Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Mut zur Offenheit

Foto: Marie Baumgarten
Foto: Marie Baumgarten

 

Heute beginnt meine letzte Woche hier in der Redaktion. Die Zeit ist wahnsinnig schnell vorbeigezogen und deswegen fällt es mir etwas schwierig ein Fazit zu ziehen. Wie fasse ich die drei vergangenen Wochen so zusammen, dass ich einen Abschluss finde, ohne es wie einen endgültigen Abschluss klingen zu lassen? Ich will es versuchen.

 

Auffällig ist, dass ich diese Kolumne scheinbar dafür benutze, um Anekdoten von meinen Wochenenden hier zu erzählen. Während es letztes Mal eher zufällig geschah, war es dieses Wochenende absehbar, dass ich darüber schreiben würde.

Vorige Woche versuchte ich mich am Thema Berührungsängste. Ich könnte diese Woche auf ein Neues damit anfangen, denn ich hatte Besuch aus Deutschland. Ein Freund aus der Heimat, der in Sachsen studiert nutzte die geographische Nähe, um mal vorbeizusehen, wie es hier so bei mir ist.

Für mich stellte sich im Vorfeld die Frage, wie es wohl sein würde, wenn er zum ersten Mal auf Polen und die Sprache treffen würde. Während ich ja zumindest alles hier mehr oder weniger kannte, war ihm das vollkommen fremd. So viel nehme ich vorweg: es gefiel ihm hier.

 

Während das Wochenende also verging, hatten wir oft die Möglichkeit uns mit Schlesiern, die wir trafen ein wenig auszutauschen und manche näher kennenzulernen. Aber nicht nur das. Besonders in Breslau fiel uns beiden auf, dass dort nicht wenige Studenten aus allen Teilen Europas unterwegs waren: Spanier, Portugiesen, Türken und Franzosen lernten wir kennen und ich erkundigte mich, weswegen sie sich Breslau, oder vielmehr Polen an sich, als Ort für ihr Auslandssemester ausgesucht hatten. Die Antworten waren zwar unterschiedlich, wiesen aber in die gleiche Richtung: Sie wollten Neuland betreten und ihr Bild von Polen entweder bestätigen oder korrigieren und waren so verbunden durch ihre Offenheit und Neugier.

 

Nach Erfahrungen wie diesen fällt es mir nicht schwer Fan zu sein von Partnerschaften zwischen Regionen, Städten und Universitäten. Sie schaffen den Rahmen für einen solchen Austausch und ermöglichen es den Menschen einander kennenzulernen. Ich bin der Meinung, dass es kaum eine bessere Möglichkeit gibt ein Land kennenzulernen, als dessen Bewohner kennenzulernen. Ich freue mich darüber, neue Leute zu treffen und mich mit ihnen zu unterhalten und so Gemeinsamkeiten zu finden, die einem vorher nicht bewusst waren.

 

Nun möchte ich es wagen zu behaupten, dass dazu Mut gehört – Mut von der Politik, einen solchen Rahmen zu schaffen und Mut von den Begünstigten, dieses Angebot auch zu nutzen. Angesichts von Stimmen, die sich gegen Offenheit äußern würde ich mich gerne dafür aussprechen und wünsche mir, dass der Rahmen für solche Begegnungen geweitet und von mehr Menschen genutzt wird.

Eine solche Maßnahme ist beispielsweise auch der Nachbarschaftsvertrag zwischen Polen und Deutschland, der dieses Jahr 25. Jubiläum feiert. Seit 25 Jahren werden nun schon Anstrengungen angestellt, um das Zusammenleben zu fördern: Jugendaustausch, Ausbau gemeinsamer Verkehrswege und die Möglichkeit, Sprache und Kultur kennenzulernen.

Solche Bemühungen sind es, die ein gutes Zusammenleben fördern, denn einmal geknüpfte Bande werden nur ungern wieder gebrochen.

 

Diese Gedanken verleiteten mich dazu, mich darüber zu informieren, welche Partnerschaften zwischen meinen Wunsch-Universitäten für mein weiteres Studium bestehen: Mainz – Oppeln, Frankfurt – Breslau. Wie auch immer es also weitergehen wird für mich, Schlesien wird wohl auch weiterhin eine große Rolle spielen.

 

Frank Czerner

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