Ein Vortrag mit anschließenden Exkursion erinnern an Pater Nikolaus von Lutterotti OSB (1892–1955), den Archivar und letzten Prior des Kloster Grüssau (Krzeszów), eine herausragende Persönlichkeit der schlesischen Kirchengeschichte.
Ein außergewöhnlicher Lebensweg führte den 1892 in Südtirol geborenen Benediktinermönch Nikolaus von Lutterotti OSB nach Schlesien. 1912 war er in die Benediktinerabtei Emmaus in Prag eingetreten, diente im Ersten Weltkrieg als geistlicher Pflegehelfer auf einem Sanitätszug der K.u.k-Armee und gehörte 1919/20 nach dem Zusammenbruch der Abtei Emmaus zum Gründungskonvent in der ehemaligen Zisterzienserabtei Grüssau in Niederschlesien. Hier wirkte er vor allem als Bibliothekar und Archivar. Die freien Stunden nutzte er zur gründlichen Erforschung der Klostergeschichte. Seine Erkenntnisse legte er in zahlreichen Publikationen nieder, die bis heute Grüssau-Forschern eine nützliche Grundlage sind.
Bleiberecht als italienischer Staatsbürger
Dem Nationalsozialismus stand er überaus kritisch gegenüber. Der Zweite Weltkrieg und die Beschlagnahmung der Abtei 1940 trafen den Konvent schwer. 1943 wurde Lutterotti zum Prior des Klosters ernannt und übte dieses Amt auch nach der Vertreibung seiner reichsdeutschen Mitbrüder aus. Als italienscher Staatsbürger konnte er nach 1945 in Grüssau bleiben und übernahm hier sofort Verantwortung für die aus Lemberg umgesiedelten polnischen Benediktinerinnen. Gleichzeitig wirkte er in der Seelsorge für die deutsche Restbevölkerung in den Kreisen Landeshut (Kamienna Góra) und Waldenburg (Wałbrzych). Zu seinen Gemeindemitgliedern gehörten sowohl katholische als auch evangelische Christen sowie polnische Neusiedler.
Späte Vertreibung
Nach heftigen kirchenrechtlichen und politischen Auseinandersetzungen war er 1954 gezwungen, Polen zu verlassen, um seiner Inhaftierung zu entgehen. Ein Jahr später verstarb er schwerkrank im Alter von nur 62 Jahren in Stuttgart.
Aus Südtirol nach Schlesien: Der Lebensweg Nikolaus von Lutterotti als Prior, Bibliothekar, Archivar und Forscher der Klostergeschichte zu Grüssau.
Das Kulturreferat für Schlesien am Schlesischen Museum zu Görlitz und die Kirchliche Stiftung evangelisches Schlesien erinnern in einem Vortrag am 9. August und einer Exkursion am 10. August an Pater Nikolaus von Lutterotti OSB. Den Vortrag: „Pater Nikolaus von Lutterotti OSB – Wanderer zwischen den politischen Mächten“ hält Dr. Inge Steinsträßer aus Bonn. Sie ist freiberuflich als Historikerin mit den Schwerpunkten Schlesien, Böhmen und Mähren, aber auch rheinische Landesgeschichte tätig. Sie promovierte über das Leben und Wirken von Pater Nikolaus von Lutterotti OSB.
Informationen und Anmeldung für die Exkursion nach Grüssau: kirchlichestiftung@evangelisches-schlesien.de, 0049.3581.876682.