Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wir sind auf alles vorbereitet

 

Die „Deutsch AG“ ist ein neues Projekt des Verbandes deutscher Gesellschaften, das aus im Jahr 2019 vom Bundestag zusätzlich bewilligten Mitteln für die deutsche Minderheit in Polen realisiert wird. Vor allem Schüler der letzten beiden Grundschulklassen sollen davon profitieren.

 

Wieso gerade die Schüler der 7. und 8. Klassen? Weil im Jahr 2018 das Bildungsministerium die Gesetze zum Unterricht der Minderheitensprache neu interpretiert hat und zu dem Schluss kam, dass in den beiden letzten Grundschulklassen, in denen eine zweite Fremdsprache eingeführt wird, Deutsch diese Rolle nicht übernehmen darf, wenn es vorher als Minderheitensprache in diesem Jahrgang unterrichtet wurde. Es galt also für die Eltern zu entscheiden, ob die Kinder in den letzten zwei Grundschuljahren Deutsch mit mindestens drei Unterrichtsstunden als Minderheitensprache lernen, dafür aber eine weitere Fremdsprache im Lehrplan erhalten, oder Deutsch mit nur zwei Stunden wöchentlich als Fremdsprache lernen. In den meisten Fällen haben sich die Eltern für die zweite Möglichkeit entschieden, um ihren Kindern, die sowieso schon viel Unterricht haben, nicht noch weitere Pflichtlektionen einer zusätzlichen Sprache aufzubürden.

 

Auf alles vorbereitet

Da kommt das neue Projekt – die Deutsch-AG – ins Spiel, bei dem die Schüler zwar in der Schule, aber außerhalb des Lehrplans, zwei weitere Deutschstunden kostenlos erhalten, um weiterhin in einem umfänglicheren Rahmen diese Sprache zu lernen. Bereits im vergangenen Sommersemester sollte alles anlaufen, doch dann kam das Corona-Virus. Die Schulen wurden geschlossen und der Lehrbetrieb auf online umgestellt. Die Vorbereitungen, also Treffen mit den Schulträgern und den Eltern, konnten nicht stattfinden. Sybilla Dzumla, die Koordinatorin des Projektes seitens des VdG, sagt aber, dass diese Zeit genutzt wurde, um sich auf alle Eventualitäten im neuen Schuljahr, das am 1. September beginnt, vorzubereiten:

 

„Wir sind nun auch auf eine Notvariante vorbereitet. Sollte es geschehen, dass die Schulen wieder geschlossen werden, können wir das Projekt trotzdem fortsetzen, da wir alle Materialien und uns selbst generell in jeder Hinsicht auch auf einen digitalen Unterricht vorbereitet haben“.

 

Zum Erfolg verdammt?

In ganz Polen wurden insgesamt weit über 200 Gruppen in über 100 Schulen gegründet, was zeigt, dass das Projekt bereits in den Startlöchern fast zum Erfolg verdammt ist. „In den meisten Schulen werden maximal zwei Gruppen, für jeden Jahrgang eine, ihre Arbeit aufnehmen. Wir haben aber auch Einrichtungen, in denen pro Klasse zwei Gruppen gegründet wurden. Dem liegt unser Prinzip zugrunde, dass wir die Gruppen klein halten wollen, bis max. 15 Schüler, damit der Unterricht, auch wenn er nur eine Ergänzung zu dem Lehrplan ist, so effizient wie möglich ist“, sagt Sybilla Dzumla.

Die meisten Anmeldungen kamen aus der Woiwodschaft Oppeln, gefolgt von der Woiwodschaft Schlesien. „Wir haben aber auch Anmeldungen aus den Regionen Ermland-Masuren, Pommern, Westpommern und Lebuser Land, was uns besonders freut, denn damit zeigt sich, dass die Deutsch- AG keineswegs nur in den von der Minderheit dichter besiedelten Gebieten angenommen wird, sondern auch in der sog. Diaspora“, sagt Sybilla Dzumla und gibt zu, dass die unterschiedlichen Anmeldungszahlen auch davon abhängen, ab wann und wie streng das jeweilige Bildungskuratorium in den unterschiedlichen Woiwodschaften die Neuinterpretation der Bildungsgesetze angewendet hat.

 

Sybilla Dzumla
Foto: Marie Baumgarten

 

Für die Zukunft

Die Deutsch AG wird also ab dem 1. September anlaufen, was für die Initiatoren eine erste heiße Testphase bedeutet. Sybilla Dzumla hofft, dass der zusätzliche Unterricht, der aus Grammatik, Wortschatz und Landeskunde besteht, gut bei den Schülern ankommt und sich für die nächsten Semester weitere Gruppen anmelden werden. „Informationen zu dem Projekt gibt es auf der Internetseite www.vdg.pl. Der klassische Weg geht zwar über die Schulen, sie melden die Kinder an. Manchmal sind es aber auch die Eltern, die sich zusammenschließen, auf die Schulen zugehen und auf Angebote wie die Deutsch-AG aufmerksam machen. Also, nur Mut!“, sagt Sybilla Dzumla.

Und die Redaktion des Wochenblattes wünscht allen Schülerinnen und Schülern, die in wenigen Tagen wieder in den geregelten Unterricht gehen, alles Gute, viel Erfolg beim Lernen und vor allem Freude daran, die Welt und ihre Geheimnisse kennenzulernen!

 

Rudolf Urban

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