Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Minderheitenarbeit in Zeiten von Corona

 

 

Das Coronavirus hält die Welt in Atem und beeinträchtigt seit einiger Zeit auch das wirtschaftliche und soziale Leben in der Woiwodschaft Ermland-Masuren. Betroffen davon sind die dortigen Gesellschaften der deutschen Minderheit, ihre Veranstaltungen, der Unterricht in deutscher Sprache, ihre Medien und ihre Seelsorge.

 

André Schmeier Foto: Uwe Hahnkamp

 

Mit den Maßnahmen zum Schutz vor der Ausbreitung des Coronavirus sind viele Veranstaltungen ausgefallen, darunter die für den 12. März geplante Eröffnung der Ausstellung über die Volksabstimmung im Jahr 1920 im Museum von Ermland und Masuren. Dieses Thema war auch für die Arbeitstagung der deutschen Vereine im südlichen Ostpreußen Mitte April vorgesehen, das die Landsmannschaft Ostpreußen LO organisiert. „Es war leider abzusehen, dass das Hotel uns dann nicht aufnehmen kann. Es blieb nur die Absage“, erklärt Edyta Gładkowska, die Vertreterin der LO in Allenstein, „auch unser Frühlingsseminar für die mittlere Generation der deutschen Minderheit kann nicht stattfinden.“

Das gilt ebenso für die Delegiertenversammlung des Verbands der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren VdGEM. „Ich hoffe, wir können wenigstens unsere Veranstaltungen im Sommer durchführen“, blickt der Vorsitzende des Verbands, Henryk Hoch, nach vorne. Einstweilen ist noch nicht abzusehen, wie es weitergehen wird. Selbst das Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland in Danzig arbeitet gerade mit einer Notbesetzung von zwei Personen. „Für besondere Fälle sind wir nach telefonischer Anmeldung erreichbar. Grundsätzlich aber gibt es keinen Besucherverkehr“, bestätigt Friedrun Keltsch-Rachzka vom Generalkonsulat. Ansonsten gelten die Warnhinweise des Auswärtigen Amtes.

 

Schule, Medien, Seelsorge

Sabina Wylengowska, die Vorsitzende der Neidenburg Gesellschaft der deutschen Minderheit und didaktische Beraterin für Deutsch als Minderheitensprache, hat mit anderen Problemen zu kämpfen. „Wir haben über unsere Facebook-Gruppe als Lehrer untereinander Kontakt, aber Unterricht über soziale Medien ist doch etwas anderes“, seufzt sie, „vor dieser Aufgabe stehen aber jetzt alle Lehrer.“ Den für Ende April vorgesehenen Kollo-Gesangswettbewerb musste Sabina Wylengowska absagen. Schmerzhafter für sie ist aber, dass die Abschlussfahrt nach Finnland in dem von ihr organisierten Projekt „Bereit für das Erwachsenenleben“ mit Partnern aus Italien, Slowenien und Finnland ausfallen muss. „Die Schüler hatten sich dafür vorbereitet und darauf gefreut, aber nun geht es einfach nicht. Das ist traurig“, berichtet sie.

Auch Anna Przywoźna steht als Deutschlehrerin gerade unter Druck. In ihrer Funktion als Moderatorin der Radiosendung der deutschen Minderheit in Ermland und Masuren „Allensteiner Welle“ ist sie hingegen gerade arbeitslos geworden. „Radio Olsztyn hat wegen des Virus sein Programm deutlich heruntergefahren. Dieser Änderung sind unter anderem unsere Sendung und die der ukrainischen Minderheit Sonntag abends zum Opfer gefallen“, sagt sie. Die Ausgabe zum 22. März wurde bereits nicht mehr produziert, weitere Sendungen sind bis auf weiteres abgesagt.

Noch im Dienst ist Domherr André Schmeier, der katholische Seelsorger der deutschen Minderheit in Ermland und Masuren. „Nach den bisherigen Bestimmungen durften maximal 50 Menschen zur Kirche kommen. Diese Zahl erreichen wir nicht“, erklärt er. Selbst mit den verschärften Bedingungen mit der Obergrenze von fünf Personen hat er kein Problem: „Das ist bei mir der harte Kern, der weiterhin zur Messe kommen will.“ Lediglich der Gottesdienst zu Palmsonntag in Heilsberg wurde auf Bitten der dortigen Gläubigen abgesagt. Ansonsten hält er die Messen, wie er sie geplant hat.

 

 

Die letzte Feier

Eine letzte fröhliche Feier unter dem Motto „Alte Schlager machen jünger“ mit knapp dreißig Personen gab es zuletzt bei der Deutschen Sozialkulturellen Gesellschaft in Lötzen am Rosenmontag, dem 24. Februar, zum Ausklang der Karnevalszeit. Ebenfalls gerade noch davongekommen mit der Organisation ihres Projekts ist die Bartensteiner Gesellschaft der deutschen Minderheit, deren Bastelwerkstatt zu Ostern am 7. März stattfand. Die Teilnehmer fertigten unter anderem 3D-Eier an. Dabei wird Ton auf ein Styroporei geklebt, auf den man dann mit verschiedenen Formen Muster eindrücken kann und das Ganze anschließend bemalt. Ein Teil der Eier ist immer noch im Sitz der Gesellschaft, der, wie auch der Saal in Lötzen, seither nicht wieder geöffnet wurde.

 

Uwe Hahnkamp

Bilder: Uwe Hahnkamp
* 001 André Schmeier
* 003 Sabina Wylengowska, links, mit Margarete Kollo, Edyta Gladkowska und Silvia Grenzen

HH: Domherr AndréSchmeier, katholischer Seelsorger der deutschen Minderheit in Ermland und Masuren, ist noch im Dienst.

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