Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Lieblingsspazierstrecke der Prinzessin

Nach dem wir uns auf kurzen Strecken warmgelaufen haben, wird es Zeit für eine echte Herausforderung. Wir laden ins Reichensteiner Gebirge ein, wo wir einen ganzen Tag rund ums Anwesen der Prinzessin Marianne von Oranien-Nassau verbringen werden.

Sobald wir die Grenze überqueren, befinden wir uns im Ort Weißwasser (Bílá Voda). Das Dorf bietet auf kleiner Fläche zahlreiche Erinnerungen an die Vergangenheit.

Mit Blick auf die Baustelle

Im alten Schloss der Prinzessin Marianne befindet sich heute ein Krankenhaus.
Foto: Łukasz Malkusz

Gleich rechts sehen wir die Kirche Mariä Heimsuchung. Das barocke Gotteshaus wurde 1765, an der Stelle eines der der hl. Anna geweihten Vorgängerbaus, errichtet. Gleich dahinter befindet sich das ehemalige Piaristenkloster, das durch Jakob Ernst von Liechtenstein-Kastelkorn gestiftet wurde. Seit 1996 steht das Gebäude leer. Wenige Schritte weiter sind wir schon im Ortszentrum. Hier befindet sich das Museum der Isolation, Internierung und Integration, das 2012 im ehemaligen Rathaus eingerichtet wurde. Im Museum gibt es zwei Ausstellungen – eine ist der regionalen Geschichte, die andere dem während der kommunistischen Herrschaft zwischen 1950 und 1989 bestehenden Nonnen-Internierungslager gewidmet. Am Ring befinden sich auch zwei barocke Skulpturen. Die des hl. Jan Nepomuk stammt aus dem Jahre 1757, die des hl. Florian aus dem Jahre 1766.

Vom Zentrum aus folgen wir dem roten Wanderweg. Dieser führt uns in 40 Minuten zum Ortsteil  Weißwasser-Dorf. Auf diese Weise gelangen wir zum Schloss. Zum ersten Mal wurde diese Adelsresidenz 1691 erwähnt. Zwischen 1854 und 1883 war sie Hauptsitz der Prinzessin Marianne von Oranien-Nassau, die das Schloss umgebaut und erweitert hat. Heute befindet sich im Gebäude eine Psychiatrische Klinik. Nach der Scheidung von Prinz Albrecht von Preußen war es Marianne nicht erlaubt, auf preußischen Boden zu übernachten. Trotzdem war sie in den Umbau der Hohenzollern Residenz in Kamenz (Kamieniec Ząbkowicki) höchst engagiert. Um einen Blick auf die Fortschritte zu haben, ließ sie in Weißwasser einen Wald abholzen. Mit freier Sicht und einem Fernglas konnte sie nun den Bau in Kamenz beobachten.

Hier spazierte die Prinzessin

Hinter dem Schloss biegen wir links ab und folgen nun dem grünen Wanderweg. In der nächsten Stunde geht es eine asphaltierte Waldstraße entlang. Es wird dabei merklich schwerer, denn wir klettern auf 4 Kilometern fast 200 Meter nach oben. Dieser Weg führt durch ein Tal, das gleichzeitig die Lieblingsspazierstrecke der Prinzessin Marianne war.

Schließlich sind links die sogenannten Schaffnerfelsen sichtbar. Diese 35 Meter hohe Felsenformation war früher ein guter Aussichtspunkt, der den Wanderer sich an Panoramen in allen Richtungen erfreuen ließ. Heute ist ein Weg nach oben kaum mehr erkennbar, ein eventueller Aufstieg ist sehr mühsam, und nur für jemanden mit guter Ausdauer zu empfehlen. Besonders das Hinabsteigen ist problematisch, denn es ist sehr steil und es gibt keine Punkte mehr, an denen man sich festhalten kann. Der Wald versperrt mittlerweile auch den Großteil der Ausblicke. Es bleibt nur der Blick hinein ins Tal, durch das wir hierher kamen, der schon einen gewissen Nervenkitzel auslöst.

 

Fortsetzung folgt.

Łukasz Malkusz

 

 

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