Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Mit voller Kraft voraus

Wir alle kennen sie: die Kraft aufmunternder Worte. Ein guter Rat und ein bisschen Zuspruch können uns in Zeiten des Zauderns unversehens wieder frischen Aufwind geben und zu neuen Taten begeistern.
Für den Dachverband der deutschen Minderheit in Polen (VdG) ist es deshalb wichtig, regelmäßig mit den vielen kleinen Vereinen im ganzen Land zusammenzukommen. Am letzten Oktoberwochenende hat der VdG zum Koordinationstreffen nach Bromberg geladen.

 

 

„Die Organisationen im Norden sind nicht so stark wie wir hier in Schlesien“, sagt Monika Wittek vom Dachverband, der seinen Sitz in Oppeln hat. Die gleichnamige Woiwodschaft sowie die Woiwodschaft Schlesien bilden immerhin das Ballungsgebiet der deutschen Minderheit. Diese ist in Oberschlesien weit strukturiert und mit vielen Projekten auch für die polnische Mehrheitsgesellschaft sichtbar. Außerhalb ist das häufig anders, weiß Monika Wittek. „Die Projekte sind sehr klein, weil die Vereine selten finanzielle Unterstützung aus anderen Quellen als dem VdG beziehen“, so Wittek. Die Gründe dafür, warum Stadt und Kommune nicht mit der deutschen Minderheit zusammenarbeiten, sind sicher vielfältig. Und bei dem politischen Wind, der aktuell in Polen weht, stehen Projekte, die Multikulturalität fördern, nicht ganz oben auf der Agenda. Wahr ist aber auch, dass häufig die Gespräche mit potenziellen Förderern von polnischer Seite gar nicht erst gesucht werden. Und selbst das deutsche Konsulat in Danzig wird von den kleinen deutschen Vereinen nur selten angelaufen.

 

Wie genau mache ich das?

„Berührungsängste spielen eine große Rolle: An wen muss ich mich wenden und wie genau mache ich das?“, erklärt Monika Wittek das Problem. Diesen Ängsten entgegenzuwirken, war deshalb ein Ziel des Koordinationstreffens in Bromberg.

Auf der anderen Seite war es für Monika Wittek wichtig, Tipps für Projekte zu geben, die ohne großen finanziellen und zeitlichen Aufwand realisiert werden können. „Schließlich müssen wir bedenken, dass die Vereine nur sehr wenig Mitarbeiter haben, ein Großteil davon sind Ehrenamtliche. Da kann einem der Papierkram – Anträge stellen und abrechnen – schon mal über den Kopf wachsen.“ Wittek hat den Vereinen deshalb ein Projekt vorgeschlagen, bei dem sich die Teilnehmer auf die Suche nach deutschen Spuren begeben. „Auch bei uns in Schlesien sehr beliebt“, sagt Wittek. „Ein Spaziergang, alte Fotos vergleichen und noch ein kleiner Vortrag. Das kann man leicht umsetzen.“

 

Gesucht: Jugend, die etwas bewegen will

Zu neuen Taten will der Dachverband auch die Jugendvereine begeistern. „Viele Ortschaften, wo Jugendliche der deutschen Minderheit leben, liegen weit voneinander entfernt. Die jungen Menschen kommen selten zusammen und so wird jeder ein bisschen zum Einzelkämpfer“, sagt die VdG-Jugendbeauftragte Beata Sordon. Sie will das ändern. In Allenstein plant sie einen „Europäischen Tag der Sprachen“ mit einem offenen Fest im Park. Auch die ukrainische Minderheit und Schulen aus der Umgebung will sie mit ins Boot holen. Außerdem habe die deutsche Minderheit viele kleine Tanz- und Gesangsgruppen, für die dieses Fest eine willkommene Bühne wäre. Im letzten Jahr konnte der Dachverband bereits regelmäßig stattfindende Deutschsprachkurse für Jugendliche in Nordpolen etablieren und ist darauf sehr stolz. „Jetzt sind bei dem Koordinationstreffen sogar zwei, drei neue Jugendliche dazugestoßen, die etwas bewegen möchten. Wir kommen in kleinen Schritten voran“, freut sich Beata Sordon.

 

Mission geht weiter

Das Koordinationstreffen ist mit einem Konzert des Bromberger Kammerorchesters abgerundet worden. „Es hat uns allen viel Spaß gemacht“, resümiert Monika Wittek und plant schon das nächste Treffen im kommenden Jahr. Die rund 50 Mitglieder der deutschen Vereine aus Stettin, Schievelbein, Stolp, Gdingen, Danzig, Allenstein, Graudenz und Bromberg können nun mit neuer Kraft an die Arbeit zurückgehen, um ihre Mission zu erfüllen: Der deutschen Sprache und Kultur in ihrer Region einen festen Platz geben.

 

Marie Baumgarten

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