Ab dem 30. Juni hat die deutsche Minderheit ein “neues Kind” in der Familie. An diesem Tag wurde nämlich das Forschungszentrum der Deutschen Minderheit (FzDMi) ins Leben gerufen. Das Motto des Zentrums soll der sogenannte „Synergieeffekt“ sein, sagt einer der Gründer Bernard Gaida.
Über die Entstehung einer Institution, welche die Angelegenheiten der Deutschen in Polen erforscht, wurde schon im Rahmen der Deutsch-Polnischen Gespräche des sog. „Runden Tisches” gesprochen. In die gemeinsame Erklärung floss eine Verpflichtung Polens ein, nach der eine Stelle eingerichtet werden soll, „die auf wissenschaftlicher Basis Forschungen zur deutschen Minderheit, deren Geschichte und kulturellem Erbe in die Wege leiten und koordinieren könnte“. Als Realisierung dieses Punktes hat das damalige Ministerium für Verwaltung und Digitalisierung eine Arbeitsstelle beim Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit (HDPZ) finanziert. Wie jedoch noch voriges Jahr das Vorstandsmitglied der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien (SKGD) Norbert Honka sagte, erwartete man eher ein „selbständiges Institut, das sein eigenes Schild, seinen eigenen Sitz und seine eigenen Mitarbeiter haben wird“.
Nun sieht es danach aus, dass die Erwartungen sich langsam verwirklichen. Nach zahlreichen Treffen zu diesem Thema haben fünf Vereine – der Verband der deutschen Gesellschaften (VdG), die SKGD, das HDPZ, die Deutsche Bildungsgesellschaft (DBG) sowie der Karl Borromäus Verein der Caritasbibliothek (KBCB) – eine Satzung formuliert und damit das FzDMi als selbstständige Institution gebildet.
Sitz des neuen Zentrums soll die Oppelner Caritasbibliothek sein. Wie der Vorsitzende des VdG Bernard Gaida erklärt, soll die Institution den sog. „Synergieeffekt“ nutzen, das heißt, eine Zusammenarbeit von verschiedenen positiven Aspekten. Einer davon sei, dass die Caritasbibliothek ein geeignetes Gebäude in einer guten Lage ist. Dort gibt es noch freie Räume, die man für die Bedürfnisse des FzDMi gut nutzen könne; ein weiterer Vorteil sei, dass die Bibliothek bereits im Besitz vieler Texte ist, die z. B. Wissenschaftler nutzen können, um Themen, die mit der Minderheit verbunden sind, aufzuarbeiten.
Zum Vorsitzenden des Instituts wurde Dr. Michał Matheja aus Tost gewählt. Matheja ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Technischen Hochschule in Kattowitz und hat schon die Aktivität der Arbeitsstelle beim HDPZ koordiniert. Als Ziele des FzDMi nennt Matheja vor allem wissenschaftliche Studien: „Wir wollen uns mit der Erforschung der Geschichte befassen, aber auch die Zukunft nicht vergessen. In unserem wissenschaftlichen Beirat haben wir Soziologen und Politologen, deswegen werden wir auch darüber nachdenken, was die deutsche Minderheit in einigen Jahren erwarten kann“, sagt Matheja.
Außer Studien wurden als Ziele des Instituts auch die Veranstaltung von Konferenzen, Herausgabe von Publikationen und die Betreibung eines Archivs von Dokumenten der Minderheit genannt.
Gemeinsam mit Michał Matheja wurden in den Vorstand Marek Psotta (DFK Schlesien), Natalia Jasik (SKGD Oppeln) sowie Dawid Bartoszek (KBCB) berufen. Hinzu soll auch ein Vertreter der DBG kommen.
Łukasz Biły