Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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“Lasst uns Brücken und keine Mauern bauen”

In den letzten Wochen haben wir immer häufiger von der Abkühlung der deutsch-polnischen Beziehungen und der ungünstigen Atmosphäre um die deutsche Minderheit in Polen gehört. Als Reaktion darauf richteten 40 Jugendliche – Teilnehmer der Jugendkonferenz in Kreisau – einen Appell an die Gesellschaft, um den Wert des Multikulturalismus und die Notwendigkeit des gegenseitigen Verständnisses zu betonen. 

 

Die Jugendkonferenz in Kreisau ist eines der Leuchtturmprojekte des Bundes der Jugend der Deutschen Minderheit (BJDM), an dem in diesem Jahr Jugendliche aus dem Minderheitenkreis wie auch von außerhalb teilgenommen haben. Während der diesjährigen Konferenz unter dem Motto “Deutsch-Polnische Freundschaft” wurden auch aktuelle, schwierige Themen besprochen. Umso mehr sind die Worte des Appells der Jugend, der während der Konferenz entstanden ist, eine Antwort auf die aktuelle Situation und die vorherrschende Stimmung:

„Seit Generationen leben wir zusammen: Wir besuchen die gleichen Schulen, wir arbeiten in den gleichen Unternehmen, wir kümmern uns gemeinsam um unsere unmittelbare Umgebung. Wir haben und schaffen eine Gemeinschaft, die, obwohl sie aus verschiedenen Kulturen besteht, sich auf gegenseitige Freundlichkeit konzentriert. Jenseits von Spaltungen war, ist und wird es immer der Mensch als ein Wesen, das das Recht auf ein würdevolles, friedliches Leben hat, das Wichtigste sein.“

 

Der Deutsche Generalkonsul in Breslau Martin Kremer, Koordinator für die deutsch-polnische Zusammenarbeit Dietmar Nietan und Direktor des Hauses der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit Lucjan Dzumla während der Debatte, Kreisau 2022. Foto: BJDM

 

Sich dessen bewusst, wie sehr Beziehungen auf höchster Ebene das Leben der einfachen Menschen beeinflussen können, wenden sich junge Menschen auch an Politiker: „Wir bitten Sie, – lassen Sie uns Brücken und keine Mauern bauen. Heute sehen wir in der Welt und in Europa – so nah an unseren Grenzen – das Drama von Menschen, die durch politische Fragen zu Konflikten und zur Zwietracht geführt werden.“

Der an die Mehrheitsgesellschaft gerichtete Text wurde von der Jugend an einem für die deutsch-polnische Versöhnung symbolischen Ort ausgearbeitet. Am 12. November 1989 fand in Kreisau die vom Oppelner Bischof Alfons Nossol initiierte und zelebrierte Versöhnungsmesse statt, an der der damalige polnische Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki und der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl teilnahmen. Die Geste des Friedensgrußes der Politiker während der Messe wurde zum Symbol für ein neues Kapitel in den Beziehungen zwischen den beiden Nachbarn.

 

Die Konferenzteilnehmer unterzeichnen den Jugendappell, Kreisau 2022. Foto: BJDM

 

Auch das Datum der Veröffentlichung des Appells ist kein Zufall: Für den 21. November fällt der Weltweite Tag der Güte. Auf diese Weise wollen die Jugendlichen die klaren Absichten ihrer Initiative hervorheben: „Als Deutsche und Polen, die seit Generationen in Polen leben und sich gegenseitig respektieren, wollen wir in einem offenen, toleranten und freundlichen Umfeld leben, miteinander kooperieren, Harmonie und ein friedliches Zusammenleben anstreben. Wir sind überzeugt, dass der Multikulturalismus bereichert und ein Wert ist, den wir an zukünftige Generationen weitergeben sollten. Denn Europa, einschließlich Polen, ist und sollte unser gemeinsames Zuhause sein.“

Der vollständige Inhalt des Appells ist auf der Internetseite des BJDM (www.bjdm.eu) und unter www.vdg.pl zugänglich.

VdG

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