In der Zeit, in der das Schuljahr zu Ende geht, ist es auch für Europas Volksgruppen ein Moment für Zusammenfassungen. So u.a. auch bei den Deutschen in Dänemark, die sich über knapp 1300 Schüler in ihren Minderheitenschulen freuen. Diese Freude hat einen Grund.
„Das ist eine Prognose, mit der wir zufrieden sein können“, sagt der Schulrat des Deutschen Schul- und Sprachvereins in Dänemark (DSSV) Claus Diedrichsen. Diedrichsens Worte beziehen sich auf die neuesten Zahlen bezüglich des deutschen Schulwesens in Dänemark. Demnach werden nach den Sommerferien 1272 Kinder-und Jugendliche die deutschen Schuleinrichtungen in Nordschleswig besuchen. Diese Schulen, die vom DSSV auf verschiedenen Ebenen betreut werden, stellen die Basis des Schulwesens für die deutsche Minderheit in Dänemark dar.
Dem ersten Anschein nach dürfte diese Zufriedenheit wundern, wenn man die Zahlen etwa mit der deutschen Minderheit in Polen vergleicht. Hier lernen nämlich über 50.000 Kinder in dutzenden von Schulen jedes Jahr Deutsch als Minderheitensprache. Während die Anzahl der Kinder in Dänemark zurückgeht, kann man in Polen sogar noch einen ständigen Aufwärtstrend verzeichnen. Die positive Einstellung hat bei den Deutschen aus Dänemark jedoch einen Grund: Während es sich in Polen beim sogenannten Unterricht der Minderheitensprache hauptsächlich nur um zusätzlichen Fremdsprachenunterricht handelt, hat man es in Dänemark mit „echten“ deutschen Schulen zu tun, in denen der Unterricht auch in der Sprache der Minderheit komplett stattfindet. Zusätzlich ist das Niveau der Schulen hoch, so werden sie auch von Kindern der Mehrheit besucht. Einzige Bedingung: Die Eltern der Kinder unterschrieben ein Blatt, auf dem sie sich zum Lehrprogramm der jeweiligen Schule bekennen.
Trotz des kleinen Rückgangs der Schülerzahl im Vergleich zum Vorjahr sei für die Führung des DSSV vor allem die Tatsache wichtig, dass sich die Situation der Schulen relativ stabil hält. Während es in einigen um die 20 Schüler weniger geben wird als noch im Schuljahr 2016/2017, gibt es in andern einen Plus von ungefähr zehn neuen Schützlingen. Die stabile Situation sei zusätzlich ein Erfolg, da man es in Dänemark mit einem besonders großen demographischen Tief zu tun hat und die Konkurrenz um neue Schüler – nach Claus Diedrichsen – groß sei. Trotzdem habe man es geschafft, alle Klassen (von 0 bis 10) zu eröffnen. Dies sei in den Vorjahren nicht immer der Fall gewesen, so Diedrichsen.
Eine Bildung einzig und allein in der Sprache der Minderheit streben auch die Deutschen in Polen an, da man der Ansicht sei, dass ein solches Schulwesen am besten die Sprache und somit auch die Identität unter den Jugendlichen der Volksgruppe fördert.
Łukasz Biły