Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Marzipan – ein Traditionsprodukt

Das Königsberger Marzipan – eine der typischsten ostpreußischen Delikatessen – hat in Polen nun Anerkennung gefunden: Am 2. Dezember 2020 wurde es vom Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung in die Liste der Traditionsprodukte aufgenommen. Es ist nicht unsere einzige Spezialität, die auf dieser Liste steht.

 

Die Küche der einzelnen Teile Ostpreußens unterschied sich nicht wesentlich voneinander – heißt es in der Begründung des Eintrags. Die meisten Gerichte, die in Königsberg oder Elbing gegessen wurden, gab es auch in Preußisch-Litauen oder Masuren. Die ostpreußische Küche basierte auf hochwertigen Zutaten, die das Land im Überfluss hatte, aber es mangelte auch nicht an Kolonialwarenläden, in denen man Produkte aus Übersee kaufen konnte. Ein solches Produkt waren Mandeln, die zur Herstellung von Marzipan verwendet wurden. Mindestens seit der Zeit des Deutschen Ordens waren Mandeln auf den hiesigen Tafeln präsent. Später standen sie auch auf den Tischen der ermländischen Bischöfe. Einer ihrer größten Feinschmecker war Bischof Ignacy Krasicki, der in Heilsberg lebte.

 

Königsberger Marzipan, eine tzpisch ostpreußische Delikatesse
Quelle: Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung

 

Mandeln waren in Ostpreußen eine gängige Zutat für verschiedene Gerichte und Kuchen. Die wichtigste Spezialität, deren Hauptzutat es war, war jedoch Marzipan. Diese Delikatesse war schon im Mittelalter bekannt und kam wahrscheinlich mit den türkischen Invasionen nach Europa, obwohl auch die Italiener und Ungarn die Urheberschaft für das Rezept beanspruchen. Die Zubereitungsarten unterschieden sich je nach Region leicht. Das Königsberger Marzipan unterscheidet sich von anderen durch die Art der Verarbeitung, denn es wird im Ofen gebacken. In der Landeshauptstadt Königsberg wurde eine besondere Art von Marzipan hergestellt: Die Mandelmasse wurde im Ofen gebacken. Das ist es, was das Königsberger Marzipan bis heute von anderen Marzipanen unterscheidet. Diese Zubereitungsart des Königsberger Marzipans wurde auch von Wilhelm Braemer in einem Rezept aus der Zeit um 1930 erwähnt. (Saul H., Familienrezepte aus Ostpreußen, Leipzig 2001) und in einem Rezept aus einem Kochbuch von 1900 (Das ABC der Küche, Berlin 1900). Das Königsberger Marzipan kann z. B. mit Schokolade, Pistazien, Zitrone, kandierten Früchten oder Fruchtkonfitüren gefüllt werden.

 

Heutzutage kehren ostpreußische Rezepte ins Ermland und nach Masuren zurück. Immer häufiger findet man sie auf den Speisekarten regionaler Restaurants oder Konditoreien und auf den Tischen der Bewohner der Region, was wiederum die Identität der lokalen Gemeinschaft ausmacht.

 

Das Königsberger Marzipan ist nicht unsere einzige Spezialität, die auf der Liste der Traditionsprodukte steht. Seit 2018 finden sich darauf auch u. a. der Bärenfang, auch Petzfang genannt, Preußenwaffeln, Königsberger Klopse und Kartoffelsuppe.

 

Lech Kryszałowicz

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