Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Gräber gefunden! Kein Hundepark!

Foto: Łukasz Biły.
Foto: Łukasz Biły.

Nach der Intervention des WOCHENBLATTs und der Entdeckung deutscher Grabsteine kommt die Angelegenheit nun entscheidend voran: Am Dienstag, 21. Juni, haben im gescheiterten Hundepark unweit des alten Oppelner Friedhofs an der ul. Wrocławska Ausgrabungsarbeiten im Auftrag des Rathauses begonnen. Sollte sich dabei der Verdacht erhärten, könnte die Suchmannschaft bereits in wenigen Tagen auf sterbliche Überreste von Verteidigern der „Festung Oppeln” stoßen.

 

Über den Hundepark an der ul. Wrocławska in Oppeln berichtete das Wochenblatt bereits zu Beginn des Jahres. Schon damals stellte der archäologiebegeisterte Schlesier Andrzej Latusek Beweise in Form von alten Landkarten und Zeugenberichten vor, wonach sich am Rande des alten Friedhofs im Stadtzentrum möglicherweise deutsche Soldatengräber befinden. Und es geht dabei nicht um gewöhnliche Rekruten, sondern um Verteidiger der „Festung Oppeln”, die 1945 beim Angriff der Roten Armee auf die Stadt zu hunderten starben und oft in Massengräber geworfen wurden. Ein solches Massengrab wird am Rande des heutigen Friedhofs vermutet, der ursprünglich viel größer war. Mehr noch, Latusek legte nahe, dass kurz nach dem Krieg womöglich auch „unbequeme Personen” aus Sicht der kommunistischen Machthaber, z.B. Soldaten der polnischen Untergrundarmee, in diese Gräber mit hineingeworfen wurden.

 

Park vorläufig geschlossen

 

Angesichts der von sich zusammengetragenen Beweise hatte der Archäologe, der bereits mehrere große Ausgrabungen dieser Art durchgeführt hat, im Jahr 2014 eine Grabungsgenehmigung auch beim Oppelner Rathaus beantragt. Dieses verweigerte ihm jedoch die Genehmigung und beschloss zwischenzeitlich, an dem von Latusek genannten Ort einen Hundeauslauf einzurichten. Das Gelände wurde sogar bereits umzäunt und es wurden entsprechende Kennzeichnungen aufgestellt.

 

Zweifel kamen erst auf, nachdem bei der Vorbereitung des Geländes innerhalb des Hundeauslaufs deutsche Grabsteine entdeckt wurden. „Zum jetzigen Zeitpunkt ist ein Hundeauslauf dort nicht in Betrieb“, teilte die Oppelner Stadtpräsident-Sprecherin Katarzyna Oborska-Marciniak mit. In der Tat: Als wir am 20. Juni, den Ort besuchten, war die Eingangspforte geschlossen. Wie uns Sebastian Smoliński, ein leitender Angestellter der städtischen Umweltabteilung, sagt, habe die Stadt „Erkundungsarbeiten in Auftrag gegeben”, um endgültig zu prüfen, ob sich unter der Erde des Hundeparks Gräber befinden: „Sollte sich dies bestätigen, wird der Stadtpräsident entscheiden, was mit dem Park weiter zu tun ist. Er könnte dann Exhumierungen anordnen oder der Hundeauslauf könnte an einen anderen Ort verlegt werden“, verrät Smoliński.

 

Im Sinne des Nachbarschaftsvertrags

 

Andrzej Latusek sollte nun allen Grund zur Freude haben, doch trotz zweijährigen Bemühens darf er die Ausgrabungen nicht übernehmen. Mit diesen hat die Stadt stattdessen die Posener Stiftung „Brücke” beauftragt. Wie auch Latusek, hat die Stiftung bereits mehrfach für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gearbeitet. Gemäß dem deutsch-polnischen „Vertrag über gute Nachbarschaft” hat diese Organisation das Recht, Ausgrabungen und Exhumierungen bei ungepflegten deutschen Soldatengräbern aus den beiden Weltkriegen, die sich im heute polnischen Staatsgebiet befinden, zu veranlassen. Ziel ist es, den Soldaten als „Opfern von Krieg und Tyrannei” (Ziffer 32 im deutsch-polnischen Vertrag) eine menschenwürdige Bestattung in einem von neun Soldatenfriedhöfen des Volksbundes in Polen zukommen zu lassen.

 

Das Rathaus zahlt

 

„Wir werden so tief graben wie nötig, aber ich kann versichern, dass wir uns nicht in sterbliche Überreste hineingraben wollen, sondern lediglich die Stellen freilegen, wo sich diese möglicherweise befinden“, sagt der zuständige Ausgrabungsleiter Adam Białas über die Arbeiten.

 

Da die Ausgrabungen an der ul. Wrocławska nicht wie bei allen anderen, die Andrzej Latusek bislang übernommen hat, vom Volksbund in Auftrag gegeben worden sind, muss die Stadt Oppeln nun die Stiftung „Brücke” bezahlen. Etwa 9.000 Złoty sollen die Grabungsarbeiten   kosten. Bei den Ausgrabungen von Latusek hatte jeweils der deutsche Volksbund sämtliche Kosten getragen. Dies ändert allerdings nichts daran, dass auch die Stiftung „Brücke” zu den erfahrensten und professionellsten in ihrer Branche gehört und mittlerweile die sterblichen Überreste von hunderten von deutschen Soldatenüberresten exhumiert hat.

 

Die Ausgrabungen der Stiftung „Brücke” sollen drei bis vier Tage dauern. Über die genauen Ergebnisse berichten wir in der kommenden Ausgabe vom 1. Juli. Klar ist aber schon jetzt: Schon am ersten Tag der Ausgrabungen wurden Gräber auf dem Gelände des gescheiterten Hundeparks gefunden. Aufgrund des Funds hat Oppelner Stadtpräsident Arkadiusz Wiśniewski das weitere Bestehen des Hundeparks an diesem Ort kategorisch ausgeschlossen.

 

Łukasz Biły

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