Sie war Schlesierin und eine der berühmtesten Gestalten der deutschen Kirche und der Versöhnung zwischen den Völkern. Vor 75 Jahren, am 9. August 1942, starb Edith Stein, die Heilige aus Breslau, in Auschwitz.
Pfarrer Dr. Manfred Deselaers, der heute in Krakau lebt und sich jahrelang für die deutsch-polnische Versöhnung eingesetzt hat, kennt die Gestalt von Edith Stein besonders gut. Er erinnert an sie mit den Worten einer anderen großen Persönlichkeit in der Geschichte der Kirche, des polnischen heiligen Papstes Johannes Paul II.: „Er sagte, sollte einmal Edith Stein zur Schutzpatronin Europas gewählt werden, dann sollte man auf dem alten Kontinent die Fahne des gegenseitigen Verständnisses aufhängen. Dies betrifft sowohl das Verständnis im Hinblick auf die ethnischen Unterschiede, aber auch auf die Unterschiede zwischen Mann und Frau“, zitiert Deselaers den heiligen Papst. Tatsächlich steht Edith Stein für Versöhnung auf verschiedenen Ebenen und der Geistliche erinnert an sie in einer besonderen Zeit. Am 9. August, der immer als der Tag von Edith Stein gefeiert wird, sind genau 75 Jahre seit ihrem Tod im Konzentrationslager von Auschwitz vergangen.
Edith Stein wurde 1891 in Breslau in einer jüdischen Familien geboren. Trotzdem, dass ihre Eltern und ihre Geschwister tiefgläubige Juden waren, war ihr Weg zu Gott ein steiniger. In ihrer Jugend soll sie sogar gesagt haben, dass sie nicht an Gott glaube und widmete sich deshalb eher der Philosophie. Erst später beschäftigte sie sich mit den Lehren der katholischen Kirche und ließ sich Taufen. Ihren erst spät erfahrenen Glauben lebte Edith Stein umso mehr und gab ihn weiter. Sie hielt für die Bewohner des deutschen Breslaus Vorträge und ließ diese im Radio übertragen. Schließlich wurde ihr Glaube so tief, dass sie Nonne in Köln wurde. Wie unzählige Juden, wurde sie aber zur Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und schließlich auch nach Auschwitz deportiert. Am 9. August 1942 wurde Edith Stein dort in der Gaskammer ermordet.
Im Hinblick auf den Märtyrertod von Edith Stein, sagt Pfarrer Deselaers, dass sie nicht für den katholischen Glauben gestorben ist, sondern klar für ihre jüdische Zugehörigkeit zum Volk Gottes. Deselaers bringt aber zugleich zum Ausdruck, dass Stein zwar „nicht für, aber dennoch mit dem katholischen Glauben gestorben ist“. Dennoch, für ihren Tod wegen der ihrer ethischen Zugehörigkeit wird Edith Stein am meisten als Heilige der Vielfalt und des Respekts der Unterschiede gefeiert. Aus diesem Grund, ist ihre Botschaft heute aktueller denn je und aus diesem Grund werden in ganz Polen zu ihrem Andenken Messen gefeiert und Veranstaltungen gehalten, die ihr gewidmet sind, und auf denen zum gegenseitigen Respekt aufgerufen wird. Besuchen kann man etwa das Edith-Stein-Haus in Breslau, in dem am 9. August um 19:30 Uhr eine Lesung zur Gestalt der Heiligen stattfindet. In Oberschlesien kann man aus Anlass des Todestages die Begegnungsstätte von Edith Stein in Rosenberg (Olesno) besuchen.
Łukasz Biły