Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Johann Kroll: ein Mann mit Symbolkraft

Die heutige Folge aus der Reihe „Berühmtheiten aus der Woiwodschaft Oppeln“ ist Johann Kroll gewidmet – Gründer und erster Vorsitzender der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien. Eine Persönlichkeit, ohne die man sich die Existenz der deutschen Minderheit in Polen nur schwer vorstellen kann.

Johann Kroll wurde am 25. Juni 1918 in Rosnochau bei Oberglogau geboren. Während des Zweiten Weltkriegs diente er in der deutschen Wehrmacht und wurde 1943 bei Kämpfen auf der Krim durch Schussverletzungen an beiden Beinen schwer verwundet. 1945 kehrte er in seinen Heimatort Rosnochau zurück. Drei Jahre später, im Alter von 30 Jahren, heiratete er Maria Bias und ließ sich auf einem mehr als 30 Hektar großen Bauernhof in Oberwitz bei Krappitz nieder. Dort gründete er 1975 eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft, die viele Jahre lang nicht nur in der Woiwodschaft Oppeln, sondern in ganz Polen als vorbildlich galt!

Herr Kroll
Johann Kroll war ein Mensch, der eng mit der lokalen Gemeinschaft verbunden war. Er war bemüht, ihre Wünsche und Bedürfnisse zu artikulieren und umzusetzen. Viele sind der Ansicht, dass die deutsche Minderheit in Polen ohne Johann Kroll vielleicht nie entstanden wäre, da er es war, der 1988 die Treffen der Deutschen in der Woiwodschaft Oppeln organisierte. Gleichzeitig startete er eine Kampagne zur Sammlung von Unterschriften von Personen, die sich zur deutschen Volkszugehörigkeit bekannten. Natürlich hat er die SKGD nicht selbst gegründet, aber wenn er nicht gewesen wäre… Er hatte nun einmal ein großes Charisma und die Gabe, Menschen für sich zu gewinnen, denn viele fühlten sich geradezu magnetisch zu ihm hingezogen, was dazu führte, dass die Organisation der deutschen Minderheit von Tag zu Tag an Zahl und Stärke zunahm. Infolgedessen initiierte Johann Kroll 1990 die Gründung der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der deutschen Minderheit. Er wurde auch ihr erster Vorsitzender und fungiert im Volksbewusstsein nicht nur als Gründer der deutschen Minderheit in Schlesien, sondern auch als deren Symbol. Richard Urban sagte über Johann Kroll: „Wir haben ihn alle akzeptiert, weil er das gewisse Etwas in sich trug. Er hatte die Gabe, durch die ein Offizier ein Offizier und ein Vorarbeiter ein Vorarbeiter sein kann. Ich erinnere mich, dass Leute, die einen DFK gründen wollten oder bereits einen gegründet hatten, zu ihm kamen, und er hatte immer Zeit für ein Gespräch. Seine engen Kollegen Erich Schmidt, Herbert Stannek und ich nannten ihn immer Herr Kroll. Nie mit seinem Vornamen. Denn er besaß Autorität, die er durch seine außerordentliche Kreativität und seine hervorragenden Ideen erlangte, zu denen auch das Sammeln und Zählen von Unterschriften gehörte, mit denen die deutsche Minderheit unterstützt wurde. Er wurde aber auch deshalb geschätzt, weil er schlichtweg ein anständiger Mensch war.“

Am 13. März 1999 erhielt Johann Kroll vom damaligen deutschen Botschafter Johannes Bauch eine der höchsten staatlichen Auszeichnungen Deutschlands: das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens
Foto: K. Świderski

