Selten kommt es vor, dass eine ganze Region die offizielle Patenschaft für eine Minderheit übernimmt. So ist es aber im Falle der Siebenbürger Sachsen, die schon seit Jahrzehnten durch das Bundesland Nordrhein-Westfallen unterstützt werden. Diese Patenschaft feierte man nun mit einem Jubiläumsfestakt.
Der Festakt mit ca. 250 geladenen Gästen hatte eine hochpolitische Umrahmung und fand im Landtag von Nordrhein-Westfalen statt. Veranstalter waren dabei u.a. die Mitglieder des Landtages, in dem die CDU und SPD die stärksten Fraktionen bilden. Beide sind sich einig, dass die Siebenbürger Sachsen die Erben eines wichtigen Kulturgutes sind, dass es zu bewahren und unterstützten gilt. Dies unterstrichen auch die verschiedenen Redner in ihren Beiträgen. Sie erinnerten zugleich aber auch an die Geschichte der Patenschaft für die Siebenbürger Sachsen. Landtagspräsident André Kuper (CDU) sprach z.B. über den Beschluss, den die Landesregierung von NRW 1957 gefasst hat. Die Unterstützung, die man damals offiziell begonnen hat, gilt zwar weniger unmittelbar der Volksgruppe in Rumänien, dafür aber dem Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, der als Vermittler zwischen den Vertriebenen und der deutschen Minderheit in Rumänien gilt. Die damaligen Mitglieder des Landtages einigten sich darauf, dass der Verband wichtige Kultur- und Integrationsarbeit leistet und man ihn deswegen unterstützen müsse.
Für die Politik von NRW änderte sich in den 60 vergangen Jahren relativ wenig. Immer noch genießen die Siebenbürger Sachsen eine hohe Wertschätzung im volkreichsten Bundesland: „Wir sind gerne Ihre Paten und auch Partner und wir sind dankbar, dass viele Siebenbürger Sachsen gerade in Nordrhein-Westfalen ihre neue Heimat gefunden haben. Sie haben dieses Land mit aufgebaut und bereichern unser Leben mit Ihrem Engagement und Ihrer Kultur bis heute“, sagte André Kuper zu den Versammelten. Des Weiteren lobte Kuper die Arbeit des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, der ein Beispiel dafür sei „wie es gelingen kann, in einer neuen Region, einer neuen Gesellschaft anzukommen, ohne die eigenen Wurzeln zu verlieren.“ Bernd Fabritius überbrachte Grüße des deutschenstämmigen Staatspräsidenten Rumäniens Klaus Iohannis. Ein Akzent bei der Veranstaltung durfte Iohannis wohl eine Herzensangelgenehit gewesen sein, denn er selber stammt aus den Reihen der Siebenbürger Sachsen.
Neben politischen Akzenten spielten allerdings auch die kulturellen eine wichtige Rolle beim Festakt in Düsseldorf. Die Versammelten sahen u.a. Tänze in traditionellen Trachten der Siebenbürger Sachsen sowie den Auftritt eines Chores, der für die Volksgruppe typische Lieder vorgetragen hatte.
Łukasz Biły