Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Paddel-Tour über die Oder verbindet Nationen

Peter Stolle an der Schleuse Rogów (Oberschlesien). Foto: Marie Baumgarten

Die deutsch-polnische Freundschaft stärken – dafür haben sich Kajak-Fahrer Peter Stolle und sein Kollege Andrzej Piasecki etwas Besonderes einfallen lassen. Eine Paddel-Tour über die Oder soll die Nationen einander näherbringen.

 

Es ist sieben Uhr in der Früh, als Peter Stolle seine Habseligkeiten zusammenpackt: die Zahnbürste, den Schlafsack, das Zelt. Knabbereien für unterwegs, denn vor ihm liegt ein langer Tag. Alles verstaut er in seinem Kajak mit dem schwarz-rot-goldenen Fähnchen am Heck. Er trägt es an das nahe gelegene Ufer und lässt es behutsam zu Wasser. Der Jachthafen Krappitz in Oberschlesien, von dem er gerade startet, ist nur eine von vielen Stationen auf der zweiwöchigen Tour. Dabei ist Peter Stolle ist nicht allein. Über 60 Menschen, die meisten aus Deutschland und Polen, paddeln gemeinsam mit ihm auf einem der längsten Flüsse Europas, der Oder – dem Grenzfluss, der Nationen eigentlich trennt. Doch diesmal hat er sie zusammengeführt – auf der internationalen Sommeroderfahrt von der Oderquelle bis zur Mündung.

 

 

Die internationale Oderfahrt gibt es schon lange, seit 1994. Aber erst seitdem Peter Stolle vom Landes-Kanu-Verband-Brandenburg vor zwei Jahren das Kommando auf deutscher Seite übernommen hat, machen die Kajak-Fahrer offiziell unter dem Motto „Ein Fluss, der verbindet“  Werbung für ein geeintes Europa und konkret die deutsch-polnischen Beziehungen. „Es ist eine Herzenssache“, sagt Stolle. „Ich paddle seit 2005 mit dem Club Ptasi Uskok aus Breslau. Man hat die Leute lieben, schätzen, ehren gelernt.“ Die Sympathie beruhe auf Gegenseitigkeit, versichert sein Kollege Andrzej Piasecki vom Kanuverein Ptasi Uskok, dem polnischen Partner. „Man spricht immer über die Unterschiede zwischen Polen und Deutschen“, sagt Piasecki, „doch plötzlich stellt sich heraus: Beim Paddeln sind wir alle gleich und verstehen uns problemlos.“

 

 

Gern hätten Stolle und Piasecki auch Tschechien als Partner dabei gehabt, doch so richtig konnte sich dort niemand für die Idee begeistern. „Schade“, finden sie und wollen bis zur nächsten Sommeroderfahrt 2020 noch ordentlich Überzeugungsarbeit leisten. Doch auch wenn Tschechien vorerst nicht dabei ist, was zählt, ist die Botschaft. Die Botschaft von einem nachbarschaftlichen Europa.

 

 

Einige der Teilnehmer sind zum ersten Mal im Nachbarland Polen, so wie Vera Charlotte Röhrer (54) aus Bayern. „Für mich ist das eine gute Gelegenheit den Osten kennenzulernen“, sagt sie und schwärmt von der ursprünglichen Landschaft, die sie hier angetroffen habe. Ihr Mann Erwin Röhrer (59) findet die Fahrt „eine wirklich super Sache“. Auch er ist zum ersten Mal auf der Oder unterwegs.

 

 

Und die deutsch-polnische Freundschaft? Die wächst ganz natürlich und ganz nebenbei, zum Beispiel bei gemeinsamen Abenden auf den Zeltplätzen. „Wir haben zusammen die Spiele der polnischen und deutschen Fußball-Nationalmannschaft geguckt und einander die Daumen gedrückt“, berichtet Krzysztof Kalisz (67) aus Brieg (Brzeg). Außerdem helfe man einander, wo es geht. „Auf der ersten Etappe hatten einige Probleme ihr Kajak zu tragen, weil es bergauf ging. Es war wirklich schwierig.“ Aber gemeinsam haben sie es geschafft, sagt er. Ein bisschen ist es bei den Kajak-Fahrern eben wie bei den Musketieren: Einer für alle – alle für einen. Und so sind sie weitergepaddelt bis zur Mündung – auf dem Fluss, der sie zusammengeführt hat – bei der internationalen Sommeroderfahrt 2018.

 

Auf der Internationalen Sommeroderfahrt vom 22. Juni bis 07. Juli 2018 ist die Oder auf insgesamt 480 Kilometern befahren worden. Die Kajaktour führte von Ostrava (CZ) über Raciborz (PL), Opole (PL), Nova Sol (PL), Krosno Odrzankie (PL), Eisenhüttenstadt (DE), Frankfurt (Oder) (DE), Schwedt (Oder) (DE) und Mescherin (DE). Sie endete in Szczecin (PL). Für die kommende Sommerodertour kann man sich bereits bei Commander Peter Stolle anmelden: peter.stolle56@gmail.com

 

Marie Baumgarten

 

Über dieses Thema berichtet auch Schlesien Journal:

 

 

 

 

 

 

 

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