Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Jahresversammlung der SKGD

In Sakrau in der Gemeinde Groß Neukirch findet heute die Jahresversammlung der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien statt. Hauptthema werden in diesem Jahr Wahlen sein, denn es geht nicht nur um die Wahl des neuen Vorstandes der größten regionalen Organisation der deutschen Minderheit in Polen, sondern auch um die für Herbst geplante Parlamentswahl in Polen, an der sich die SKGD mit einem eigenen Wahlkomitee beteiligen wird.

150 Delegierte vertreten bei der Jahresversammlung die Mitglieder der deutschen Minderheit in der Oppelner Region. Zu den Teilnehmern gehören aber auch Gäste wie der deutsche Konsul in Oppeln Peter Herr, die Beauftragte des Marschalls der Woiwodschaft für kulturelle Vielfalt Zuzanna Herud sowie zahlreiche Gemeindevorsteher und Bürgermeister.

 

Jahresversammlung der SKGD 2023
Foto: Rudolf Urban

 

Die letzten Jahre

In seinem Bericht für das vergangene Jahr und die zu Ende gehende Amtszeit des Vorstandes sagte SKGD Chef Rafał Bartek u.a., man hätte sich zu Beginn dieser Amtszeit nicht denken können, dass es eine so turbulente Zeit wird mit dem Ausbruch der Pandemie und seit letztem Jahr auch dem Krieg in der Ukraine. „Umso mehr dankbar bin ich euch allen, aber vor allem dem Vorstandsmitgliedern der Gesellschaft, den Mitarbeitern der Geschäftsställe, dass wir es geschafft haben immer wieder aufs Neue auf die Schwierigkeiten zu reagieren, Änderungsvorschläge zu geben und auch neue Impulse zu setzen. Ich bedanke mich aber auch bei allen die uns hierbei unterstützt haben“, sagte Bartek und zählte einige der realisierten Projekte der SKGD auf. Dazu gehören u.a. die Feierlichkeiten zum 30. Jubiläum der Gesellschaft, das von der EU geförderte Projekt „Oppelner Senior“ oder eine Reihe von Publikationen vor allem in der Pandemiezeit.

 

„Wir haben auch den Protest gegen die Diskriminierung nie aufgegeben und wir werden nicht aufgeben“,

 

sagte Rafał Bartek. und bezog sich dabei auf die Reduzierung der Stundenzahl für Deutsch als Minderheitensprache. In seinem Bericht betonte der SKGD-Vosrsitzender, dass das Vorgehen der polnischen Regierung rechtswidrig sei und die deutsche Minderheit sowohl im Inland als auch auf europäischer Ebene gegen diese Entscheidung protestiere. Rafał Bartek bedankte sich auch bei den Bürgermeistern und Gemeindevorstehern, die beschlossen hatten, den Deutschunterricht aus ihrem eigenen Haushalten zu finanzieren.

Der Abgeordnete Ryszard Galla ging ebenfalls auf das Problem des Deutschunterrichts ein und erklärte: “Der Deutschunterricht wird wieder zum vorherigen Stand zurückkehren. Entweder wird der Bildungsminister zur Vernunft kommen, oder die Kommunen und Eltern werden vor Gericht gewinnen, oder die Entscheidung wird an der Wahlurne fallen“.

 

An die Delegierten wandte sich mit einem Brief auch die Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Natalie Pawlik es sprachen auch die stellvertretende Marschallin der Woiwodschaft Opole Zuzanna Donath Kasiura, der deutsche Konsul in Oppeln Peter Herr, der Minderheitenseelroger Dr. Peter Tarlinski und Bernard Gaida, stellvertretender Vorsitzender der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten.

 

Interne Wahlen

 

Rafał Bartek ist alter und neuer Vorsitzender der SKGD.
Foto: Rudolf Urban

 

Es folgten die Wahlen zum Vorsitzenden, Vorstand, Prüfungsausschuss und Schlichtungsausschuss der SKGD. Wie erwartet wurde dabei in einer Direktwahl Rafał Bartek in seinem Amt als Vorsitzender bestätigt. Er hatte keinen Gegenkandidaten und erhielt 110, zwei waren gegen seine Kandidatur und zwei haben sich enthalten. Nach der Wahl sagte der alte/neue Vorsitzende:

 

„Ich nehme es immer als Herausforderung und bin dankbar für die Unterstützung, die ich von Ihnen erhalte. Ich danke auch, dass es keine 100% Ja-Stimmen waren, denn wir brauchen als demokratische Gesellschaft auch kritische Stimmen. Diese Kritik lassen Sie mich wissen, damit wir am Ende zusammenarbeiten können“.

