Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Gläserne Schätze aus den Wäldern bei Allenstein

Ausschnitt aus einem Kupferstich über die Arbeit in einer Glashütte. Foto: Uwe Hahnkamp
Ausschnitt aus einem Kupferstich über die Arbeit in einer Glashütte. Foto: Uwe Hahnkamp

Die Glashütte am Gelguhner See (Jezioro Jełguńskie) in den Wäldern südlich von Allenstein (Olsztyn) belieferte im 19. Jahrhundert Kunden bis nach Warschau und Königsberg. Unter dem Titel „Die Glashütte in Gelguhnen“ (Huta szkła w Jełguniu) zeigt jetzt eine Ausstellung im Museum der Moderne (Muzeum Nowoczesności) in Allenstein die Arbeit des Glasmachens.

 

Uwe Hahnkamp

Die erste nachgewiesene Existenz einer Glashütte bei Allenstein ist 1782 dokumentiert. Dieser Betrieb lag nach der Karte von Friedrich Leopold von Schrötter noch am Lansker See (Jezioro Łańskie), wurde aber in der Folgezeit nach Gelguhnen (Jelgun) verlagert. Beide Orte befinden sich mitten im Wald, und das aus gutem Grund, erklärt Rafał Bętkowski vom Museum der Moderne, der die Ausstellung gestaltet hat: „Zur Herstellung von Glas benötigt man viel Holz. Vor allem in Form von Holzasche, das heißt Kaliumkarbonat, als Zusatz zur Glasmasse, aber natürlich auch zum Heizen der Öfen.“ Bei Arbeiten in Hitze, Rauch und Schmutz in den niedrigen Gebäuden musste auch die Kleidung dementsprechend gewählt sein. „Wir haben dazu einen Kupferstich aus dem 19. Jahrhundert“, sagt Rafał Bętkowski, „die Glasbläser waren barfuß, trugen aber einen Hut, damit ihnen der Ruß nicht auf den Kopf fiel.“ Und sie hatten ein besonderes Element an ihrer Kleidung: „An der Hose angenäht waren Bretter, auf denen sie die heißen Blasrohre aufstützen konnten.“

 

Glas-Fragmente aus dem Gelguhner See. Foto: Uwe Hahnkamp
Glas-Fragmente aus dem Gelguhner See.
Foto: Uwe Hahnkamp

Viele verschiedene Produkte aus Glas

 
Produziert wurden Glaserzeugnisse in mannigfaltigen Farbnuancen, wie in der Ausstellung gezeigte Fragmente beweisen. Eine grüne Flasche mit der Prägung „Elbinger Min. Wasser Anstalt“ zeigt die typische Form eine Flasche für Mineralwasser, einige kleinere weiße Karaffen tragen sandgestrahlt den Namen Goerke. „Das waren Pfandflaschen des Pächters der Wirtschaft auf dem Gebiet der Hütte in Gelguhnen“, weiß Rafał Bętkowski, „die Litermarkierungen darauf zeugen davon, dass sie nach 1872 entstanden, als das metrische System eingeführt wurde.“ Direkter lässt sich die Geschichte bei so genannten Zeitkapseln bestimmen. Bei einem wichtigen Ereignis wie dem Bau oder der Renovierung eines Gebäudes werden darin Dokumente, Photographien und Münzen eingeschlossen. Eine solche Kapsel aus Anlass der Renovierung des Turms der Jakobskirche in Allenstein 1866 bis 67 enthielt in einer Hülse aus Kupfer eine versiegelte Flasche aus Gelguhnen, in der drei Dokumente zum Ereignis waren. Vier darin gefundene kleine Münzen zeigen, wie arm Allenstein damals war. Die zwei beiliegenden Photos hingegen sind eine Rarität: die ältesten von einem Fotografen signierten Allensteiner Bilder. Das Ausstellungsstück wurde von Prälat Andrzej Lesiński von der Sankt-Jakobs-Gemeinde zur Verfügung gestellt.

 

Hütte musste schließen

 
Glas in unterschiedlicher Qualität zu verschiedenen Zwecken, sogar auf Bestellung, wie die Besitzer, zwei Kaufleute aus Elbing, annoncierten – die Glashütte in Gelguhnen war ein bekannter Betrieb. „Ihre Erzeugnisse gingen bis nach Königsberg, Thorn und Warschau. Wir vermuten sogar, dass ein Teil der nach Elbing beförderten Produktion auf dem Seeweg nach England exportiert wurde“, berichtet Rafał Bętkowski. Trotzdem stellte sie Mitte der 70er- Jahre des 19. Jahrhunderts ihren Betrieb ein. Grund waren der Ablauf der Pacht und technische Änderungen. Für die örtliche Bevölkerung war die Schließung der Hütte ein schwerer Schlag. Das Allensteiner Kreisblatt schrieb in einem in der Ausstellung gezeigten Artikel vom 29.12.1875: „Hierdurch verliert eine große Anzahl von in Gelguhnen selbst und in den umliegenden Dörfern wohnhafter Arbeiter ihre regelmäßige tägliche Beschäftigung.“

 
Der Pächter der Wirtschaft Goerke führte seinen Betrieb, in dem Holzversteigerungen und Forstgerichte stattfanden, weiter. Ab den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts dienten die Gebäude als Wohnungen für Forstarbeiter, nach dem Zweiten Weltkrieg als Hegerhütten. Heute ist dort nur noch Wald.

 

Über die Ausstellung:
Die Ausstellung über die Glashütte am Gelguhner See ist noch bis zum September im Museum der Moderne (Muzeum Nowoczesności) in Allenstein, ul. Knosały 3 B,  zu sehen. Das Museum ist montags bis donnerstags von 11 bis 18 Uhr geöffnet, samstags und sonntags von 11 bis 19 Uhr. Freitags ist geschlossen. Mehr Informationen gibt es auf der Internetseite www.tartak.mok.olsztyn.pl.

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