Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Lange verdrängt, nun heiß geliebt

Roswitha Schieb lebt seit ihrer Geburt in Westdeutschland und interessierte sich lange Zeit nicht für die Heimat ihrer Eltern. „Schlesien hatte damals einen schlechten Klang, es wurde in Verbindung gebracht mit Revanchismus, Rechtslastigkeit. Damit wollte man als junger Mensch nichts zu tun haben. Zudem gab es den Eisernen Vorhang, in Richtung Polen ist man nicht gefahren“, erinnert sie sich. Eines Tages wollte sie aus Berlin nach Krakau – und kam in Schlesien vorbei. Das Land hat sie in ihren Bann gezogen.


„Meine Eltern erzählten viel von Schlesien, von den Orten da, den Weihnachtstraditionen, in ihren Erzählungen klang es, als wäre es geradezu das Paradies gewesen. Ich hatte das immer für so eine verklärte Kindheitserinnerung gehalten. Und dann wollte ich Ende der 1990er-Jahre von Berlin nach Krakau, und in meiner zweisprachigen Landkarte sah ich all diese Namen, von denen mir meine Eltern so oft erzählt hatten. Und ich dachte: ‚Das gibts ja wirklich!‘ Krakau war da nicht mehr so wichtig“, erinnert sich die Autorin Roswitha Schieb. Schlesien besucht sie seitdem regelmäßig, einmal macht sie auch eine Reise mit ihren Eltern. „Schlesien eröffnete mir die östliche Hemisphäre“, sagt sie.

Roswitha Schieb (1. v. r.) erzählte in Oppeln über die schönsten Orte in Schlesien, die sie in ihrem Buch „Schlesien. Geschichte, Landschaft, Kultur“ beschrieben hat.
Foto: Manuela Leibig

Das erste Buch, das Roswitha Schieb über Schlesien geschrieben hat, war „Reise nach Schlesien und Galizien: Eine Archäologie des Gefühls”, das sie den Spuren ihrer Eltern nachspüren ließ. 2020 erscheint dann das Buch „Schlesien. Geschichte, Landschaft, Kultur“ mit vielen Bildern, Beschreibungen von Ortschaften, besonderen Gebäuden, Traditionen sowie einigen Rezepten, wie das Schlesische Himmelreich oder die Liegnitzer Bomben. „Ganz Schlesien in ein Buch mit einer bestimmten Seitenzahl zu packen, ist sehr schwierig, ich musste so vieles weglassen. Wichtig war mir aber die Geschichte und die Darstellung, wie die deutschen Schlesier waren und wie jetzt die polnischen sind“, sagt Roswitha Schieb.

Das Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit wurde auf das Buch „Schlesien. Geschichte, Landschaft, Kultur“ aufmerksam und brachte Anfang des Jahres die polnischsprachige Version des Werks heraus. Am Freitag, den 5. August, lud das HDPZ nun in die Stadtbibliothek in Oppeln zu einem Autorentreffen ein. Roswitha Schieb zeigte die schönsten Bilder aus ihrem Buch und erzählte interessante Fakten zu den gezeigten Objekten. Die Publikation ist in 2.000 Exemplaren erschienen bei Hausbooks (www.hausbooks.pl) zu erwerben.

Beata Kozak, die Übersetzerin der Bücher von Roswitha Schieb, hat es wegen der Übersetzungen der Werke über Schlesien zur Reisen durch Schlesien verschlagen: „Vor allem die Grafschaft Glatz besuche ich gern, aber ganz Schlesien habe ich schon gesehen“, betont die Übersetzerin.

Manuela Leibig

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