Spontan und aufrichtig
Johann Kroll engagierte sich bereits Anfang der 1980er Jahre, also kurz nach seiner Pensionierung, für die deutsche Minderheit. Er hatte dann mehr Zeit und nutzte diese, um die Region zu bereisen. Damals interessierte er sich sehr für die Geschichte der Region und vor allem dafür, die Menschen kennenzulernen. In der Folge begann sich Mitte der 1980er Jahre die deutsche Gemeinschaft in Schlesien sehr schnell und effizient zu entwickeln. Und das, obwohl es sich um eine Zeit handelte, in der die Menschen oft daran dachten, Polen in Richtung Deutschland zu verlassen. Johann Kroll gelang es jedoch, dies zu verhindern, indem er ein eigenes Programm für diejenigen schuf, die sich zwar als Deutsche fühlten, aber in ihrer Heimat bleiben wollten. Und so bildeten sich vor dem Haus von Johann Kroll in Gogolin Schlangen von Menschen, die ihn unbedingt treffen und ihre Unterschrift leisten wollten. Das Ergebnis war sensationell. Dank der Unterschriftensammelaktion wurde die deutsche Minderheit sehr schnell stärker. Dieser aus unserer Sicht spektakuläre Erfolg wird auch heute noch als Ergebnis von Herrn Krolls Entschlossenheit und Intelligenz erachtet. Eine Führungspersönlichkeit, die es verstand, so zu den Menschen zu sprechen, dass sie ihm vertrauten. Er tat dies auf Deutsch, aber er konnte die Menschen auch erreichen, wenn sie ihn auf Polnisch ansprachen und er ihnen auf Polnisch antwortete. Wie z. B. einmal im polnischen Parlament, als er diese Fähigkeit beim ersten Treffen der noch informellen deutschen Minderheit mit Abgeordneten brillant unter Beweis stellte. Ein hervorragender Beweis dafür, wie gut er das konnte, ist auch die Tatsache, dass er mit großer Leichtigkeit hervorragende Juristen und Professoren für die Zusammenarbeit mit sich gewinnen konnte. Er überzeugte sie durch seine Offenheit und Spontaneität. Jede Intrige war ihm fremd, und das spürten die Menschen. Sie fühlten auch, dass er ein Deutscher aus Fleisch und Blut war.

 

 

Vater der deutschen Minderheit
Johann Kroll verdankte seinen organisatorischen Erfolg der Tatsache, dass er sich nicht scheute, schwierige Entscheidungen zu treffen. Obwohl er ein Vertreter der Deutschen Minderheit war, setzte er sich gleichzeitig aktiv für die Integration der verschiedenen Gemeinschaften in der multikulturellen Woiwodschaft Oppeln ein. Für diese und viele andere Verdienste auf beruflichem, kulturellem und sozialem Gebiet wurde er mit einer Reihe von Auszeichnungen, auch von staatlichem Rang, geehrt. Am 13. März 1999 erhielt er aus den Händen des deutschen Botschafters Johannes Bauch eine der höchsten staatlichen Auszeichnungen der Bundesrepublik Deutschland – das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens. Heute gehören die Ereignisse um ihn und seine mutigen Kollegen, die als „Ritter der ersten Stunde“ bekannt sind, der Vergangenheit an. Ihnen und dem Engagement Johann Krolls ist es aber zu verdanken, dass heute Vertreter der Deutschen Minderheit in den Räten und Vorständen von Gemeinden und Kreisen der Woiwodschaft Oppeln sitzen und diese mitregieren. Deshalb gilt Johann Kroll als Vater der Deutschen Minderheit und als jemand, der eine Politik verfolgte, die die Gemeinschaften in der Region und in Polen nicht spaltete, sondern vereinte. So ist es nicht verwunderlich, dass er 2003 mit der höchsten kommunalpolitischen Auszeichnung, dem Verdienstorden der Stadt Gogolin, geehrt wurde und sein Porträt in der Galerie der Verdienstvollen im Sitzungssaal des Gogoliner Rathauses aufgestellt wurde. Am 23. Mai 2010 wurde anlässlich des 20. Jahrestages der Gründung der Oppelner SKGD auf Initiative des SKGD-Vorstands und in Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister von Gogolin eine Gedenktafel an der Wand des Gogoliner Rathauses „…in Erinnerung an Johann Kroll…“ angebracht. Auf diese Weise wurde sein Beitrag zur Region Oppeln gewürdigt. Johann Kroll verstarb am 16. März 2000, kurz nach dem 10. Jahrestag der Registrierung der SKGD in der Woiwodschaft Oppeln.

 

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