Geschichtswissen ist wohl einer der wichtigsten Aspekte für eine deutsche Minderheit. Das Verständnis dessen wie es dazu kam, dass es diese Minderheit überhaupt gibt, hat für die Identität, insbesondere junger Menschen, eine Kernbedeutung. Dies scheint man auch in Dänemark zu wissen und investiert jetzt in neues Lernmaterial.
Im Rahmen eines neuen Projekts, für das der Bund Deutscher Nordschleswiger nahezu 70.000 Euro zur Verfügung gestellt hat, soll eine Arbeitsgruppe von Geschichtslehrern neues Unterrichtsmaterial ausarbeiten. Dieses Material soll in den Schulen der Deutschen in Dänemark verstärkt zu Fragen nach der eigenen Geschichte und der spezifischen Identität als Minderheit anregen.
Die dringende Notwendigkeit, das Geschichtsbewusstsein der Schüler zu stärken, wurde von Niels Westergaard, dem Schulleiter der Förde-Schule in Gravenstein, schon seit Langem erkannt und demzufolge nimmt der Aktivist auch eine Schlüsselrolle in dem Projekt ein. Westergaard bedauert, dass viele Schüler über ihre eigene Minderheit zu wenig wissen. Dieser Missstand rückte erst in den Fokus, als Florian Wittmann, ein frisch ausgebildeter Lehrer und selbst Teil der deutschen Minderheit, dem Kollegium beitrat. Die Erkenntnis, dass es an entsprechendem Geschichtswissen unter den Jugendlichen mangelt, führte schließlich bei beiden zu Projektgedanken, die zunächst nur für ihre Schule gedacht waren. Die Idee entwickelte sich jedoch schnell zu einem Vorhaben für alle deutschen Minderheitenschulen in der Region.
Westergaard bedauert, dass viele Schüler über ihr eigenes Minderheitumfeld zu wenig wissen.
Wie konkret wird das Projekt realisiert? Vor allem wurde eine Arbeitsgruppe von drei erfahrenen Geschichtslehrern, darunter auch Wittmann, gebildet, um das Unterrichtsmaterial zu erstellen. Ziel ist, Material zu entwickeln, das nicht nur Fakten vermittelt, sondern auch die Schüler motiviert und für Lehrkräfte aller Hintergründe zugänglich ist.
Inhaltlich soll im Projekt ein einheitlicher Geschichtskanon für die Minderheit entwickelt werden. Dieser soll sicherstellen, dass bestimmte Themen in den verschiedenen Jahrgangsstufen vermittelt werden. Westergaard sieht darin einen klaren Vorteil, da so lokale Perspektiven und Themen integriert werden können. Die Entwicklung des Materials wird eine Einarbeitungsphase von bis zu zwei Jahren erfordern, um es zu testen und entsprechendes Feedback zu erhalten. Dabei ist es wichtig, dass das Material nicht missionierend wirkt oder die Identität der Schüler verändert.
Hauptziel dieses Projekts ist, das Bewusstsein für die Geschichte und die spezifische Identität der deutschen Minderheit zu stärken. Dies soll nicht nur durch die Vermittlung von Fakten geschehen, sondern auch durch die Betonung der Besonderheiten und Herausforderungen, mit denen Minderheiten konfrontiert sind. Es geht darum, ein tieferes Verständnis für die Geschichte und die aktuelle Situation der Minderheit zu schaffen, ohne dabei die Vielfalt der Schüler zu vernachlässigen.