Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Letzte Ruhestädte eines Textilkönigs

Unweit der polnisch-tschechischen Grenze, wenn man Richtung Bad Schwarzbach (Czerniawa Zdrój) fährt, befindet sich auf dem Friedhof vor der Einfahrt in die tschechische Stadt Nové Město pod Smrkem (Neustadtl) ein imposantes Mausoleum. Gebaut wurde es für den österreichischen Unternehmer Ignaz Klingler.


Das Mausoleum wurde zwischen 1899 und 1901 von den Nachkommen Ignaz Klinglers errichtet. Es besteht aus zwei Stockwerken. In dem oberen befindet sich ein Gedächtnissaal und im unteren wurde die Mitglieder der Klinger-Familie bestattet. Die Architektur ist typisch italienisch, wobei das Ganze aus Sandstein gebaut wurde.

Das Mausoleum wurde zwischen 1899 und 1901 von den Nachkommen Ignaz Klinglers errichtet.
Foto: Wikipedia/ Jan Polák

Die Wollwaren-Fabrik Ignaz Klinger
Ignaz Klingler entstammte einer alten Weberfamilie, die ursprünglich in der Rumburger Gegend ein Leinenwebereigeschäft betrieb. Ignaz wurde als Sohn des Faktoreibesitzers und Webereiunternehmers Johann Josef Klinger und dessen Frau Maria Theresia geboren. Auch die drei Söhne von Klingler wurden Textilunternehmer. Ignaz Klinger begann seinen Berufsgang als Kommissionär für andere Unternehmer. Relativ schnell aber fing er an, eigenes Leinen zu verkaufen. Sein Unternehmen entwickelte sich prächtig; 1844 arbeiteten ca. 700 Hausweber für die Faktorei Ignaz Klinger, 1850 hatte sich deren Anzahl auf 1500 verdoppelt. 1861 nahm Klinger seine erste eigene Weberei in Neustadtl in Betrieb. Natürlich trug das zu einer rasanten Entwicklung der Stadt bei. Ignaz hatte auch für seine zwei älteren Brüder eine Weberei in Dittersbach eröffnet. Die Wollwaren-Fabrik Ignaz Klinger, die Baumwoll- und Schafwollwaren erzeugte, wurde zu einem der größten Textilunternehmen in Österreich-Ungarn. Die Söhne Ottomar und Oskar unterstützten ihren Vater tatkräftig. 1901 eröffneten sie die mechanische Tuch- und Modewarenfabrik in Kratzau und nach dem Tod von Ignaz im Jahr 1872 übernahmen sie schließlich sein Lebenswerk. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte die Kammgarnspinnerei Ignaz Klinger 5.000 Beschäftigte.

Offen für Besucher
Das Mausoleum wurde während des Zweiten Weltkriegs stark beschädigt. Eine Zeit lang wurde sogar der komplette Abriss in Erwägung gezogen. Zum Glück hat man sich dann aber doch für eine Renovierung entschieden. Heute können Besucher das Mausoleum sogar besichtigen.

Anna Durecka

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