Betritt ein Besucher das Arbeitszimmer des Apostolischen Visitators Prälat Winfried König in der Krummen Straße in Münster, begegnet er keineswegs einem in Ehren ergrauten Kleriker, sondern einem freundlich lächelnden Priester, der Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt. Und noch ein Zweites erfährt der Besucher, wenn Winfried König seinen Schreibtisch verlässt und ihm gegenüber Platz nimmt, um sich aufmerksam den jeweiligen Sorgen und Anliegen zu widmen.
Diese Worte schrieb Michael Hirschfeld für die Kulturhistorische Korrespondenz. Am 10. November verstarb der Seelsorger der Schlesier im Alter von 82 Jahren in Münster-Wolbeck. In seinem 25-jährigen Dienst als höchster Repräsentant der katholischen Schlesier in der Bundesrepublik Deutschland hat er sich große Verdienste um die deutsch-polnische Verständigung und den Brückenbau zwischen West und Ost erworben. Als Schlüsselfigur zwischen Deutschen und Polen engagierte er sich unermüdlich für die Heimatvertriebenen, Flüchtlinge, Spätaussiedler und die deutsche Minderheit in Schlesien und stellte seine Schaffenskraft in den Verständigungs- und Versöhnungsdienst. In Anerkennung seiner Verdienste ernannte ihn das Domkapitel in Görlitz 1997 zum Ehrendomkapitular, 2008 erhielt er das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Als langjähriges Mitglied der Deutschen Bischofskonferenz und als Vertreter aller Visitatoren nahm Prälat Winfried König an den Sitzungen des Ständigen Rates der Deutschen Bischofskonferenz teil. Jahrelang vertrat er als Sprecher der Visitatoren diese auch bei den so genannten „Ad-limina-Besuchen“ in Rom, wo Bischöfe und Visitatoren dem Papst Rechenschaft über ihre Arbeit ablegen.
1932 in Haltern am See geboren, war Winfried König nach seiner Priesterweihe 1960 zunächst als Kaplan in Rheine und als Geistlicher Lehrer und Präfekt am Collegium Johanneum Loburg in Ostbevern tätig. Seit 1968 als Präses am Pius-Kolleg in Coesfeld tätig, übernahm er seit 1977 die Aufgabe des Diözesanseelsorgers für Vertriebene und Aussiedler, zeitgleich war er Vicarius Cooperator in Ascheberg. Der Bischof von Münster, Dr. Reinhard Lettmann, ernannte ihn 1980 zum Propst von Telgte, einem bedeutenden westfälischen Marienwallfahrtsort, bevor Winfried König 1983 von Papst Johannes Paul II. zum Apostolischen Visitator für die Priester und Gläubigen aus dem Erzbistum Breslau berufen wurde. Nach einer Erkrankung wurde Prälat König 2008 emeritiert und schied aus dem Amt des Apostolischen Visitators aus. In zahlreichen persönlichen Kontakten und umfangreicher Korrespondenz war er den katholischen Schlesiern weiterhin verbunden.
„Sowohl vom Äußeren her als auch im Geiste jung geblieben zu sein und sich auf Augenhöhe mit seinen Gesprächspartnern zu begeben – das sind zwei zentrale Beobachtungen, die wohl jeder macht, der sich einmal länger mit dem Apostolischen Visitator der katholischen Schlesier unterhalten hat. Dabei versucht Prälat König selbst stets bescheiden im Hintergrund zu bleiben und diplomatisch zu handeln, wenngleich er bei gegensätzlicher Ansicht schon einmal unnachgiebig sein und deutlich seine Meinung äußern kann“, erinnerte sich Michael Hirschfeld an den schlesischen Visitator.
Die Totenvesper wurde am 16. November in der Sankt-Nikolaus-Kirche zu Münster. Die Exequien wurden am 17. November im Sankt-Paulus-Dom gefeiert mit anschließender Beisetzung auf dem Münsteraner Zentralfriedhof.
kan