Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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„Nun danket alle Gott“

Dieses Jahr, am 5. Dezember, jährt sich zum 267. Male die Schlacht von Leuthen. Ein Jahrestag, an den ich mit diesem Artikel gerne wieder einmal erinnern möchte.

Archivfoto der Freunde Breslaus mit Bildnis Friedrich II.
Quelle: Jörg Giessler

Am 5. Dezember 1757, während des Siebenjährigen Krieges (1756–1763), traf die preußische Hauptarmee unter der Führung Friedrichs II. in der Nähe von Breslau bei der kleinen schlesischen Ortschaft Leuthen (Lutynia) auf die österreichische Hauptarmee, die von Karl von Lothringen und Generalfeldmarschall von Daun befehligt wurde. Die preußische Armee zählte 35.000 Mann, während die österreichische Armee 65.000 Soldaten umfasste. Eine Niederlage hätte für Preußen das Ende des Siebenjährigen Krieges und vermutlich seine Aufteilung und Degradierung zur Mittelmacht bedeutet. Die deutsche und europäische Geschichte wäre dann sicherlich ganz anders verlaufen. Friedrich setzte alles auf eine Karte und griff seinen Gegner in einer gewagten Operation in schiefer Schlachtordnung an. Um sechs Uhr abends war der große Sieg errungen. Die Sieger konnten sich ihren Triumph nur mit dem Beistand Gottes erklären, da die Übermacht des Habsburger Heeres am Morgen noch erdrückend erschienen war.

Um das Gedenken zu bewahren, besuchen wir von der evangelischen St. Christophori Gemeinde in Breslau seit letztem Jahr regelmäßig die Gedenkstätte.

Am Feldaltar

Um Gott zu danken, wurde nach dem Schweigen der Kanonen das von dem barocken Dichter, protestantischen Theologen und Kirchenmusiker Martin Rinckart 1630 komponierte und heute als Choral von Leuthen bekannte Musikstück „Nun danket alle Gott” von etwa 25.000 rauen Soldatenkehlen gen Himmel angestimmt: „Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen. / Der große Dinge tut an uns und allen Enden, / Der uns von Mutterleib und Kindesbeinen an / unzählig viel zu gut bis hierher hat getan.” König Friedrich Wilhelm III. von Preußen besuchte Leuthen am 5. Dezember 1807 zum 50. Jahrestag der Schlacht und hielt einen Dankgottesdienst zu Ehren der Sieger und der gefallenen Helden ab. Bei diesem Ereignis wurden auch die heute dort noch teilweise stehenden Bäume angepflanzt, die einen Feldaltar bildeten.

Ein weiteres Jahrhundert später, am 5. Dezember 1907, wurde am 150. Jahrestag der Schlacht an der gleichen Stelle des gesungenen Chorals und der Gedenkfeier von 1807 in Anwesenheit des Kronprinzen Wilhelm von Preußen (1906–1940) ein Denkmal enthüllt, das der Erinnerung an diesen großen Tag gewidmet war. Dieser 12 Meter hohe weiße Sandsteinobelisk, gehauen von der Bunzlauer Firma Zeidler und Wimmel aus Plagwitz und damals 56.000 Reichsmark (heute ca. 370.000 €) wert, wurde vom bekannten Berliner Bildhauer Martin Wolff (1852–1919) geschaffen. An ihm befand sich ein lorbeergekröntes Bildnis (Relief) Friedrichs des Großen und die schlichte Unterschrift „Fridericus rex“ mit der bedeutungsvollen Jahreszahl „1757“. Dieses Denkmal erinnert nicht nur an die glänzende Schlacht, sondern auch an die Macht des preußischen Staates.

Seitenansicht der Denkmalstelle heute
Foto: Jörg Giessler

Gedenken

Leider wurde dieses wunderbare und symbolträchtige Denkmal 1945 durch die von Westen auf Breslau anrückende Rote Armee, vermutlich durch Panzerzielübungen, zerstört. Heute befinden sich an dieser historisch wichtigen Stelle nur noch Reste des ehemaligen Obelisken und seiner Umrandung.

Um das Gedenken zu bewahren, besuchen wir von der evangelischen St. Christophori Gemeinde in Breslau seit letztem Jahr regelmäßig die Gedenkstätte, zünden Kerzen an und singen zur Ehre Gottes den Choral von Leuthen. Unser Pfarrer, Herr Karol Długosz, ehrt die Toten durch eine Andacht.

Es bestehen zudem Pläne, die Gedenkstelle von Wildwuchs zu befreien, zerstörte Steine zu sammeln und zu ordnen sowie wieder einen Zugang dorthin anzulegen. In einem weiteren Schritt ist geplant, das mit Hilfe von Spendenmitteln das Denkmal wiederaufzubauen oder zumindest eine Gedenktafel dort anzubringen.

Jörg Giessler

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