Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Rathaus klagt die Minderheit an

Rafał Bartek beim Interview.
Rafał Bartek beim Interview.

Der Kreisrat von Oppeln hat vergangene Woche per Beschluss eine negative Bewertung zum Thema Vergrößerung der Stadt vorgestellt. Man stützt sich dabei auf die Bürgerbefragungen, denen zufolge mehr als 96 Prozent der Einwohner eine Angliederung benachbarter Dörfer an Oppeln ablehnen! Dennoch wollen die obersten Verwalter der Woiwodschaftshauptstadt diesen demokratischen Willensausdruck der Bürger offenbar ignorieren und ihre Pläne weiterverfolgen!

 

Nur einen Tag danach hielt die Stadtverwaltung eine Pressekonferenz mit dem Titel „Die deutsche Minderheit und ein größeres Oppeln” ab. Hierbei übte der stellvertretende Stadtpräsident Mirosław Pietrucha Kritik an den Oppelner Deutschen, indem er sagte: „Die negativen Emotionen, die wir um die Frage einer Vergrößerung Oppelns beobachten, wurden im Dezember letzten Jahres von einer Stellungnahme der SKGD eingeleitet, mit der das Thema auf schädliche Weise politisiert worden ist. Zu einer Aufheizung der Atmosphäre bei diesem Thema hat auch der Versuch beigetragen, Oppelns Stadtpräsident Arkadiusz Wiśniewski seines Amtes als Chef des Großraums Oppeln zu entheben, was ebenfalls von der deutschen Minderheit inspiriert wurde.” Ein weiteres Beispiel für eine Politisierung des Themas durch die Oppelner Deutschen und kontraproduktive Schritte gegen eine Vergrößerung der Stadt sei, so der stellvertretende Stadtpräsident, der jüngste Beschluss des Konvents der Landräte in der Woiwodschaft Oppeln (Red.: Nur zwei von ihnen entstammen der deutschen Minderheit!), die sich gegen die Pläne stellten.

 

Vizemarschall im Feuer der Kritik

 

Auch den Oppelner Vizemarschall Roman Kolek, der eine Beschlussfassung bezüglich einer Vergrößerung der Stadt Oppelns vorgeschlagen hatte, schonte Mirosław Pietrucha nicht: „Nach meiner Einschätzung versuchte er auf diese Weise, die gesamte Regierungskoalition der Woiwodschaft Oppeln zu erpressen. Dieser Beschluss ist zutiefst politisch! Hören Sie doch auf, meine Herren, das Thema zu einem Politikum zu machen. Das ist der falsche Weg!”, wetterte Pietrucha. Mit dieser Darstellung der Angelegenheit ist der Oppelner SKGD-Vorsitzende Rafał Bartek nicht einverstanden: „Dem Oppelner Rathaus fällt es sehr leicht, die deutsche Minderheit zu beschuldigen, dabei stellen die Deutschen doch in keiner der Gemeinden um Oppeln die Mehrheit. Außerdem sind die Gemeindevorsteher, die über unsere Wahlliste kandidierten, mit Stimmen einer Mehrheit – bestehend aus Polen und Deutschen – gewählt worden. Und da wir nun ein gesellschaftliches Mandat haben, müssen wir zu einer so wichtigen Angelegenheit auch das Wort ergreifen. Zumal wir ja die einzige regionale Kraft sind, die im Gegensatz zu politischen Parteien, welche die Belange der Region oft aus dem Blickwinkel Warschaus betrachten, sich vorwiegend auf die Woiwodschaft Oppeln und das Wohlergehen der Einwohner konzentriert.”

 

Deutsches Schreckgespenst

 

Wie der Chef der Oppelner Deutschen zudem betonte, ergibt sich die Position der deutschen Minderheit primär aus einem Bedürfnis der Menschen, die darum gebeten haben. Er zeigte sich zugleich erstaunt darüber, dass der Stadtpräsident Oppelns sich auf eine nationale Rhetorik eingelasse und sich vermutlich aus seinen antideutschen Tönen mehr gesellschaftliche Unterstützung und Beifall erhofft habe. Ob seine Rechnung jedoch aufgehen wird? Bei Anhängern der PiS vermutlich schon, doch einem unbeteiligten Beobachter ist klar, dass angesichts mangelnder Argumente und einer inhaltlichen Vorbereitung des Stadterweiterungsprojekts die Stadtherren nun nach dem in Polen bewährten Trick greifen, die Deutschen als Schreckgespenst hinzustellen und nahezulegen, dass sobald etwas um uns herum schief geht, die Deutschen daran schuld seien. Herr Stadtpräsident: Dieses Mal werden die Menschen es Ihnen nicht abkaufen! Mit bloßem Auge ist zu sehen, dass Sie aus Mangel an Argumenten zunehmend verzweifelt sind. Es ist Dilettantismus und ein Versuch, anderen zu rauben, was sie sich hart erarbeitet haben.

 

„Die deutsche Minderheit und ein starkes Oppeln”

 

„Das Thema auf eine politische Bahn zu lenken ist gefährlich. Wir haben nicht deswegen an einer Gemeinschaft mitgebaut, um sie heute wegen kurzsichtiger und konjunktureller Ziele wieder zu zerstören”, appellierte Rafał Bartek. „Der stellvertretende Stadtpräsident Oppelns hat seine Ansprache auf der Pressekonferenz als ,Die deutsche Minderheit und ein größeres Oppeln’ tituliert. Wir antworten darauf mit unsere heutigen Stellungnahme ,Die deutsche Minderheit und ein starkes Oppeln’! Wir zeigen damit auf diejenigen Aspekte, durch die die Hauptstadt der Woiwodschaft Oppeln in den vergangenen Jahren deutlich profitiert hat und reicher geworden ist und dies der Anwesenheit der deutschen Minderheit in der Region verdankt. Angefangen mit der Höhe der Bildungszuwendungen, den vielen wirtschaftlich positiven Folgen und der Ansiedlung ausländischer Unternehmen in der Region, wobei viele dieser Unternehmen klargemacht haben, dass sie sich hier nur deshalb ansiedeln, weil ein erheblicher Teil der Bewohner in diesem Teil Polens die deutsche Sprache gut beherrscht, bis hin zu den kulturellen und sozialen Aktivitäten.”

 

Krzysztof Świerc

 

Zur Erklärung der SKGD gelangen sie hier:

Deutsche Minderheit und starkes Oppeln.

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