Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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In Schlesien undenkbar

Foto 1: Grażyna Preder widmete dem deutschen Schulwesen ihre Radiosendung. Foto: Radio Koszalin.
Foto 1: Grażyna Preder widmete dem deutschen Schulwesen ihre Radiosendung. Foto: Radio Koszalin.

Das Thema „Deutsches Schulwesen in der Volksrepublik Polen“ ist für die meisten im Land immer noch ein unbeschriebenes Blatt. Noch immer wissen auch in den Reihen der deutschen Minderheit nur wenige, dass es im Norden des kommunistischen Polens deutsche Schulen gab, von denen man in Schlesien nur träumen konnte. Jetzt sorgt eine preisgekrönte Radiosendung für mehr Aufklärung.

 

Eine zweitägige Konferenz auf dem St. Annaberg widmete der Verband der deutschen Gesellschaften (VdG) 2014 dem Thema „Deutsche in der Volksrepublik Polen“. Bei dieser Veranstaltung hörten viele aus Berichten der Chefs der deutschen Minderheit im Norden Polens, dass es auch im kommunistisch geprägten Polen Schulen gab, in denen auf deutsch unterrichtet wurde. Für viele Schlesier auf dem Annaberg schienen diese Geschichten undenkbar, da es im Süden Polens von 1945 bis 1989 diese Möglichkeit nicht gab, außer im Waldenburger Land. Die aus Moskau gesteuerte damalige Regierung Polens brauchte eine Legitimierung ihrer Kontrolle des Staates, deswegen galt es, alles Deutsche aus dem öffentlichen Leben auszulöschen. Die Staatsraison hieß: Die neugewonnen Westgebiete waren immer polnisch, es gab dort keine Deutschen, deswegen braucht es auch keinen Deutschunterricht.

 

Anders als in Schlesien, wollten die Kommunisten im Norden Polens die Deutschen nicht polonisieren, sondern integrieren. Wahrscheinlich, weil – im Gegensatz zu Schlesien – die meisten aus Pommern und Ostpreußen vertrieben wurden und man von einer geringen Anzahl keine Gefahr sah, hatte man dort noch bis 1958 die Möglichkeit, in gewissen Ortschaften eine deutsche Schule zu besuchen. Ähnlich wie die Referenten auf der VdG-Konferenz ging diesem Thema jetzt eine polnische Journalistin auf den Grund. Schon seit einigen Jahren arbeitet Grażyna Preder für Radio Köslin. Auf das Thema wurde sie durch Zufall aufmerksam: „Bei einem Besuch bei einer älteren Dame im pommerschen Dorf Techlipp (Ciecholub) hat sie mir eine Informationstafel gezeigt, die sie praktisch aus dem Müll gerettet hat. Es hat sich herausgestellt, dass es eine Tafel aus einer deutschen Schule war. Da hat mich das Thema so fasziniert, dass ich eine Radiosendung darüber gemacht habe“, sagt Grażyna Preder.

 

Mit ihrer Recherche hat Preder in den pommerschen Gesellschaften der deutschen Minderheit begonnen. Dort traf sie auf ehemalige Schüler der deutschen Schulen im Kommunismus, die heute Chefs der Vereine der deutschen Minderheit sind. Gäste der Sendung von Grażyna Preder waren z.B. Benedykt Reszka (Gdingen), Peter Jeske (Köslin) und Detlef Rach (Stolp): „Es war faszinierend die Sendung mit all diesen Menschen aufzunehmen. Am meisten hat es mich gerührt, als all diese älteren Leute angefangen haben ein Lied zu singen, das sie in dieser deutschen Schule gelernt haben. Für viele Jahre war die Erinnerung an diese Schule das einzige, was von der deutschen Identität dieser Menschen geblieben ist“, so Grażyna Preder.

 

Für die Sendung „Nach dem Krieg in einer deutschen Schule“ wurde Grażyna Preder mit dem Preis „Die Grenzregion“ des Radios Allenstein ausgezeichnet. Die Sendung kann man auf der Homepage des Radios Köslin nachhören.

 

Łukasz Biły

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