Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Marathon und kein Sprint

Auch wenn die Gefahr eines Krieges seit Wochen in der Luft lag, war dann der Angriff Russlands auf die Ukraine doch ein Schockmoment. Kurz darauf begann aber die Hilfsaktion für die Ukrainer u.a. von der deutschen Minderheit aus.

 

Die Oppelner Sozial-Kulturelle Gesellschaft der Deutschen startete am Tag nach dem ersten Angriff eine Spendensammlung online. Mit dem Geld sollen vor allem Medikamente gekauft werden. „Die Aktion starteten wir in Absprache mit dem Oppelner St. Hedwig-Fachkrankenhaus und wir hoffen, dass so viele wie möglich auf unseren Aufruf antworten“, sagt Joanna Hassa, stellvertretende Geschäftsführerin der SKGD.

 

Hilfe im Kleinen

 

Frauen im DFK Deschowitz sortieren die Spenden.
Foto: R.Urban

 

Bislang kamen mehr als 10.000PLN zusammen und die Sammlung geht weiter. Joanna Hassa freut sich aber auch über die lokalen Initiativen der Ortsgruppen der deutschen Minderheit. So bereitet der DFK Ottmuth seine Begegnungsstätte vor, um Flüchtlinge aufnehmen zu können, andere Ortsgruppen, wie der DFK Deschowitz, organisieren Spendensammlungen. „Wenn wir helfen, werden wir zu besseren Menschen und auch die Welt wird eine bessere. Wir werden auch solange weitermachen, wie die Hilfe benötigt wird“, sagt die Deschowitzer DFK-Vorsitzende Brygida Labisz.

 

Kommunen

 

In Leschnitz wurde das Gebäude des ehemaligen Gymnasiums für die Flüchtlinge vorbereitet.
Foto: R.Urban

 

Bei den Sammelaktionen und der Bereitstellung von Unterkünften spielen aber vor allem die Gemeinden eine wichtige Rolle. So ist es z.B. in Leschnitz. Hier stehen zwar, wegen des Touristen- und Pilgermagneten St. Annaberg, Hotels, Pensionen  und Private Unterkünfte bereit. Aber auch die Kommune selbst organisiert Räume, um Flüchtlinge aufnehmen zu können. „Wir haben ein Gebäude des ehemaligen Gymnasiums, in dem wir fürs Erste 50 Personen aufnehmen können. Die Gemeinde Leschnitz ist also auf die Hilfe für Flüchtlinge vorbereitet“, sagt Łukasz Jastrzembski, Bürgermeister von Leschnitz und zugleich Vorsitzender des minderheitsnahen Schlesischen Selbstverwaltungsvereins. Es freue ihn, fügt er hinzu, wie in den einzelnen Gemeinden die Verwaltungen und die Einwohner Hand in Hand agieren, denn das zeige, wie offen und hilfsbereit die Woiwodschaft Oppeln sei.

 

Schulen

Neben den Kommunen und privaten Hilfsaktionen setzen sich auch Schulen ein. So z.B. der Verein Pro Liberis Silesiae, der zwei deutsch-polnische Grundschulen und Kindergärten in der Region trägt. Die Vorsitzende Dr. Margarete Wysdak sagt, man wolle gezielt Kindern helfen: „Wir wollen auch im Prozess der Integration z.B. beim Polnischunterricht oder beim Kauf von Schulmaterialien helfen, damit die Schüler einen ganz normalen Alltag haben“. Außerdem gehe es auch um psychologische Betreuung, denn einige der Kinder kommen gewiss stark traumatisiert in der Oppelner Region an.

Wie die Vorsitzende von Pro Liberis Silesiae sagt, müsse man sich auf einen Hilfsmarathon einstellen. Die Kommunen, Vereine und Privatpersonen werden also auch in den nächsten Wochen auf Hilfe angewiesen sein.

Rudolf Urban

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