Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Man muss nicht in die USA fahren

Um einer spannenden Geschichte zu begegnen, muss man von Sensburg aus nicht weit fahren. Es reicht zum Beispiel, sich in das 20 Kilometer entfernte Zellbongen aufzumachen. Was finden wir dort? Spuren der Mormonen.  

Die Mormonen sind eine spezifische Splittergruppe des Christentums, die vor allem in den USA bekannt sind. Bei ihnen herrscht das Verbot des Trinkens von Alkohol, Kaffee und Tee, sowie des Konsums von Tabak und anderen schädlichen Substanzen. Sie glauben nicht an die Dreieinigkeit, sondern an drei eigenständige göttliche Personen – Gottvater, Jesus Christus und der Heilige Geist. Sie bekennen auch, dass Menschen als Kinder Gottes dank des Wohlwollens Christi wie Gott werden können, makellose und vollkommene Personen. Die wertvolle Erziehung und Ausbildung ihrer Kinder ist für sie von großer Wichtigkeit. Sie engagieren sich nicht politisch und versuchen, neutral zu sein.

Die mormonische Vergangenheit der Einwohner von Zellbongen ist dem Dorfvorsitzenden Radosław Puszko gut bekannt.
Foto: Bärentatze

 

Woher kamen die Mormonen in Zellbongen?

Im Jahr 1922 begann der Dorfbewohner Fritz Fischer, der in Berlin der mormonischen Kirche beigetreten war, die Verkündigung des Mormonismus unter den Einwohner von Zellbongen. Bis 1939 wurden als Ergebnis seiner Aktivität 157 Einwohner die Mehrheit des Dorfs Mormonen, was eine Besonderheit im Vergleich mit anderen Orten der Welt darstellte. Durch den Zweiten Weltkrieg und das Verlassen des Dorfs ging es mit der Kirche bergab, aber Gottesdienste fanden weiterhin statt. Nach dem Krieg erschwerte die polnische Führung den Mormonen die Ausübung der religiösen Praktiken und Gottesdienste in deutscher Sprache, aber in den Jahren 1945-1971 war die Zellbonger Kapelle die einzige Einrichtung dieser Kirche in Polen. Die letzten Mormonen reisten im Jahr 1971 aus Zellbongen aus. Ihre Kapelle übernahm Anfang der 80er-Jahre die katholische Kirche.

 

Warum machten sich die Mitglieder der „Bärentatze“ gerade nach Zellbongen auf den Weg?

„Jedes Jahr zu Sommeranfang machen wir einen Ausflug in unsere Umgebung, um ihre Geschichte besser kennenzulernen. Im vorigen Jahr waren wir in Eckertsdorf, wo die Altgläubigen, die aus Russland zu uns geflohen waren, gelebt haben. Für viele Personen, gerade die jungen, sind das vollkommen unbekannte Geschichten. Sie hören sie mit großer Verwunderung“, erklärt Sebastian Jabłoński, der Vorsitzende der „Bärentatze“.

Die Mormonen sind eine spezifische Splittergruppe des Christentums, vor allem in den USA bekannt.

Die mormonische Vergangenheit ist den heutigen Einwohnern von Zellbongen gut bekannt, zumindest aber ihrem Schultheiß Radosław Puszko. Der Schultheiß zeigte den Gästen aus Sensburg die frühere Schule sowie die ehemalige Kapelle und machte sie mit der Geschichte der Mormonen in Zellbongen bekannt. Am Ende des Ausflugs lud er zu einem Imbiss am Strand ein, der vom Kreis der Landfrauen und der lokalen Gesellschaft vorbereitet worden war.

 

 

Lek

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