Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Die dunkle Geschichte Kortaus

 

Der Senat der Universität von Ermland und Masuren hat nun beschlossen, der Opfer beider Totalitarismen zu gedenken, die in der Vorkriegsanstalt für psychisch Kranke in Kortau starben. Für das Gedenken hatte sich eine Gruppe von Studenten eingesetzt, u. a. mit Unterstützung der deutschen Minderheit in Allenstein.

 

Foto: Psychiatrische Klinik in Kortau zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Foto: Mahnmal für Kortau/facebook.com

 

Kortau (poln. Kortowo) ist heute ein Campus der Universität von Ermland und Masuren in Allenstein. Vor dem Krieg aber gab es auf dem dortigen Gelände eine psychiatrische Klinik. In der Zeit des Nationalsozialismus starben in dieser Anstalt etwa 800 Insassen, indem sie von Ärzten durch Zwangseuthanasie umgebracht wurden. Viele weitere wurden in das Konzentrationslager Soldau verschleppt. Nach dem Durchzug der Front verübten sowjetische Soldaten dann einen Massenmord an Patienten und medizinischem Personal in einem in Kortau eingerichteten Lazarett.

 

An beide Tragödien wollte die Studentengruppe erinnern und so ihren Mitstudenten und Bewohnern der Stadt die Geschichte des heutigen Campus näherbringen. Verschiedene Institutionen, darunter der Verband der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren, schlossen sich der Aktion an. Ende Oktober kam der Senat der Universität dann schließlich dem Appell nach.

 

In der Entscheidung heißt es: „In Verurteilung der Ereignisse, die während des Zweiten Weltkrieges auf dem heutigen Universitätscampus stattfanden, erklärt der Senat der Universität Ermland und Masuren in Allenstein hiermit die Universität zu einem Denkmal der Geschichte und legt das Datum ihres Feiertages als Tag des Gedenkens an die Opfer beider verbrecherischen Regime fest und empfiehlt, das Datum des 1. Juni als alljährlichen Tag der Ehrung und des Gedenkens an die Ermordeten während der Nazi-Aktion T-4 und des sowjetischen Mordes festzuschreiben“.

 

Eine Gedenktafel und Lehrveranstaltungen zur Geschichte des Ortes sollen ein sichtbares Zeichen der Erinnerung werden. Die Initiatoren planen bereits, im Januar 2021 gemeinsam der Opfer zu gedenken.

 

 

Rudolf Urban

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