Die Ägidiuskirche auf der Breslauer Dominsel ist eine spätromanische Kirche aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Sie ist das älteste vollständig erhaltene Gebäude in Breslau und gleichzeitig die älteste noch in Betrieb befindliche Kirche der Stadt.

Foto: Barbara Maliszewska/Wikipedia
Der Bau der Kirche begann wohl zwischen 1220 und 1240 und wurde vor 1241 fertiggestellt. Der Bau erfolgte vermutlich auf Initiative von Wiktor, dem Dekan des Breslauer Domkapitels. Wahrscheinlich wurde sie in den folgenden Jahren in den Rang einer Stiftskirche erhoben, und 1329 ernannte Bischof Nankier einen Propst an der Kirche. Im Jahr 1603 gab das Domkapitel die Restaurierung des Gebäudes in Auftrag, doch 1633 wurde es durch ein Feuer zerstört. Das Dach, das Gewölbe und der Stützpfeiler wurden dabei vernichtet. Im Jahr 1759 brannte die Kirche erneut nieder. Wahrscheinlich wurde beim Wiederaufbau nach dieser Zerstörung das Barockgewölbe im Kirchenschiff eingebaut.
Die Kirche gehört zu dem für das mittelalterliche Breslau charakteristischen Typus der Einsäulenkirchen (sowie auch die Kirchen St. Anna, St. Peter und Paul und St. Alexis). Das Gewölbe des Gebäudes wird von einer einzigen Säule getragen, wobei eine Backsteinarkade die Kirche mit dem spätgotischen Kapitelsaal verbindet und das sog. Klösseltor bildet.
Die Kirche gehört zu den typischen für das mittelalterliche Breslau Einsäulenkirchen.
Trotz mehrerer Brände und Zerstörungen ist die Kirche die einzige in der Stadt, die ihre romanische Form bis heute fast vollständig bewahrt hat. Einige der ursprünglichen Fensteröffnungen und Mauerdekorationen sind erhalten geblieben: ein Fries aus ineinandergreifenden Arkaden und ein gezackter Fries sowie das Südportal. Einige der Fenster wurden bei der Nachkriegsrestaurierung des Gebäudes wieder in ihr ursprüngliches Aussehen zurückversetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in den Jahren 1953 bis 1954 und 1969 bis 1970, wurden die meisten der in der Neuzeit vorgenommenen Veränderungen entfernt, der Außenputz abgeschlagen und der Regenbogenbogen rekonstruiert, nur der barocke Signaturturm wurde restauriert.