 

Bereits vor der Jahresversammlung wandten sich die Delegierten Zuzanna Donath.Kasiura, Sylwia Kus und Joanna Hassa mit einem Appell, mehr Frauen in Funktionsrollen in der SKGD zu wählen: „Sie können viele Funktionen gleichzeitig ausüben: Sie sind Ratsmitglied, Vorsitzende, Sie führen Ihr eigenes Unternehmen, Sie kümmern sich um Ihre eigenen Familien. Deshalb bitten wir Sie, sich zur Wahl zu stellen und sich wählen zu lassen! Wir brauchen starke Frauen, die Deutsch sprechen und eine Vision für die deutsche Minderheit haben!“, stellten die Autorinnen fest und fügten am Ende hinzu:  Liebe Delegierte, scheuen Sie sich nicht, für erfahrene und bewährte Frauen zu stimmen! Scheuen wir uns nicht, uns gegenseitig zu unterstützen! Nur gemeinsam können wir etwas bewirken!“

 

 

Den Aufruf haben die Delegierten beherzigt, denn nach der Wahl besteht nun der Vorstand aus fünf Frauen und fünf Männern.  Dabei waren bereits, Sylwia Kus, Zuzanna Donath-Kasiura, Róża Zgorzelska, Joanna Hassa, Ryszard Galla, Norbert Rasch Krzysztof Wysdak, Roman Kolek und Kryspin Cieplik die letzten vier Jahre oder länger Vorstandsmitglieder. Neu in den Vorstand wurde dagegen Aneta Knura-Zawada gewählt. Aus dem Vorstand schied auf eigenen Wunsch die langjährige Schatzmeisterin Edyta Gisman aus. „Nach 28 Jahren ist es Zeit zu gehen, aber ich bleibe Delegierte und Mitglied der deutschen Minderheit und wünsche uns allen eine positive Zukunft trotz der aktuelle stürmischen Zeiten“, sagte zum Abschied Edyta Gisman. Der neugewählte Vorstand der SKGD wird bei seiner ersten Sitzung die Funktionen der Vertreter, des Schatzmeisters und des Sekretärs untereinander aufteilen.

 

Der neue Vorstand der SKGD
Foto: SKGD

 

Den Prüfungsausschuss bilden Ewelina Brol, Aneta Buczek, Natalia Jasik-Schulwitz, Anna Kasprzyk und Damian Hutsch. Im Schlichtungsausschuss dagegen werden Beata Fiola, Ilona Lenart, Jan Pankala, Harald Brol und Rudolf Urban arbeiten.

 

Parlamentswahl

Die Jahresversammlung der SKGD wurde auch genutzt für den Startschuss zur Parlamentswahl im Herbst 2023. Bislang hat die deutsche Minderheit immer an den Parlamentswahlen teilgenommen und in der Oppelner Region Kandidaten zum Sejm und Senat aufgestellt. Seit 2007 wird die deutsche Minderheit nur noch von einem Abgeordneten – Ryszard Galla – vertreten.

Die Minderheit, so wurde auf der Jahresversammlung offiziell verkündet, stellt sich nun das Ziel zwei Sejmmandate in der Oppelner Region zu erringen.

 

„Die deutsche Minderheit hat keine garantierten Sitze im Sejm, wie viele Menschen oft annehmen. Wir nehmen unsere Verantwortung ernst und stellen deshalb eine starke Liste mit 24 Kandidaten für den Sejm auf“,

 

sagt Ryszard Galla und weist auf den Appell der Delegierten hin, bei dem die Minderheit nicht nur einen aktiven Wahlkampf erklärt, sondern auch die Mitglieder und Sympathisanten um Unterstützung bittet.

Die Minderheit präsentierte bei der Versammlung die ersten Namen der Abgeordnetenkandidaten und es wurde betont, dass auf der Liste die Hälfte Frauen stellen werden. Wie bereits Rafał Bartek im Interview für das Wochenblatt (Ausgabe Nr. 1625) angekündigt hat, wird der aktuelle Abgeordnete Ryszard Galla Spitzenkandidat der deutschen Minderheit für die Sejmwahl sein. Ihm folgen auf den weiteren Plätzen Rafał Bartek und Zuzanna Donath-Kasiura. Und das Schlagwort für den Wahlkampf wird der „Dialog“ sein. „Warschau kennt den Begriff Dialog nicht. Es wäre gut, wenn es unseren regionalen Dialog auch in Warschau geben würde. Das wird aber nur funktionieren, wenn wir Vertreter im Parlament haben”, sagte Ryszard Galla.

Beim Thema Senat dagegen hält sich die Minderheit bedeckt, so ist nicht klar, ob sie eigene Kandidaten für die drei Senatsmandate aus der Oppelner Region aufstellt oder sich dem sog. Senatspakt anschließt. Dieser sieht vor, dass sich die Oppositionsparteien (ausgenommen die rechtspopulistische Konfederacja) auf jeweils einen gemeinsamen Kandidaten in jedem Wahlkreis verständigen.

Rudolf Urban

 

 

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