Oppeln ist die erste Woiwodschaft in Polen, in der die Einstellung der Einwohner gegenüber Ausländern nun auf regionaler Ebene untersucht wurde. Eine nach Alter, Geschlecht, Bildung und Landkreis repräsentative Gruppe von 1.000 Oppelnern wurde dabei um ihre Meinung gebeten. Die Umfrage wurde von Forschern der Fakultät für Wirtschaft und Management der Technischen Hochschule Oppeln im Auftrag des Marschallamtes durchgeführt, das die Wichtigkeit der Ausländer für die Region erkannt hat.
„Wir haben einzigartige Informationen erlangt, denn die Befragten wurden unter anderem danach unterteilt, ob sie deutscher Herkunft sind oder nicht. Das ist eine völlig neue Perspektive, die in einer landesweiten Erhebung nicht möglich wäre“, erklärt Dr. Sabina Kubiciel-Lodzińska, die die Umfrage gemeinsam mit Dr. Jolanta Maj und Prof. Brygida Solga durchgeführt hat.
Kein Herkunftsbewusstsein
In der befragten Gruppe war jeder dritte Teilnehmer (27,1 Prozent) deutscher Herkunft, während 57,9 Prozent eindeutig nicht deutschstämmig waren. Ganze 15 Prozent der Befragten wussten nicht, ob sie deutscher Herkunft sind, d.h. sie hatten keine Kenntnis davon, ob mindestens einer ihrer Eltern, Großeltern oder Urgroßeltern vor dem Zweiten Weltkrieg in Schlesien geboren wurde. „Die große Zahl von Menschen, die nicht wussten, ob sie deutscher Herkunft sind, hat uns überrascht, zumal unter denjenigen, die nicht wussten, ob sie deutscher Herkunft sind, nicht junge Menschen überwogen, sondern Ältere und Älteste waren“, sagt Dr. Jolanta Maj. „Im Hinblick auf dieses Kriterium ist die Untersuchung nicht repräsentativ, d. h. die Ergebnisse können nicht auf die Bevölkerung verallgemeinert werden. Sie bedeutet aber immerhin, dass eine recht große Gruppe, und zwar jeder 6. bis 7. Befragte, sich seiner ethnischen Herkunft nicht bewusst ist.“
Höhere Akzeptanz
Die Oppelner wurden unter anderem nach ihrer Bereitschaft gefragt, Ausländer als Touristen, Bewohner Polens, Nachbarn, Bekannte oder Lebenspartner zu akzeptieren. Im Allgemeinen zeigten Personen, die angaben, deutscher Herkunft zu sein, für die genannten Situationen eine höhere Akzeptanz gegenüber Ausländern. „Fast 80 Prozent der Deutschstämmigen äußerten sich positiv zur Gründung von Unternehmen durch Ausländer“, sagt Prof. Brygida Solga. „Interessant ist, dass Menschen, die sich ihrer eventuellen deutschen Herkunft nicht bewusst waren, am meisten Angst vor Einwanderern hatten.“
Die Bewohner der Woiwodschaft haben eine besonders positive Einstellung zu Arbeitsmigranten. Die große Mehrheit der Befragten befürwortet einen uneingeschränkten Zugang von Ausländern zur Beschäftigung (fast 64 Prozent).
Mehr als die Hälfte der Befragten akzeptiert auch eine Gleichstellung bei Familienbeihilfe und Arbeitslosengeld. Einer von fünf Befragten war dagegen, einer von vier hatte keine Meinung. Es handelt sich um eine soziale Frage, die „aufgearbeitet“ werden muss. Es scheint offensichtlich, dass Ausländer, die hier legal arbeiten, die gleichen Rechte haben sollten wie Polen. Genau wie unsere Landsleute, die in Deutschland das Kindergeld in Anspruch nehmen.
Die Einwohner der Region wurden auch nach ihrer Meinung gefragt, ob der Zustrom von Ausländern soziale Unruhen verursacht. „Mehr als 46 Prozent der deutschstämmigen Befragten sind der Meinung, dass der Zustrom von Einwanderern zu sozialen Unruhen führt, während die entsprechende Zahl für die Gruppe ohne deutsche Herkunft bei etwa 42 Prozent liegt“, erklärt Prof. Brygida Solga.
Der Trotz hat gesprochen?
