Das Landkreismuseum in Neustadt (Prudnik) lud Anfang September zu einem Geschichtsvortrag ein. Es ging um die Familie Fränkel-Pinkus, die im oberschlesischen Neustadt 1845 eine Leinenweberei gegründet hat. Historiker Dr. Robert Horning-Wistuba aus New York hat den Vortrag vorbereitet.
Das Familienunternehmen Fränkel-Pikus wuchs schnell und eröffnete weitere Filialen in Berlin und Augsburg, bis es zu einem der größten Textilproduzenten der Welt wurde. Der 1922 geborene Hans Josef Pinkus, der nach der Kristallnacht mit seiner Familie nach England floh und dort den Namen John Peters annahm, war in seiner Kindheit oft einsam – sein Vater war mit der Firma beschäftigt und seine Stiefmutter bevorzugte ihre zwei leiblichen Söhne.
Der Historiker Dr. Robert Horning-Wistuba aus New York hat ca. 2000 den Kontakt zu John Peters, dem letzten in Neustadt geborenen Enkel des Fabrikgründers Max Pinkus, aufgenommen. „Es dauert immer ein bisschen, bis Vertrauen aufgebaut wird. Ich war ja für ihn ein Fremder, der die Geschichte seiner Familie erforschen möchte“, erinnert sich Wistuba. Doch mit der Zeit ist das Vertrauen gewachsen: „Schade nur, dass wir uns nicht 20 Jahre früher kennengelernt haben, dann hätten wir noch einige gemeinsame Projekte mehr auf die Beine gestellt“, bedauert der Historiker. „John Peters hatte in der kommunistischen Zeit für eine britische Textilfirma verschiedene Aufträge innerhalb Polens absolviert. Damals kam er inkognito, so dass niemand ihn erkannte, nach Neustadt. Er hat einige Male die alten Villen und die alte Fabrik „Frotex“ gesehen. Ab und zu haben Bewohner von damals, Deutsche, ihn erkannt. Nach der Wende war John Peters gerne hier.“ John Peters verstarb im April dieses Jahres im Alter von 97 Jahren.
Die Treffen mit dem Historiker Dr. Robert Horning-Wistuba zur Geschichte der Familie Fränkel-Pinkus finden seit über 10 Jahren fast jedes Jahr im Museum zu Neustadt statt: „Ich habe hier mein Stammpublikum, das freut mich. Ich versuche immer wieder, die Vorträge interessant zu machen, auch mit ein paar heiteren Anekdoten, denn sonst wäre das Material zu trocken. Und tatsächlich, die Teilnehmer des Treffens haben aufmerksam zugehört, das war für mich ein Erfolg“, so der Historiker.
Manuela Leibig