Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Langsam wiederentdeckt

Die Kreuzburger Konferenz zog viele Liebhaber von Lipinskys Werken an Foto: Bernard Gaida.
Die Kreuzburger Konferenz zog viele Liebhaber von Lipinskys Werken an Foto: Bernard Gaida.

Selten ist es der Fall, dass einem Künstler eine ganze zweitägige Konferenz gewidmet wird. Passiert ist es bei Hans Lipinsky-Gottersdorf, über dessen Gestalt schlesische Literaturwissenschaftler und Historiker vom 22. bis zum 23. September in Kreuzburg debattiert haben.

 

Obwohl die Konferenz in der Oppelner Region stattfand, wurde sie nicht von der Universität Oppeln, sondern von der germanistischen Abteilung der Universität Breslau veranstaltet. Als Referenten wurden erlesene Literaturwissenschaftler wie zum Beispiel Dr. Daniel Pietrek oder Dr. Rafał Biskup eingeladen. Ziel der Zusammenkunft war es, die Gestalt von Lipinsky-Gottersdorf so facettenreich wie möglich darzustellen. Gerade jetzt wollten die Vertreter der Breslauer Universit’t an den Künstler erinnern, weil am 3. Oktober der 25. Todestag von Lipinsky-Gottersdorf ist.

 

Was trug dazu bei, dass gerade diesem Schriftsteller eine ganze Konferenz gewidmet wurde? Vor allem weil er ein recht spezifischer Künstler war. Trotz seines unumstrittenen Talents, brachte die Thematik seiner Werke ihm keinen Ruhm in Deutschland ein, in Schlesien hingegen war Lipinsky-Gottersdorf lange Zeit vergessen und erst jetzt wird sein Beitrag für  die Literatur wiederentdeckt. Besonders interessant aber: Lipinsky-Gottersdorf ist nicht der einzige erfolgreiche Schriftsteller, der in der Nähe des schlesischen Kreuzburg heute Kluczbork, gelebt hat. Die Konferenz zeigte auch Korrelationen zwischen Lipinsky und den Werken von Gustav Freytag sowie Heinz Piontek. Auch die Beziehungen zwischen dem Kreuzburger und dem großen Horst Bienek wurden gezeigt, wovon Daniel Pietrek berichtete.

 

Hans Lipinsky-Gottersdorf selber wurde in Leschnitz geboren. Als er zwölf Jahre alt war übernahm sein Vater, der Rechtsanwalt von Beruf war, eine Praxis in Gottersdorf (polnisch Gotartów), dort wuchs der Schriftsteller als Hans Lipinsky auf. Den zweiten Nachnamen fügte er sich später selber als literarisches Pseudonym zu. Er wählte den Namen seines Heimatortes, der seine Kunst praktisch ein Leben lang geprägt hat. Anfangs sah es aber nicht so aus, als würde ihn ein Leben als Schriftsteller erwarten. Nach dem er die Schule beendet hat, arbeitete er zunächst als Landwirt anstatt zu studieren. Schnell wurde Lipinsky jedoch in die Wehrmacht einberufen, überlebte den Krieg und lies sich in Köln nieder. Erst damals unter dem Einfluss seiner Frau, die in einer Bibliothek gearbeitet hat, beginnt er zu schreiben.

 

Das wohl bekanntes Werk des Schriftstellers waren „die Prosna-Preußen“, wo er besonders stark die Bindung an die kleine regionale Heimat beschrieben hat. Auch die ehemaligen Beziehungen zwischen Polen und dem deutschen Kaiserreich wurden aber bei Lipinsky ein Thema. Für sein Schafften wurde er mit mehreren kleineren Literaturpreisen belohnt, größere Auszeichnungen blieben jedoch aus. Dennoch gilt Lipinsky als einer der wichtigsten schlesischen Schriftsteller der Neuzeit.

 

Wie man mit seiner alten Heimat nach dem Krieg umgegangen ist, enttäusche den Schriftsteller sehr. Als er Ende der 70er-Jahre Kreuzburg besuchte, kritisierte er die industrielle Architektur der Stadt, die seiner Meinung nach nicht ästhetisch sei.

 

Außer in Kreuzburg tagten die Teilnehmer der Konferenz über Lipinsky-Gottersdorf auch auf den St. Annaberg. Dort widmete man sich bei einer Studienreise dem Thema des Bergs als Gedenkort.

 

Łukasz Biły

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