auch nach Weihnachten. Es ist eine besondere Zeit im Jahr, und wir wollen mit Musik die Menschen in Weihnachtsstimmung versetzen.

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