Mehr als die Hälfte der Einwohner der Woiwodschaft Oppeln ist der Meinung, dass die in der Region lebenden Ausländer die polnische Sprache lernen und polnische Traditionen und Bräuche pflegen sollten. Ein Drittel der Befragten hat keine Meinung zu diesem Thema und knapp 15 Prozent stimmen dieser Meinung nicht zu. „Interessanterweise waren fast 58 Prozent der Personen, die sich als deutschstämmig bezeichneten, der Ansicht, dass die in der Region lebenden Ausländer die polnische Sprache erlernen und polnische Traditionen und Bräuche pflegen sollten“, fügt Dr. Sabina Kubiciel-Lodzińska hinzu. „Ein überraschendes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass Angehörige der deutschen Minderheit gleichzeitig Akzeptanz für den Unterricht und Gebrauch der deutschen Sprache in der Region erwarten. Die gleiche Meinung vertreten etwas weniger, nämlich 55,6 Prozent der Befragten ohne deutsche Herkunft. Dies mag darauf zurückzuführen sein, dass die deutsche Minderheit in der Vergangenheit nicht immer die Freiheit hatte, in ihrer Muttersprache zu kommunizieren. Auch heutzutage könnte die Möglichkeit, die Minderheitensprache zu erlernen, durch die Kürzung der Bildungssubvention eingeschränkt werden. Vielleicht hat aus einigen der Befragten also der Trotz gesprochen.
Vorsichtige Oppelner
Mehr als 44 Prozent der Oppelner wären einverstanden, wenn Ausländer, die in der Woiwodschaft Oppeln arbeiten, ihre Familien in die Region bringen und sich dort niederlassen würden. Allerdings haben mehr als 38 Prozent der Befragten keine Meinung zu diesem Thema und mehr als 17 Prozent sind dagegen. Dies zeigt, dass eine große Gruppe von Bewohnern der Region die Einwanderung als einen vorübergehenden Prozess ansieht.
„Personen, die sich selbst als deutschstämmig bezeichnen, stehen der Idee, dass sich Einwanderer mit ihren Familien in der Region niederlassen, etwas weniger positiv gegenüber (43 Prozent der Befragten befürworten diese Möglichkeit) als diejenigen, die keine deutsche Herkunft haben (45 Prozent positive Antworten)“, sagt Prof. Brygida Solga. „In beiden Gruppen ist etwa ein Drittel unentschlossen, was darauf hindeuten könnte, dass sie Neuankömmlinge als Kollegen, die Geld verdienen und mit dem Geld nach Hause zurückkehren, aber nicht unbedingt als Mitbewohner akzeptieren.“
Die Oppelner sind recht zurückhaltend, was die Möglichkeit des Zugangs von Ausländern zu Dienstleistungen in Ämtern in ihrer eigenen Sprache angeht. Etwas mehr als 47 Prozent der Befragten stimmten zu, ein Drittel hatte keine Meinung dazu und mehr als ein Fünftel der Befragten war dagegen. Bemerkenswert ist, dass unter den deutschstämmigen Befragten der Anteil derer, die sich für die Möglichkeit aussprechen, Ausländer in ihrer Sprache zu bedienen, geringer ist (45,8 Prozent) als unter den Befragten ohne deutsche Herkunft (fast 50 Prozent).
Den Autorinnen zufolge ist die allgemeine Schlussfolgerung der Umfrage, dass die Oppelner offen für Neuankömmlinge sind. Das zeigt sich vor allem daran, dass es relativ wenige extreme Antworten gibt, die ein klares „Nein“ zu Einwanderern ausdrücken. Die Region Oppeln muss sich, wie andere Regionen auch, auf die zunehmende Präsenz von Ausländern einstellen. Wir brauchen sie aufgrund des demografischen Wandels und der Situation auf dem Arbeitsmarkt.
„Bei den Erklärungen zum Besitz oder Nichtbesitz deutscher Herkunft war die Gruppe nicht repräsentativ, was bedeutet, dass die Ergebnisse nicht verallgemeinert werden können“, schlussfolgert Dr. Jolanta Maj. „Eine wichtige Erkenntnis ist, dass 15 Prozent der Befragten nicht in der Lage waren, ihre Herkunft zu definieren. Dies ist eine wichtige Information für die deutsche Minderheit.“
Julianna Krzos