Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Immer mehr Ökostrom

Noch nie ist im deutschen Energieversorgungsnetz so viel Ökostrom aus erneuerbaren Quellen geflossen wie jetzt. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts ISE zeigt, dass ökologischer Strom im vorigen Jahr durchschnittlich 46 Prozent am deutschen Energiemix ausmachte. Dies bedeutet eine Zunahme um neun Prozent gegenüber 2018. Eine weitere positive Nachricht: Es ist auch ein erheblicher Rückgang bei der Energieerzeugung aus Kohle zu verzeichnen. So ist der Anteil des Stroms aus kohlebefeuerten Kraftwerken um 33 Prozent gesunken und bei Braunkohlekraftwerken sind es 22 Prozent!

 

Im deutschen Energieversorgungsnetz fließt immer mehr Ökostrom aus erneuerbaren Quellen
Foto: Fernando Tomas/Wikipedia

 

Der Rückgang bei der kohlebasierten Stromerzeugung in Deutschland hat viele Gründe. Zum einen war das Jahr 2019 recht windig, so dass mehr Energie aus Windkraftwerken gewonnen und folglich die Produktion in kohlebefeuerten Kraftwerken heruntergefahren werden konnte. Zum anderen wird wegen steigender Preise für CO2-Zertifikate die Erzeugung dieses Stroms zunehmend unrentabel. Noch 2018 lag der Preis für die Emission einer Tonne Kohlendioxid bei durchschnittlich 16 Euro, 2019 erhöhte er sich auf 25 Euro je Tonne. Dies hat auch der Energieerzeugung in Gaskraftwerken, die weniger CO2 als Kohlekraftwerke ausstoßen, Vorschub geleistet.

 

Eine gute Richtung

Nach einer der ersten Prognosen der Arbeitsgemeinschaft der Erwachsenenbildungsträger in Bayern (AGEB) hat sich im vorigen Jahr der Ausstoß von Kohlendioxid in Deutschland dank dieser Faktoren um 50 Millionen Tonnen verringert, ein Rückgang um sieben Prozent. Bundesumweltministerin Svenja Schulze zeigt sich hocherfreut über diese Zahlen und würdigt die Bedeutung politischer Schritte wie der Vereinbarung zur Stilllegung von Braunkohle-Kraftwerksblöcken oder der Reform des europäischen Emissionshandelsmarktes. Dadurch ist der Strom aus Kohle nun teurer und die alternativen Energiequellen sind somit attraktiver geworden. Energiemarktexpertin Prof. Claudia Kemfer vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) spricht hierzu von einem Trend in eine gute Richtung. Zugleich warnt sie aber vor dem trügerischen Eindruck, dass alles in Ordnung sei. „Der Ausbau der Windenergetik in der Bundesrepublik ist praktisch zum Stillstand gekommen. Es sind dringende Maßnahmen notwendig, um einen Zusammenbruch der Ökostrom-Erzeugung zu verhindern”, sagte Claudia Kemfer der Deutschen Welle.

 

Bundesregierung verspricht

Die Regierung von Angela Merkel hat versprochen, dass im Jahr 2020 der CO2-Ausstoß in Deutschland um 40 Prozent gegenüber 1990 verringert wird. Nach ersten Schätzungen der AGEB erreichte die Reduktion im vorigen Jahr 35 Prozent. Dabei macht vielen Klimaexperten allerdings vor allem das Transportwesen in Deutschland Sorgen. Auf diesem Sektor ist es nicht gelungen, die Emissionen gegenüber 1990 zu reduzieren. Auch haben im Jahr 2019 die Verkäufe von Benzin, Treiböl und Kerosin, mit dem Flugzeuge betankt werden, zugenommen. „Ich glaube, der Transportsektor sollte sich viel stärker für einen Rückgang der Emissionen einsetzen. Auch müssten der Schienentransport und der öffentliche Nahverkehr erheblich stärker unterstützt werden. Außerdem brauchen wir verbindliche Normen zur Anzahl elektrischer Kraftwagen und parallel dazu einen Netzausbau bei Ladestationen, eine Verschärfung der EU-Emissionsnormen und eine Klima-Maut”, so Prof. Claudia Kemfer. Die Expertin wünscht sich dabei auch weiter steigende Preise für CO2-Emissionsrechte und eine Implementierung des Klimapakets in allen Bereichen.

 

Beschleunigung nötig

Greenpeace-Sprecherin Tina Löffelbein attestiert der Bundesrepublik Deutschland für dieses Jahr durchaus das Potenzial, den in Aussicht gestellten CO2-Emissionsrückgang zu erreichen, sollte die Politik einen „ernsthaften Kurswechsel” vollziehen. „Der Schlüssel hierzu ist ein konsequenter Ausstieg aus der schmutzigen Braunkohle“, sagte Tina Löffelbein gegenüber der Deutschen Welle. Für die Umweltorganisation Germanwatch sind die präsentierten Daten auf den ersten Blick eine gute Nachricht: „Es ist erfreulich, dass die hochindustrialisierte Bundesrepublik Deutschland inzwischen nahezu die Hälfte ihrer Energie aus erneuerbaren Quellen gewinnt – und das mit positiven Folgen für die Wirtschaft”, sagte Oldag Caspar, Germanwatch-Experte für die europäische Klimapolitik. Allerdings müsste Deutschland den Ausbau von Solar- und Windenergie deutlich vorantreiben, um den Klimazielvorgaben gerecht zu werden.

 

Johann Engel

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