Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Ein Teilerfolg

Bald steht unter dem polnischen Namen die deutsche Bezeichnung Sandowitz. Foto: Rudolf Urban
Bald steht unter dem polnischen Namen die deutsche Bezeichnung Sandowitz. Foto: Rudolf Urban

Die Bewohner der Gemeinde Zawadzki wurden Ende Juni gebeten zu entscheiden, ob sie in ihren Orten zweisprachige, polnisch-deutsche Ortsschilder haben wollen. In zwei von drei fiel das Ergebnis positiv aus, trotzdem entschied nun der Stadtrat, dass lediglich Sandowitz zweisprachige Tafeln bekommen soll.

 

Dies ist nun das vorläufige Ende der Bemühungen der deutschen Minderheit in der Gemeinde Zawadzki, die im März einen Antrag auf eine Bürgerbefragung zur Einführung zweisprachiger Ortsschilder an den Stadtrat gestellt hatte. „Die Mitglieder der DFKs haben gesagt, dass man nach einigen Jahren einen erneuten Versuch wagen sollte und vielleicht klappt es diesmal“, sagte damals der SKGD-Gemeindevorsitzende Jan Stanek und zu seiner Freude hat der Stadtrat von Zawadzki einer Befragung zugestimmt.

 

Trotzdem ein Erfolg

 

Diese fand Ende Juni statt und ergab, dass in zwei von drei Orten (Keltsch und Sandowitz) die Bürger für die polnisch-deutschen Ortsschilder gestimmt hatten. Zwar fiel die Wahlbeteiligung mit jeweils 7,61 Prozent in Keltsch und 5,85 Prozent in Sandowitz mager aus, doch sollte sie nach der Entscheidung des Stadtrates über die Bürgerbefragung kein Grund sein, deren Ergebnisse nicht anzuerkennen.

 

Daher überraschte sowohl Jan Stanek als auch Roman Kolek, den Oppelner Vizemarschall von der Deutschen Minderheit und Sejmikrat aus dem Wahlkreis Groß Strehlitz, die Entscheidung des Stadtrates vom 31. Oktober nur in Sandowitz die Ortsschilder einzuführen. Denn die Räte stimmten zwar mit einer knappen Mehrheit für Sandowitz, bei Keltsch gab es dagegen eine Stimmengleichheit.

 

„Es half leider nicht, als ich bei der Sitzung argumentiert habe, dass die Einführung der Schilder nicht nur der Minderheit dient, sondern ein Zeichen der Toleranz der Gesellschaft darstellt“, sagt Roman Kolek. Ebenso wenig half die Argumentation, dass man den Willen der Bürger als Gemeinderat quasi automatisch übernehmen sollte und nicht im Nachhinein die Entscheidung in Frage zu stellen. „Es sollte ja nicht so geschehen wie im Fall der Vergrößerung Oppelns, dass zwar die Bürgerbefragungen etwas anderes ergeben haben, die Machthaber sich aber trotzdem darüber hinweggesetzt hatten“, unterstreicht Roman Kolek.

 

Die Entscheidung ist auch für den DFK-Gemeindevorsitzenden Jan Stanek ein Rückschlag, doch trotzdem sieht er den gesamten Prozess als Erfolg an. „Wir haben zumindest in einem Ort deutsch-polnische Schilder durchgesetzt und auch die Gemeinde als solche wird nun ins ministeriale Register der zweisprachigen Gemeinden eingeschrieben. Das eröffnet uns den Weg für die Einführung der Schilder in Zukunft“, meint Jan Stanek und fügt sogleich hinzu, dass sich zunächst aber die Emotionen wieder legen müssten.

 

Was nun?

 

Nach der Entscheidung des Zawadzkier Stadtrates wird nun der Bürgermeister einen entsprechenden Antrag an das polnische Innenministerium stellen, das die Rechtsgültigkeit prüft, die Gemeinde ins Register einträgt und letztendlich Mittel zur Verfügung stellt, um die Schilder in Sandowitz aufstellen zu können.

 

Gleichzeitig plädierte bei der Sitzung des Stadtrates Roman Kolek dafür in kurzer Zeit eine offene Debatte in der Gemeinde zur Geschichte dieser Gebiete und den Vorteilen der Zweisprachigkeit zu führen. „Ein solcher offener Meinungsaustausch sollte den Bewohnern helfen zu verstehen, dass die Ortsschilder nichts fremdes in der Gemeinde sind und man keine Ängste dagegen haben sollte“, meint Roman Kolek.

 

Obwohl nun lediglich eine Ortschaft in der Gemeinde Zawadzki zweisprachige Ortsschilder bekommen wird und auch in der Gemeinde Groß Strehlitz lediglich in drei Dörfern (Warmuntowitz, Rosmierz und Jendrin) solche aufgestellt werden, wird der Landkreis Groß Strehlitz der einzige in der Woiwodschaft Oppeln sein, in dem alle Gemeinden ins ministeriale Register zweisprachiger, deutsch-polnischer Gemeinden eingeführt werden.

 

Rudolf Urban

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