Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Fotos von Max Steckels Schülerin

Im Stadtgeschichtlichen Museum von Habelschwerdt (Muzeum Filumenistyczne Bystrzyca Kłodzka) wurde kürzlich eine ungewöhnliche Ausstellung eröffnet. Aus privaten Mitteln finanziert präsentieren dort Elżbieta, Halina und Janusz Kobryń Photographien aus dem persönlichen Familienarchiv. Allerdings handelt es sich dabei nicht allein um Familienfotos, und vor allem sind die Photographen keine Laien.

 

Fotomontage als Postkarte an Max Steckel von seinen Mitarbeitern. Er selbst wurde in das Bild montiert, ebenso seine Frau am Klavier. Jadwiga Sowada sitzt im Vordergrund am Tisch mit dem Meister Steckel. 1920er-Jahre.
Foto: muzeum-filuministyczne.pl

 

Ein ungewöhnlicher Blick auf Oberschlesien, wo die Familie vor und während des Krieges lebte, eröffnet sich dem Besucher: Landschaftsaufnahmen, Industrieanlagen, Menschen bei der Arbeit, Denkmäler der Region, Volksfeste, Portraits. Der überwiegende Teil der ausgewählten Photographien stammt aus den 30er und 40er- Jahren.

 

 

Schülerin von Max Steckel

Die Ausstellung wurde eröffnet von Elżbieta Mojżysz-Kobryń. Ihre Mutter, Jadwiga Mojżysz (Jg. 1904) geborene Sowada, ist die Autorin des größten Teils der gezeigten Fotos. Sie lernte ihr Fach in den 1920er-Jahren im Atelier des berühmten Photographen Max Steckel in Kattowitz, für den sie später auch arbeitete. In den Beständen der Familie haben sich Abzüge seiner Bilder erhalten, die in der Ausstellung ebenfalls gezeigt werden, ergänzt um ein Biogramm des Künstlers. Der große Photograph taucht hier eher in einer Nebenrolle auf, sozusagen in Begleitung seiner Schülerin und Mitarbeiterin Jadwiga Sowada.

Steckel stammte aus Frankfurt/Oder und übernahm 1891 gemeinsam mit seinem Bruder in Königshütte das „Garten-Atelier“. Nach Ausstieg des Bruders firmierte Max Steckel mit seinem Namen das erfolgreiche Foto-Atelier und zog 1910 nach Kattowitz um. Er wurde bekannt durch seine Aufnahmen von Industrieanlagen und der Arbeit im Bergwerk untertage.

Am Anfang der Ausstellung steht das Hochzeitsbild von Jadwiga und Jan Mojżysz, aufgenommen im Atelier Steckel in Kattowitz 1930. In Folge von Heirat und Geburt ihrer Kinder Elżbieta und Francieszek verließ Jadwiga Mojżysz das Atelier, kehrte aber immer wieder zu ihrem Beruf und ihrer Leidenschaft zurück. Später verdiente sie sich Geld mit privaten Aufträgen bei Familienfesten wie Kinderkommunion oder Einschulung.

 

 

Andere ermutigen

Bei der Ansprache zur Eröffnung der Ausstellung betonte ihre Tochter Elżbieta Kobryń, dass sie bewusst keine Bilder oder Dokumente zur tragischen Geschichte Oberschlesiens und ihrer Familie im 20. Jahrhundert ausgewählt habe. Über diese Ereignisse könne man in Geschichtsbüchern und Zeitungen lesen. Sie wolle zeigen, wie ihre Vorfahren im 20. Jahrhundert gelebt haben und zugleich andere ermutigen, ebenso ihre eigene Familiengeschichte zu dokumentieren. Dennoch ist die „große Geschichte“ präsent und in den Fotos enthalten. Beispielsweise, wenn die Mutter den jüdischen Friedhof von Loslau fotografiert, der wenig später von den Nationalsozialisten zerstört werden sollte.

 

 

Turbulente Familiengeschichte

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und der Wiedereingliederung Ost-Oberschlesiens in das Deutsche Reich musste die Familie Kattowitz verlassen und ging nach Radlin im Kreis Loslau (Wodzisław Śląski). Jadwigas Mann, Jan Mojżysz, stammte aus diesem Kreis (Jahrgang 1898) im Teschener Schlesien. Er hatte 1919-21 in den Schlesischen Aufständen für ein polnisches Oberschlesien gekämpft. Deshalb versteckte er sich nach Kriegsausbruch vor den Nazis und seine Familie wurde aus Kattowitz ausgewiesen. Sein Nachname (lautlich nah am polnischen Wort für Moses) gibt zu Unrecht Anlass zur Vermutung, die Familie sei jüdischer Herkunft. Dank Vermittlung von Freunden fand Jan während der deutschen Besatzung Arbeit in der Emmagrube (nach 1945 Steinkohlebergwerk „Marcel“) in Radlin als Fahrer des deutschen technischen Direktors. Er starb 1951.

Seine Frau Jadwiga arbeitete nach dem Krieg als Kindergärtnerin und zog in den 1960er-Jahren nach Habelschwerdt. Ihre Tochter Elżbieta war aus beruflichen Gründen aus Oberschlesien in das Glatzer Bergland gezogen, da sie nach ihrem Studium gemäß behördlicher Anweisung (nakaz pracy) dort ihre Arbeit als Mathematiklehrerin aufnehmen musste. Hier gründete sie eine Familie und führte ihr weiteres Leben. So kam diese besondere Foto-Sammlung von Jadwiga Sowada und Max Steckel aus Oberschlesien nach Habelschwerdt in in der Grafschaft Glatz in Niederschlesien.

Zur Ausstellung ist eine kleine Broschüre entstanden mit ausgewählten Fotos und Texten. Wer es nicht schafft die Ausstellung im April in Habelschwerdt zu besichtigen, der wird nochmal die Chance im November bekommen. Da soll die Ausstellung im Kulturzentrum von Radlin gezeigt werden.

 

Annemarie Franke

Zitat:
Jadwiga Sowada arbeitete nach dem Krieg als Kindergärtnerin und zog in den 1960er-Jahren nach Habelschwerdt

BU:

 

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