Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Jahresversammlung der SKGD im Oppelner Schlesien

Zur Jahresversammlung der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien kamen 95 der insgesamt 150 Delegierten. Sie berieten nicht nur über das vergangene Jahr, sondern diskutierten auch über unterschiedliche Herausforderungen.

 

Jahresversammlung der SKGD 2021
Foto: R.Urban

An der Jahresversammlung nahmen neben den Delegierten sowie einiger Kommunalpolitiker aus den Reihen der deutschen Minderheit auch der deutsche Vizekonsul in Oppeln Kubilay Topal sowie die stellvertretende Vizewoiwodin Teresa Barańska teil. Zum Vorsitzenden der Versammlung wurde Krzysztof Warzecha aus Chronstau und zur Sekräterin Izabela Waloszek aus Walzen gewählt.

 

Ein besonderes Jahr

Das Jahr 2020 war für die SKGD ein schwieriges aber zugleich auch ein besonderes, denn die Organisation feierte ihr 30-jähriges Bestehen. Dieses konnte zwar nicht wie geplant mit Präsenzveranstaltungen gefeiert werden, es fanden aber dafür viele Alternativprojekte teil. Generell, wie der SKGD-Vorsitzende Rafał Bartek betonte, war die Aktivität der Strukturen trotz Beschränkungen groß: „Wir haben insgesamt ein ähnliches Finanzergebnis wie im Jahr 2019 erzielen können, was heißt, dass wir trotz der Pandemie ähnlich viele Projekte umgesetzt haben.“

 

SKGD-Vorsitzender Rafał Bartek
Foto: R.Urban

 

Es war auch ein Jahr, in dem neue Initiativen auf den Weg gebracht wurden, die in der Oppelner Region angesiedelt sind, aber an alle Deutsche in Polen adressiert sind. So entstand das Projekt Lernraum.pl, bei dem Workshops und Vorträge angeboten werden, oder die Deutsch AG. „Es ist sehr wichtig, dass wir durch den Verband deutscher Gesellschaften das Projekt Deutsch AG für die Kinder aus der 7. und 8. Klasse der Grundschule umsetzten, aber es ersetzt trotzdem nicht den Regelunterricht. Den Verlust der Deutschstunden und den Verlust des Faches Deutsch als Minderheitensprache auf den Abschlusszeugnissen können wir damit nicht kompensieren (dies hängt mit einer Entscheidung des Bildungsministeriums zusammen, wonach die beiden Unterrichtsformen nicht gelichzeitig in den letzten Grundschulklassen gelehrt werden dürfen – Anm. d. Red.). Leider sehen wir seit mehreren Monaten keinen Willen im polnischen Bildungsministerium diesbezüglich etwas zu ändern“, sagte dazu Rafał Bartek.

 

Volkszählung und Bundestagswahl

Während der Jahresversammlung diskutierten die Delegierten auch über zwei Ereignisse, die die Zukunft der deutschen Minderheit mitgestalten. Zum einen geht es um die diesjährige Bundestagswahl. „Unter den deutschen Minderheiten in Europa und GUS-Staaten sind wir privilegiert, durch das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland mit dem Recht auf die Staatsangehörigkeit. Aber ein Bürger hat auch die Pflicht die Zukunft seines Landes zu bestimmen“, appellierte Bernard Gaida, Vorsitzender des VdG und Delegierter aus Guttentag.

Zum anderen ist es die Volkszählung, bei der auch Fragen nach der nationalen Identität gestellt werden. „In einer globalen Welt, scheint die regionale Identität, aber auch eine Minderheitenidentität, keine Rolle zu spielen. Dieses ist aber nur ein Schein, denn in Wirklichkeit macht die Vielfalt Europas aber auch der ganzen Welt gerade die regionalen, kulturellen und sprachlichen Unterschiede aus“, sagte dazu Rafał Bartek. Der Abgeordnete Ryszard Galla und die Vizemarschallin Zuzanna Donath-Kasiura betonten dabei daher, dass man sich bei der Volkszählung nicht seiner Wurzeln schämen solle, denn deren Ergebnisse werden die Position der Minderheit in den nächsten zehn Jahren in vielen Bereichen bestimmen.

 

Jahresversammlung der SKGD 2021
Foto: R.Urban

 

Appelle und Anträge

Zum 30. Jahrestag des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages haben die Delegierten dann auch einen Aufruf angenommen. Dabei stellten sie fest, die beiderseitigen Beziehungen sollten weiter vertieft, gleichzeitig aber auch die bisher nicht erfüllten Vertragspunkte realisiert werden.

Außerdem stimmten die Delegierten über einen Beschluss, die Selbstverwaltungen in Gebieten, wo die deutsche Minderheit lebt, sollten diese Volksgruppe in ihrer Sprach- und Kulturarbeit auch finanziell unterstützen.

Ein Thema, dass die Jahresversammlung hindurch immer wieder aufgetaucht ist, ist die Rückkehr zu Präsenzveranstaltungen. “Online-Konzerte und andere Projekte im Internet waren ein Ausweg, aber für viele waren sie unerreichbar, weil vor allem die Älteren nicht im Internet unterwegs sind”, sagt Emilia Strzalek aus Stubendorf. Auch Norbert Rasch plädierte für mehr traditionelle Projekte, bei denen man sich treffen könnte. “Ich selbst bin es auch langsam leid an Kulturprojekten teilzunehmen, indem ich einen Link am Komputer anklicke”, sagte der frühere SKGD-Vorsitzende. Damit aber eine Rückkehr zur alten Normalität möglich ist, müssten sich mehr Menschen impfen, unterstrich Roman Kolek, Delegierter aus Himmelwitz und Arzt. “Daher sollten wir von der Jahresversammlung aus einen Appell beschließen an die Bevölkerung der Region, die Menschen mögen sich impfen lassen. Nur dann ist eine Normalität, wie wir sie vor der Pandemie kannten, möglich”, sagte Kolek. Seinen Vorschlag haben die Delegierten mehrheitlich zum Ende des Jahresversammlung angenommen.

 

Rudolf Urban

 

Rafał Bartek dankt Roman Kolek für seine Arbeit als Vizemarschall der Woiwodschaft Oppeln aus den Reihen der deutschen Minderheit.
Foto: R.Urban
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