Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Ein Mann Gottes mit leisen Tönen

Prälat Wolfgang Globisch (links) zusammen mit dem Ururenkel des Namensgebers der Eichendorff-Bibliothek, Georg Freiherr von Eichendorff Graf Strachwitz Foto: Johannes Rasim
Prälat Wolfgang Globisch (links) zusammen mit dem Ururenkel des Namensgebers der Eichendorff-Bibliothek, Georg Freiherr von Eichendorff Graf Strachwitz
Foto: Johannes Rasim

Prälat Wolfgang Globisch steht als Symbol für die deutsch-polnische Aussöhnung und ist unermüdlich im Einsatz für die Belebung der deutschen Sprache in der Liturgie und im oberschlesischen Alltag. Am 17. Juni feiert er sein das Jubiläum seiner 60. Priesterweihe.

 

Prälat Globisch kennt man in der Region. Man findet ihn entweder in der Caritas-Eichendorff-Bibliothek in Oppeln, die er einst als erster Minderheitenseelsorger in der Diözese Oppeln gründete, oder er ist Gast bei einer Feierlichkeit der Deutschen in Polen. Doch er gehört zu den Menschen der leisen Töne. Auf seine sanfte, aber bestimmte Art setzte er sich als junger Geistlicher bereits Mitte der 60er-Jahre, gerade einmal zwei Dekaden nach Kriegsende, für die deutsch-polnische Aussöhnung ein. 1965 nahm er Kontakt zur deutschen „Aktion Sühnezeichen“ auf und begleitete damals die erste Gruppe von deutschen Friedensdienstleistenden mit dem Fahrrad von Görlitz zum KZ Auschwitz. Und noch bis vor Kurzem war das Fahrrad sein beliebtestes Fortbewegungsmittel zum Beispiel von seinem heutigen Wohnsitz in Oppeln-Grudschütz (Opole-Grudzice) in die Eichendorff-Bibliothek in der Oppelner Altstadt, die viele Jahre sein „Hauptquartier“ war.

 

Zweisprachige Gottesdienste

 

Prälat Globisch ist gerne an der frischen Luft, wuchs er doch bis zu seinem zwölften Lebensjahr in Sakrau (Stadtteil von Oppeln) in einer ländlichen Umgebung auf. Feld- und Stallarbeit war er gewohnt und für Kräuterkunde hat er sich auch im Neisser Priesterseminar interessiert, besonders für die Lehre von Sebastian Kneipp. Bischof Jan Bagiński berichtete bei der Feierlichkeit zum 80. Geburtstag von Prälat Globisch, Wolfgang habe die Priesteranwärter stets mit Kräutern kuriert. Wolfgang Globisch wäre womöglich Landwirt geworden, käme er mit zwölf Jahren nicht ins Kleine Seminar. „Der Leiter des Knabenseminars, ein Werbisten-Pater, ein sehr jugendbewegter Mann, hat es verstanden uns Jungen für das Priestertum zu begeistern. Durch Sport, Spiele, Gymnastik und im Religionsunterricht hat er immer wieder drauf hingewiesen, wo wir am glücklichsten sein könnten“, erinnert sich Prälat Globisch, der am 3. Februar 1933 in der Heiligkreuz-Kirche zu Oppeln (der heutigen Kathedrale) getauft, am 1. Juni 1944 durch Kardinal Bertram in der Oppelner Peter und Paul-Kirche gefirmt und am 17. Juni 1956 in der Oppelner Kathedrale, seiner Taufkirche, zum Priester geweiht wurde.

 

Die Anfangsjahre als Geistlicher waren für den deutschen Oberschlesier schwer, doch in die Bundesrepublik wollte Wolfgang Globisch nicht gehen. „Meine Mutter, die kein Polnisch sprach und deren alle ihre Verwandten in Deutschland waren, drängte, dass wir auch nach Deutschland gehen. Aber ich sagte, solange hier unsere Landsleute sind, kann ich nicht weggehen“, erinnert sich der Geistliche. Es hat ihn damals schon sehr bedrückt, dass seine Mutter und viele seine Landsleute sich im polnischen Gottesdienst nicht zurechtfinden konnten. Vielleicht war dies der Auslöser für den Einsatz des Priesters zweisprachige Gottesdienste in Oberschlesien einzuführen, damit sich Niemand mehr in der Kirche heimat- und sprachlos fühlen brauchte. Sein Wunsch ist, dass in den vom Verband deutscher Gesellschaften initiierte Projekt Samstagskurse den Kindern auch, wie er sagt: „Das Vater Unser deutsch beigebracht und deutsche Kirchenlieder gesungen werden. Es ist gut, dass jetzt viele Wettbewerbe für Kinder durchgeführt werden. Aber es ist alles nur in der Umgangssprache. Es müsste hier auch Wettbewerbe zu religiösen Texten gemacht werden. So gäbe es noch eine Chance, dass in zehn oder 15 Jahren diese Kinder sich in einer zweisprachigen Messe wiederfinden.“

 

Dienst am Mitmenschen

 

Die Liebe zum Lesen hatte Globisch von seine Mutter mitbekommen. „Mein erstes Buch, dass ich von ihr zum Lesen bekommen habe, war die Schulbibel mit schönen Bildern“, erinnert er sich. Die Freude am Lesen in der Muttersprache wollte er unbedingt weitergeben. Durch sein Bestreben gibt es heute ein Netz von 78 Bibliotheksfilialen sowie zwei Bücherbusse in der Diözese Oppeln. Sie versorgen rund 150 Ortschaften mit Literatur in deutscher Sprache und die von Prälat Globisch initiierten Schlesienseminare in Groß Stein tragen seit Jahrzehnten zum Bewahren deutscher Kultur in Schlesien bei.

 

„Dass ich mein Leben im Dienste der Mitmenschen und der Versöhnungsarbeit gestellt habe, was eigentlich Aufgabe aller Priester ist, wurzelt darin, dass ich selbst sehr viel Hilfe erfahren habe“, so Globisch.

 

Nach dem Krieg war seine Familie wie viele andere den Repressalien durch polnische Behörden und die Miliz ausgesetzt. Hab und Gut wurde der Familie wegnahmen und der Vater ist ohne triftigen Grund mehrfach inhaftierten worden, u. a. im berüchtigten Lager Lamsdorf. Er starb an den dort erlittenen gesundheitlichen Schäden. „Ich habe damals und später viel Hilfe erfahren und das macht wahrscheinlich den Menschen empfindlich für die Not der anderen“, so Globisch.

 

Sein Einsatz für den Zusammenhalt der deutschen Volksgruppe in Oberschlesien und den Erhalt ihrer sprachlich-kulturellen Identität wurde auch von deutscher Seite gewürdigt. So ist Prälat Wolfgang Globisch 2010 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Nun feiern seine Landsleute den engagierten Prälaten. Den Anfang macht die Gemeinde der „Muttergottes von Fatima-Kirche“ in Oppeln-Grudschütz mit einem Dankgottesdienst am Sonntag, dem 19. Juni, um 11:00 Uhr.

 

Klaudia Kandzia

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