Am 8. September wurde im Zentrum für Kultur und Touristik in Sensburg/Mrągowo die Ausstellung „Garten der stillen Helden – Namentuch-Denkmal“ eröffnet. Das gleichnamige Projekt möchte mit Namentüchern an Menschen erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus Verfolgten selbstlos geholfen haben.
Die Namentücher werden von Schülern in Deutschland und Polen gestaltet. Sie suchen aus ihrem Umfeld stille Helden, die sie entweder aus der Vergessen holen oder an die sie wieder erinnern wollen. Dank der Gesellschaft „Freunde Masurens“ in Scharnebeck sowie der Lehrerin und Vizelandrätin des Landkreises Sensburg, Magdalena Lewkowicz, gelangte die Idee nach Ermland-Masuren. Bei Sebastian Jabłoński, Deutschlehrer an der Marion-Dönhoff-Schule in Nikolajken, und seinen Kollegen traf sie auf offene Ohren: „Eine schöne Idee. Meine Kollegin Jolanta Przybysz hat mit der dritten Klasse Gymnasium ein Tuch zu unserer Patronin Marion Gräfin Dönhoff gestaltet.“
Bei der Vernissage der Ausstellung wurden vor allem Tücher aus der Region Sensburg gezeigt, aber auch eins aus Tschenstochau war dabei. Einige Namen waren bekannt, so Sebastian Jabłoński: „Karol Małłek als masurischer Aktivist oder Irena Sendlerowa, die im Zweiten Weltkrieg viele jüdische Kinder rettete, kennt man nicht nur hier. Bei anderen muss man doch nachfragen.“ Bei der Eröffnung konnten die Gäste die kreativen Schüler selbst fragen, als Information gibt es aber auch zu jedem einzelnen Namentuch eine Beschreibung seiner Entstehung und einen Einblick in das Leben des stillen Helden, dem es gewidmet ist.
Helfen als Risiko
Auch in der Gestaltung der Tücher gingen die Schüler auf wichtige Stationen im Leben der Helden ein. Je nach der Situation der einzelnen Personen sah die Hilfe, die sie anderen Menschen geleistet haben, sehr unterschiedlich aus. Gemeinsam ist ihnen jedoch, dass sie dadurch in Zeiten der Unmenschlichkeit und des Totalitarismus nicht selten ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt haben. Ein Vorbild sein und diesen Mut zeigen – das können, wie die Ausstellung zeigt, nicht nur bekannte Persönlichkeiten, sondern im Alltag jeder Einzelne.
Die Ausstellung ist noch bis Ende September im Zentrum für Kultur und Touristik in Sensburg in der ulica Warszawska 26 zu sehen. Danach macht sie für zwei Wochen im Mendelsohnhaus der Stiftung „Borussia“ in Allenstein Station, bevor sie nach Hamburg weiterreist.
Kooperation über Grenzen hinweg
Initiiert wurde das Projekt von der Stiftung Haus im Park Hamburg-Bergedorf mit Unterstützung der KulturWerkStadt Reinbek und der polnischen Partnerstadt Reinbeks Kolo/Koło. Ziel ist das Erinnern an zivilen Widerstand und solidarisches Handeln in der Zeit des Nationalsozialismus. Die Namen der stillen Helden werden auf Tücher gestickt, die individuell gestaltet werden. Zu dem dadurch entstehenden weichen, textilen Denkmal gibt es eine Dokumentation, die von Mitgefühl, Menschlichkeit und Mut erzählt. Gleichzeitig ist das Projekt ein Beitrag zur Versöhnung von Polen und Deutschland.
Text: Uwe Hahnkamp