Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Minderheiten noch nicht gezählt

Gestern debattierten die Mitglieder des Sejm-Ausschusses für nationale und ethnische Minderheiten über das Fehlen konkreter Volkszählungsergebnisse über die Zahl der Minderheiten in Polen. Mitarbeiter des Statistischen Zentralamtes (GUS) versuchten, die Fragen der Abgeordneten zu beantworten.

 

Die Volkszählung des letzten Jahres enthielt neben einer ganzen Reihe von Fragen auch zwei zur Nationalität und eine Frage zur im Privatleben verwendeten Sprache. Die ersten Ergebnisse, die sich auf die Angabe der Nationalität und der zu Hause verwendeten Sprache beziehen, sollten bis Ende November 2022 vorliegen. Das Statistische Zentralamt hat einige Zahlen veröffentlicht, die jedoch nicht die Informationen enthalten, die von den nationalen und ethnischen Minderheiten erwartet werden. „Sie sind zweifellos schlecht lesbar und es gibt keine konkreten Angaben darüber, wie viele Angehörige einer bestimmten Minderheit es gibt, wie hoch ihr Schwund oder ihr Zuwachs im Vergleich zur vorherigen Volkszählung ist. Andererseits sind wir mit einer Reihe von Zweifeln an der Transparenz dieser Informationen konfrontiert worden, die vage sind und Ungereimtheiten aufweisen”, so der Abgeordnete der deutschen Minderheit Ryszard Galla.

 

Bei der Volkszählung wird u.a. wieder nach der Nationalität gefragt.
Foto: R.Urban

 

Viele Fragen

Was zeigen diese ersten Daten? In Polen leben mehr als 38 Millionen Menschen, von denen sich 86,9 Prozent als ausschließlich polnisch bezeichnen. Die polnische und eine nicht-polnische Nationalität wurde von 2,2 % (855 800) der Bürger angegeben, die ausschließlich nicht-polnische von 1 % (391 000). Am überraschendsten ist jedoch die Zahl von über 3,7 Millionen Menschen, deren Nationalität als “unbestimmt” eingestuft wurde. „Das wirft die Frage auf, wie die unbestimmte Gruppe ausgewertet wird. Immerhin sind 10 % der Bevölkerung eine sehr, sehr große Zahl. Außerdem ist jede Unbestimmtheit sofort ein Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt – was ist da los?“, fragt Ryszard Galla.

Er war nicht der einzige, der während einer Sitzung des Sejm-Ausschusses für nationale und ethnische Minderheiten viele Fragen an die Vertreter des GUS hatte. Der Abgeordnete Maciej Kopiec von der Lewica fragte unter anderem, wo das Problem liege, detaillierte, nach Minderheiten aufgeschlüsselte Daten zu liefern, wenn bereits bekannt sei, dass mehr als eine Million Menschen eine nicht-polnische Nationalität erklärt hätten. Die Ausschussvorsitzende Wanda Nowicka, ebenfalls von der Lewica, meinte dagegen, dass das Fehlen von Ergebnissen den Eindruck erwecke, dass alles getan werde, um diese Informationen aus sehr merkwürdigen Gründen zurückzuhalten. Monika Rosa, Abgeordnete der Bürgerkoalition, richtete einen direkten Appell: „Wir Minderheiten wollen wissen, wie viele wir sind!“

 

Datenquelle: GUS

 

Daten im April

Die Fragen der Abgeordneten wurden von Janusz Dygasiewicz, Direktor der Abteilung für Informations- und Kommunikationssysteme, Geostatistik und Volkszählungen des GUS, und Dorota Szałtys, Direktorin der Abteilung für demografische Forschung des GUS, beantwortet. Beide betonten insbesondere, dass man in diesen vorläufigen und unvollständigen Informationen keinen doppelten Boden vermuten sollte. „Bei vorläufigen Ergebnissen gibt es immer eine große Anzahl von unbestimmten Werten. Es gibt keinen Grund, ein Versäumnis zu vermuten. Dies ist eine Situation, die noch viel Arbeit mit einem methodischen Ansatz erfordert”, so Dorota Szałtys. Und Janusz Dygasiewicz versuchte, Zweifel an der Unparteilichkeit des GUS zu zerstreuen: „Wir sind die Augen und Ohren des polnischen Staates und der Wirtschaft. Wir können und dürfen uns keine Machenschaften leisten, da wir von EU-Institutionen kontrolliert werden. In jedem Land muss es eine transparente Institution geben, die wie ein Thermometer misst, was passiert, sonst haben wir ein zweites Griechenland. Dort wurde Druck auf das statistische Amt ausgeübt, was zu einer Katastrophe führte“.

Nach Angaben der Vertreter des GUS sollte die Zahl der Personen mit unbestimmter Nationalität nach der methodischen Arbeit drastisch auf einen akzeptablen Anteil von ca. 2 % aller Bürger sinken. Dies erfordert jedoch trotz der Unterstützung durch spezielle Software intensive menschliche Arbeit. „Die Frage der Nationalität kann nicht aufgezählt werden, wenn nicht zuvor andere Werte aufgezählt werden. Jede dieser Phasen ist in einem bestimmten harmonischen Fluss miteinander verbunden. Mehrere Hunderttausend Fälle müssen auch wegen unzureichender Eingaben, die bei offenen Fragen vorkommen, überprüft werden. Deshalb können wir bis heute keine detaillierten Daten vorlegen”, so Danuta Szałtys.

Es ist jedoch bekannt, wann das GUS beabsichtigt, genaue Informationen zu liefern. „Wir sollten im April 2023 wiederkommen, um all dies zu diskutieren und zu zeigen, wie die Ergebnisse aussehen. Gewöhnen Sie sich also bitte nicht an diese aktuellen Ergebnisse”, sagte Janusz Dygasiewicz. Und die Vorsitzende des Parlamentsausschusses Wanda Nowicka schloss die Debatte über die Volkszählung mit der Erklärung ab: „Wenn es bis dahin keine Daten gibt, werden uns alle möglichen schlimmen Dinge in den Sinn kommen.

Rudolf Urban

 

 

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