Eine neue Filmreihe über 1000 Jahre deutsch-polnische Beziehungen ist in diesem Jahr entstanden – sie will die positiven Aspekte der Geschichte beider Nachbarn in den Vordergrund rücken. Heute (9. November) werden ab 20.15 Uhr die ersten drei Teile bei 3sat gezeit. An dem Projekt war als Produzent und Regisseur der aus Beuthen (Bytom) stammende Andrzej Klamt beteiligt – mit ihm sprach Marie Baumgarten.
Herr Klamt, in Co-Produktion mit den Medienhäusern TVN auf polnischer Seite und ZDF sowie 3Sat auf deutscher haben Sie einen Vierteiler über 1000 Jahre deutsch-polnischer Geschichte aus dem Boden gestampft. Das klingt nach einem Riesenprojekt
Das war es auch! Wir hatten eine Produktionszeit von zwei Jahren mit einem Team von über 100 Mitarbeitern aus Polen und Deutschland. Die Dreharbeiten waren höchst komplex: Wir mischen Dokumentarszenen mit Spielfilmszenen. Auch logistisch war es eine Herausforderung, denn wir haben an allen nur denkbaren Orte gedreht, die in der deutsch-polnischen Beziehung ein Rolle gespielt haben wie Hambach, Leipzig, Dresden, Danzig, Breslau und Warschau.
Herausgekommen sind 180 Minuten deutsch-polnische Geschichte. Hört sich viel an, aber kann man in dieser Zeit wirklich 1000 Jahre beleuchten ohne nur an der Oberfläche zu kratzen?
Es ist wirklich viel Filmmaterial, trotzdem konnten wir nicht auf alle Ereignisse der letzten 1000 Jahren eingehen. Wir sehen es als einen Versuch, das Wichtigste so darzustellen, dass es zum Nachdenken anregt und berührt. Ob uns das gelungen ist, wird der Zuschauer entscheiden.
Im Jahr 2002 hat der RBB ebenfalls einen Vierteiler mit dem Titel Deutsche und Polen ins Fernsehen gebracht. Knüpfen Sie daran an?
Unsere Absicht war es, aus anderer Perspektive auf die deutsch-polnische Geschichte zu schauen. Allzu oft konzentrieren sich Filmemacher auf die schwierige Zeit des Zweiten Weltkrieges, der die nachbarschaftlichen Beziehungen schwer belastet hat. Die fruchtbringenden Zeiten zwischen Polen und Deutschen kommen häufig zu kurz, das finden wir schade und wollten deshalb die positiven Aspekte in den Vordergrund rücken. So zum Beispiel die Zeit der sogenannten Polenbegeisterung. Nach dem niedergeschlagenen Novemberaufstand 1832 ist die polnische Intelligenz in den Westen emigriert, die meisten nach Frankreich. Auf ihrem Weg durch die deutschen Länder wurden sie dort auf das Herzlichste empfangen und aufgenommen. Die deutschen Dichter widmeten ihnen Gedichte und Lieder – das deutsche Volk ließ sich von der polnischen Romantik anstecken.
Sie drehen seit vielen Jahren Filme im deutsch-polnischen Kontext und das nicht zufällig. Sie stammen aus dem oberschlesischen Beuthen (Bytom) und sind als Spätaussiedler nach Deutschland gekommen, tragen zwei Kulturen in sich. Was bedeutet Ihnen dieses Projekt?
Für mich ist Filmemachen eine Berufung, darum mache ich nur Filme, die mich interessieren und die ich wichtig finde. Deshalb bin ich bei jedem Film mit Leidenschaft dabei. Aber ich kann durchaus behaupten, dieser ist die Krönung meiner Arbeit.
Deutsche und Polen – wohin führt der Weg?
Es ist für beide Länder wichtig zu begreifen, dass wir miteinander gehen müssen, dass wir gar keine Alternative haben. Es ist eine Lehre aus der Geschichte, dass, wenn Deutschland und Polen miteinander kooperieren, sie gemeinsam etwas Gutes schaffen. Und etwas Schlechtes, wenn sie sich voneinander abwenden.
„Die Deutschen und die Polen – Geschichte einer Nachbarschaft“ – die ersten drei Teile zeigt das 3Sat am 09. November. Teil IV zeigt das ZDF am 18. Dezember 2016 um 23.30 Uhr. Mehr dazu gibt es im Internet unter www.deutsche-polen.eu.